Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
eingekerkert im Castel Sant ’ A n gelo oder sonstwo im Gewahrsam des Grauen Kardinals –«
»Wir verhalten uns aber so«, hielt Crean dagegen, »als hätten wir William zu unserer Verfügung!«
» „ Áãñáöïò íüìïò – oder die Illusion zur Realit ät erh o ben?« höhnte der Bischof. Crean ließ sich nicht beirren.
»In der Politik zählt die Behauptung als Tatsache. Also haben wir William, glücklich heimkehrend vom Hofe des Großkhans –«
»Was nur noch Pian beizubringen ist!« spöttelte della Porta.
»Für jeden Daumen findet sich eine Schraube«, schlug Gavin vor, »Ihr solltet Pian und Benedikt gegeneinander ausspielen, als erstes, so gewinnt man Zeit!«
Das gefiel dem Bischof. »Benedikt durch einen g e fälschten Geheimbericht verleumden, der Pian aufs Ärgste belastet – Yarzinth«, rief er wohlgemut, »das giftige Süp p chen wirst du uns kochen!«
»Aber wird denn dieser Pian beschwören, daß Roç und Yeza bei den Mongolen sind?« Hamo stellte plötzlich diese Frage, eingedenk daß er selbst einmal mit diesem Problem befaßt gewesen war, und zwar mit unrühml i chem Ausgang.
»Ach, mach dir keine Sorgen«, tröstete ihn der Bischof. »Pian muß heilfroh sein, daß wir die Natter Benedikt von seinem Busen reißen, egal was wir mit dem anstellen! Pest und Tod wird er ihm an den Hals wünschen.«
»Und Benedikt ist William!« überkam den Jungen die Erleuchtung.
»Und William muß sterben!« konstatierte Crean bündig.
Doch Hamo gab sich nicht geschlagen: »Wenn William aber tatsächlich in Rom im Kerker schmachtet, dann könnt ihr ihn doch hier nicht sterben lassen?«
»Hier stirbt der echte, Pian wird ’ s bezeugen«, belehrte ihn Crean. »Der im Castel Sant ’ Angelo ist ein Betr ü ger!«
»Tod vor aller Augen!« resümierte der Bischof belustigt. »Dazu wird uns noch etwas einfallen. Wenn Pian mi t spielt, kann er ihn noch vorher als William vorstellen, und danach wird er – ich meine Benedikt – sowieso mundtot gemacht und verscharrt.«
»Mundtot bitte schon vorher!« ermahnte Crean. »Und unter Hinterlassung eines Testaments gefälligst, einer reu i gen Beichte, daß er im Auftrag dunkler Mächte, ketzer i scher Weltverschwörung und so, die Kinder zu den Mo n golen gebracht habe …«
Doch Hamo war nicht einverstanden, und er gefiel sich, im grausamen Konzil der Älteren mitzureden. »Und wa r um Benedikt umbringen? Zwei Zeugen sind doch besser als einer!«
»Nein, schlechter!« bürstete ihn Gavin ab, der sich a n sonsten aus der Diskussion heraushielt. »Es könnte sie j e mand gegeneinander ausspielen!«
»Und«, fügte Crean ärgerlich hinzu, »wir haben immer behauptet, William, nicht er, habe Pian begleitet –«
»Also ist Benedikt eine Unperson«, schloß der Bischof die Erörterung ab. »Der wir nur noch einen spektakulären Abgang verschaffen müssen – Yarzinth!«
Der Koch war Hamo noch unheimlicher als zuvor. Mit seinen spitzen Fingern und undurchdringlichem Gesicht füllte er die Becher nach.
» ’ Áåß ã ἀ ñ å ῦ ðßðôïõóéí ïé Äéüò êýâïé!« Alle tranken, und jeder dachte sich seinen Teil.
Falsificatio Errata
Konstantinopel, Sommerresidenz, Sommer 1247
Das kleine Grüppchen, zwei Mönche auf Mauleseln samt ein paar Lasttieren, behängt mit Kisten, Truhen und S ä cken, und deren Treibern, näherte sich wohlgemut von Norden her Konstantinopel. Sie waren vom Gebirge hera b gestiegen; unter ihnen glänzte feucht der Bosporus. Aus dem Dunst erhoben sich die Mauern und Türme des mäc h tigen Byzanz.
»ÈÜëáôôá, ϑ Üëáôôá!« jubelte der Schm ächtigere, de s sen teigiges, bartloses Gesicht, von keinem Sonnenstrahl gebräunt – dafür sorgte schon der breitkrempige Pi l gerhut –, die Entbehrungen und Strapazen der weiten Reise wide r spiegelte. »Am Ende der áíÜâáóéò; das fast schon heima t liche Meer!«
Der Würdigere, eine mächtige Erscheinung mit walle n dem Rauschebart, ranzte ihn an, ohne sich umzuwenden: »Ich dachte immer, Euer Land, Benedikt, grenzt ans m a re balticum –«
»Überall ist Polen!« versicherte ihm der Gemaßregelte treuherzig. »Überall, Pian, wo uns statt Kumiz ein ordentl i ches Bier winkt, ein gedeckter Tisch mit Messer und G a bel, ein Bad und ein richtiges Bett!«
»Wie weit bist du eigentlich mit dem Schreiben meiner ›Ysto-ria Mongalorum‹ ? «
»Bis zum zweiundzwanzigsten Julius vergangenen Ja h res!« antwortete Benedikt, ohne überlegen zu
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