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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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genüßlich auf der Zunge zergehen, »wer hat ihn Euch beigesellt, wo ist er zu Euch gestoßen? In Lyon war er nicht dabei!«
    »Der Graue Kardinal«, schluchzte Pian, »Ihr wißt genau –«
    »Ich will es genau wissen«, sagte Crean, »und Ihr tätet besser daran, mit der heiligen Inquisition zusammenzua r beiten, anstatt Euch in Lügen zu verstricken –«
    »Ich habe nichts zu verbergen, das ist eine verleumder i sche Verschwörung gegen mich. Jemand will mich um die Früchte meiner Mission bringen! Helft mir doch, statt mich anzuklagen!« Der Legat war verzweifelt und trotzig z u gleich, der starke Mann dem Zusammenbruch nahe. »Ich habe nichts zu gestehen!«
    »Also, Pian«, wechselte Crean den Ton, »alles kann sich William ja nicht aus den Fingern gesogen haben, schlie ß lich ist es ja ein Wesen aus Fleisch und Blut, aus dessen mongolischer Jacke man dieses Geständnis herausgeschni t ten hat –«
    »Ein Scheusal, ein blutsaugendes Scheusal!« heulte der Legat noch einmal auf, aber es klang schon resigniert. Ei n sam, von allen verlassen, war er der Inquisition ausgeli e fert. Du mußt jetzt deinen Hals aus der Schlinge bringen, Pian, sagte er sich selbst. Nur der Inquisitor selbst ist noch dein Freund, streichelt deine vor Zorn zi t ternde Hand …
    »Gib also zu, Pian, daß William und diese Kinder mit dir in die Mongolei gereist sind – du mußt ja nicht gewußt haben, um was es ging. Wir drehen den Spieß um: Du schiebst die Initiative auf diesen ›William von Roebruk‹ alias ›Benedikt von Polen‹, der dich offensichtlich in seine üblen Machenschaften verstricken will. Nach den Kindern werden dich zu viele fragen; ihre Existenz, die auch dem Grauen Kardinal bekannt ist, ihre Reise zu den Mongolen sind in aller Munde: Du kannst sie nicht ve r leugnen! Sei froh, wenn wir ein Anerkenntnis des Will i am besorgen, daß er allein verantwortlich ist, damit mag er vor den höc h sten Richter treten! Steh du zu den Ki n dern; wir sorgen dafür, daß der Kerl den Mund nicht mehr aufmacht« – Crean seufzte ob der schweren Bürde, die er da in brüderl i cher Nächstenliebe auf sich nahm –, »und dieses dich so unangenehm belastenden ›Geständ-nis‹ wollen wir dann vernichten. William ist ein toter Mann!«
    »Um Gottes willen«, sagte Pian, von dem man hätte a n nehmen können, er wäre froh, daß ein so glimpflicher Ausweg aufgezeigt war, »ihm darf kein Leid gesch e hen!«
    »Wie? Ihr bittet um das Leben dieses Schurken?«
    Pian war es peinlich. »William – ich meine Benedikt – wie auch immer: William war mir vom Castel als Dolme t scher mitgegeben worden. Ich benutzte ihn, aus eitler B e quemlichkeit, auch als Schreiber. Ich diktierte ihm während unserer ganzen Reise meine ›Ystoria Mongal o rum‹, mein Lebenswerk, mit dem ich beim Heiligen V a ter Ruhm zu erwerben gedenke und Ehre bei allen Fürsten des Aben d landes; denn es gibt sonst keinen Bericht über das Leben und Treiben der Mongolen, vor allem nicht über ihre Ziele und Fähigkeiten, diese zu erreichen, ihre gesamte militär i sche Organisation. Ich habe es di e sem Menschen diktiert, wo ich ging und stand; er machte sich Notizen in seiner ›Kurz-schrift‹ wie er sagte, die ich nicht lesen kann. Er ve r sprach mir, es Zug um Zug ins Reine zu schreiben. Ohne diese Niederschrift bin ich ru i niert. – Ihr müßt doch seine Aufzeichnungen bei ihm gefunden haben -?« fragte Pian ängstlich; nicht mehr die soeben noch akute, kaum abg e wendete Bedrohung seines irdischen Lebenswandels inte r essierte ihn, nein, sein schriftstellerischer Nachruhm.
    »Gewiß«, beeilte sich Crean zu versichern, »die vielen Blätter wurden in seiner Truhe gefunden, alle voll mit u n leserlichem Gekrickel!«
    »Das soll er nun lesbar aufschreiben!« befand der Legat, der seine Autorität wiedergefunden hatte. »Eher will ich mich hier nicht vom Fleck rühren; ich werde krank bei dem Gedanken, der Kerl säße untätig herum und würde sich nicht die Finger wund schreiben!«
    »Beruhigt Euch«, sagte Crean, und diesmal war sein Stoßseufzer echt, »ich werde veranlassen, daß er sofort Tinte und Feder und bestes Pergament in die Zelle b e kommt –«
    »Und Schläge, wenn er nicht fleißig ist«, fügte der Legat patriarchalisch hinzu. »Danach möget Ihr mit ihm verfa h ren, wie es ihm gebührt! Erzählt mir von diesen Ki n dern!«
    »Gelegentlich«, sagte Crean unbewegt – er hatte die er s te Schlacht gewonnen. »Laßt mich jetzt Sorge tragen, daß

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