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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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wurden. Sie war eine ganz gewöhnliche Passagierin und völlig in die Bedeutungsl o sigkeit der Anonymität zurückgetreten.
    Das Kommando führte lauthals Guiscard, dem die Rolle des bizarren wie gottesfürchtigen Eigners zugefallen war. Er transportierte eine züchtige Nonnenschar auf Pilge r reise ins Heilige Land, und auffallend war höchstens die frem d ländische Schönheit der jungen Äbtissin.
    Clarion hatte Laurence zuliebe allen Schmuck abgelegt und tat sich durch besondere Ernsthaftigkeit im Gebet he r vor, zu der si e i hre ›Schwestern‹, die gräflichen Zofen und Kammerfrauen, jetzt auf Deck um sich versammelt hatte. Die lancelotti samt ihren Lanzenriemen, die Kat a pulte und überhaupt alles an Martialisches gemahnende Gerät waren tief unten im Kielraum verstaut, wohin man auch William samt den Kindern verbannt hatte.
    Laurence war vorsichtig; sie ließ Guiscard erst mal ein paar ihrer Vertrauten ausschicken, die prüfen sollten, ob die Luft rein sei vom ›schwarzen Fliegen-Geschmeiß‹, womit sie die Päpstlichen meinte.
    Das Schiff lag unweit des Eintritts der Cloaca Maxima ins Hafenbecken, was zwar etwas strenger duftete als die sonstige brackige, faulige Umgebung, aber einen nur wen i gen bekannten Vorteil bot. Laurence gehörte zu diesen w e nigen.
    Schräg gegenüber erhob sich immer noch auf hölzernen Stelzen das Freudenhaus; sie schickte einen verstohlenen Blick hinüber. Kein nacktes Bein, kein entblößter Busen zeigte sich lockend am Fenster, doch sie erinnerte sich des Geruchs aus dem Abwasserkanal, den man – mit zugeha l tener Nase – an die dreihundert Fuß hochwaten mußte, um an die Stelle zu kommen, wo hinter einem entfernbaren Gitter der Überlauf der Großen Zisterne des Kaisers Just i nian einmündete.
    Hatte man diesen unterirdischen Säulenwald erst einmal erreicht, konnte man fast an jeden Punkt der Stadt gela n gen; zumindest jeder Palast von Bedeutung hatte eine g e heime Verbindung mit dem Wasserreservoir, sei es durch Irrgärten von Naturgrotten oder ein ausgeklügeltes System begehbarer Aquädukte.
    Laurence nahm schnell Abstand von dem Gedanken, mittels dieser ungewöhnlichen und nicht unbeschwerlichen Methode dem Palast ihres Neffen, des Bischofs, zu erre i chen, aber es tat gut, um einen solchen Fluchtweg zu wi s sen. Zu oft in ihrem Leben hatte sie Hals über Kopf das Feld räumen müssen!
    Sie ließ ihre persönliche Habe, eine beträchtliche Anzahl von Truhen, Ballen, Kästen und Körben von den m o riskos aufladen , die sich ihr gern als Träger anboten, in Anbe t racht der ansonsten geringen Aussicht, dem dunklen Bauch der Triëre zu entrinnen. Auf die Mitnahme eine ihrer Kamme r zofen verzichtete die Gräfin, zumal diese Clarion als ›No n nen‹ zu dienen hatten. Ihr lag daran, möglichst rasch und unauffällig Abstand zwischen sich und den H a fen zu bri n gen.
    Es hätte ja doch sein können, daß jemand in ihr die ›Ä b tissin‹ wiedererkannt hätte. Vielleicht stand auf ihr inzw i schen hennagefärbtes Haupt ja noch immer ein Preis – und ob Olim, der Henker, noch seines Amtes waltete, war zu bezweifeln, wenn er überhaupt noch lebte. Die Triëre war ein zu auffälliges Schiff, prächtig in ihrer al t modischen Form, die sich mehr auf die Kraft der Arme als auf neueste Segeltechnik verließ. Schon hatten sich neugierige Gaffer am Kai versammelt.
    Vorneweg die Sänfte mit der Gräfin, setzte sich der Trupp in Bewegung. Die moriskos scheuchten die Leute zur Seite. Durch die ansteigende Altstadt ging ’ s hinauf zu den Klöstern und Palästen.
    Nicola della Porta, römischer Episcopus im griechischen By-zanz, lagerte zur späten Morgenstunde immer noch u n ter dem Baldachin seiner Bettstatt. Er teilte sich mit Hamo eine Schale frischer Trauben und Äpfel, welche Yarzinth ihm schon vorgeschält hatte.
    »Ich habe deinen Künsten und Rezepturen immer ve r traut«, wandte er sich an seinen Koch, »doch aus unserer Sommerresidenz erreicht mich die betrübliche Nachricht, daß Pian blaß und elend sei?«
    »Ich lasse ihn auf das Beste bekochen, schicke sogar L e ckerbissen aus unserer Küche täglich auf den Tisch«, ve r wahrte sich der Koch. »Der Herr Präzeptor hat schon vier Pfunde angesetzt, doch bei dem Herrn Legaten schlägt ’ s nicht an. Er grämt sich, weil er nichts Geschri e benes zu sehen bekommt und sich sorgt, daß seine Tat a renlegende niemals das Auge eines staunenden Lesers zum Leuchten bringen wird. Er jammert Schimpf und Schande

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