Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
mich der Teufel: Ich bedang mir aus, noch vor der festlichen Tra u ung meine persönlichen Angelegenheiten ordnen zu dürfen. Ich versprach Enrico feierlich die Ehe, beschwor bei allen Heiligen, daß ich in zwei Monden in Otranto zu ihrem Vollzug eintreffen würde. – eine Vo r stellung, vor der mir so grauste, daß ich fast ohnmächtig wurde; dabei war der Admiral zwar schon an die Siebzig, aber noch rüstig. Er ließ mich meine verlogenen Beteuerungen – in wohlgeset z ten Worten, wie es einer Dame ziemt – seelenruhig bee n den, um mir dann herauszug e ben: ›Ihr seid keine Heilige‹, so weidete er sich an meiner Pein. ›Schwört mir bei Eurer fica, dem goldenen Vlies, das angeblich noch kein Mann besessen‹ – einige seiner Soldaten lachten laut, doch sein Blick brachte sie zum Schweigen –, »daß Ihr in genau si e ben Wochen – von heute an – zu Otranto in meinem Bette liegt!‹
    ›Ich schwöre bei meiner Möse, meinen Titten, meinem Arsch‹, sagte ich laut, und keiner lachte mehr, ›daß ich dann dort die Beine breitmachen werde, wie mein Gebi e ter es befiehlt!‹«
    Sie erwartete wohl, daß ich einen roten Kopf bekam ob dieses Ausbruchs ins Vulgäre, und das aus gräflichem Munde, denn Laurence lachte mir schamlos ins Gesicht.
    »Die heilige Clara – ich hatte das Privileg, diese Be t schwester deines Francesco kennenzulernen – hätte s i cher andere Worte gefunden. Mir lag der Strick um den Hals – und weißt du, William, wie schwer dann plötzlich dein Hintern wird? Drauf geschissen!«
    Ich schlug die Augen nieder.
    »Enrico ließ sich von meiner ehrlichen Absicht überze u gen. Wir hatten uns verstanden, meinte er wohl. Er küßte mir galant die Hand. Später erfuhr ich, daß er die Lacher unter seinen Leuten gleich danach aufknüpfen ließ. Mir streifte er einen kostb ar en Ring über, ein Familiener b stück der Pescatore, das ich heute noch in Ehren halte – sieh her!«
    Sie hob ihre faltige Hand und ließ den schweren Schmuck in der Sonne aufblitzen: ein von Saphiren eing e faßter länglicher Aquamarin, wie ich ihn in solcher Größe und Reinheit noch nie gesehen. Ich bestaunte ihn ehrfürc h tig und ausgiebig, schließlich muß man sich ja die Zuhöre r schaft extravaganter curricula irgendwie ve r dienen, doch ausgerechnet jetzt wurde nach mir gerufen, und zwar au f geregt und heftig. Ich sprang auf.
    »Was ist?« fragte unwillig Laurence, in ihren fernen Erinnerungen versunken.
    »Man ruft mich zum Essen!« stammelte ich mit gespie l ter Scham; denn mir schwante, daß etwas mit den Ki n dern war.
    »Ich erwarte Euch zurück«, sagte sie huldvoll, »sobald Ihr Euer schwaches Fleisch gestärkt habt.«
    Sie dachte wohl an den Degen in der Hose des ›rüstigen‹ Ad-mirals, der ihr nun statt des Stricks gewiß gewesen. Und ich eilte durch die Rudergänge der Triëre hinüber zum Steven, wo sich einige Matrosen und die aufgere g ten Zofen um Roç kümmerten, der auf den Planken lag und aus einer leichten Halswunde blutete.
    Yeza, ihren Dolch noch in der Hand, kniete bei ihm und bemühte sich, das quellende Blut aus der Wunde zu sa u gen. Sie tat es mit Sachkenntnis und einer wilden Ve r zweiflung, ihr Mund war blutverschmiert, und sie flüste r te: »Oh, Roç! Roç! Wenn du stirbst, gebe ich mir den Tod!«
    Da tauchte Guiscard wieder auf, der einen ganzen Stab in-einandergesteckter Dolche anschleppte, dazu ein Säc k chen mit Kräutern.
    »Er wird nicht sterben«, beruhigte er das kleine Mä d chen und reichte ihr ein Stück trockenes Moos. »Preß das auf die Wunde, bete ein Ave Maria, und –«
    »Kenn ich nicht«, entgegnete Yeza, die schon wieder Oberhand hatte, aber sie tat den Samariterdienst, wie ihr geheißen.
    »Dann sing ein Wiegenlied!« lenkte der Amalfitaner ein, doch jetzt wurde der blasse Roç wieder munter.
    »Ich bin kein Säugling«, murrte er, »ich brauch ’ keine Amme!«
    Er schob ihre Hand weg und preßte selbst das Gewächs auf die Schnittwunde, richtete sich auf und stellte sich leicht wankend wieder an den Mast, wo wohl das U n glück passiert war. »Zeig ihr, wie man werfen muß!«
    Der Amalfitaner nahm Yezas Dolch und wog das Heft in seiner Hand. Dann, mit einer blitzschnellen Bewegung, die keiner hatte kommen sehen, schleuderte er die Waffe direkt über Roç ’ Kopf in das Holz, kaum daß einem Blatt Platz über seinem Haar blieb.
    »Dies sind Wurfdolche, wie sie die Assassinen benu t zen«, erläuterte er den Kindern. »Deswegen wiegen die Griffe so

Weitere Kostenlose Bücher