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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hinunterführen. »Morgen nacht ist Generalprobe. Êáéñüí ãíþèé!« Der Bischof fol g te ihm eiligst.
    Aus dem Hintergrund löste sich Yarzinth. Er schenkte dem als einzigem zurückgebliebenen Präzeptor nach.
    Gavin betrachtete skeptisch das Instrumentarium, die in den Himmel ragenden aufgehängten Rohre. Er hatte B e denken ob dieses ihm arg überhastet erscheinenden En t schlusses, den der Alte in einsamer Wacht gefällt hatte. Er mochte ihn nicht der Scharlatanerie zeihen, Turnbull hatte sich immer schon vom Lauf der Sterne beeinflussen lassen, solange er ihn kannte. »Wir gehen aufregenden Tagen en t gegen, Yarzinth!« sagte er seufzend.
    »Stunden!« entgegnete der Koch höflich. »Minuten, Augenblicke! – Von Lilith, dem schwarzen Mond im Sko r pion, im bösen Quadrat zum Jupiter wie auch die Sonne verdunkelnd, vom peitschenden Schwanz des Drachen, cauda draconis, hinter der Mondin hat der Herr nichts g e sagt!«
    »Oder er hat sie nicht gesehen! – Gute Nacht, Yarzinth!«
    Der letzte Gang
    Konstantinopel, Herbst 1247 (Chronik)
    »Adjutorium nostrum in nomine Domini.«
    »Qui fecit coelum et terram.«
    Im Kellergewölbe verdrängte das Morgengrauen zöge r lich die Schleier der Nacht. Es war Herbst geworden, und die Stunde der Frühmette fiel längst wieder in diese düste r trübe Dunkelheit. Lorenz von Orta, mein freiwilliger Helfer in der Feder, hatte uns geweckt, um die Vigil zu beten.
    »Benedikt? Ist Benedikt noch da?« murmelte Yeza angstvoll im Halbschlaf und schloß die Augen beruhigt wieder, als sie den Polen unweit ihrer Lagerstätte knien sah.
    Ich war eifersüchtig auf ihre plötzliche Hinwendung zu dem blassen Mönch. Auch Roç hatte ihn gestern abend vor dem Einschlafen eindringlich angefleht, den Raum nicht zu verlassen, als wenn sein Glück davon abhinge. Wie hatte sich der Pole in die Herzen der Kinder gesto h len? Gleich schämte ich mich meiner Mißgunst und e r legte mir noch ein Ave Maria auf, in das ich alle, auch Benedikt, ei n schloß. Möge die Mutter Gottes uns beh ü ten! Amen!
    Lautlos war Yarzinth eingetreten und hatte unser Früh s tück, heiße Milch und für jeden einen Eierfisch, hing e stellt und sich wieder zurückgezogen. Der Essensduft weckte die Kinder, und so nahmen wir gleich nach Einnahme der Mahlzeit unsere Arbeit auf. ÌÝãá âéâëßïí, ìÝãá êáêüí .
    Lorenz begann mit dem Schreiben, wir lösten uns in Quint-Abständen ab, so daß ein jeder ohne Schonung der Fingergelenke die Feder rasant über das Pergament ta n zen lassen konnte, während der andere die nächste spitzte, Ti n tenkleckse und Fehler beseitigte.
    »›In der ganzen Welt‹«, diktierte Benedikt, ›»gibt es weder bei den Laien noch bei den Ordensbrüdern gehors a mere Untertane n a ls die Tataren. Sie lügen nicht, niemals stoßen sie Scheltworte gegeneinander aus. Wenn sie stre i ten, artet der Zank niemals in Tätlichkeiten aus, Körperve r letzung oder gar Totschlag kommt unter ihnen nie vor noch Dieberei – und obwohl sie wenig Lebensmittel haben, te i len sie dieselben gern miteinander –‹«
    »Hör auf!« unterbrach ich ihn. »Haben Engelchen U n garn verwüstet, die Männer geschunden, die Frauen g e schändet?« Mit Rücksicht auf die Kinder sparte ich mir drastischere Details. »Ob soviel Lauterkeit und Güte muß ein Christenmensch ja vor Neid erblassen!«
    »›Neid kennen sie auch nicht‹«, lächelte Benedikt, »›noch Ehebruch und Hurerei! Doch bedienen sie sich im Scherz, und da stehen die Frauen den Männern nicht nach, recht schandbarer und unzüchtiger Worte. Tru n kenheit gilt ihnen als ehrenvoll. Wenn jemand allzuviel getrunken hat, erbricht er sich auf der Stelle und trinkt dann aufs Neue!‹«
    »Das klingt schon menschlicher!« lachte Lorenz. »Mir scheint, deine Tataren haben zwei Gesichter: ein liebes für ihr friedliches Leben untereinander und eine grausame Fratze für ihren Umgang mit anderen Völkern …«
    »Da hast du recht«, sagte Benedikt nach einigem Nac h sinnen, »sie fühlen sich als das auserwählte Volk und b e trachten den ›Rest der Welt‹ als Sklaven –«
    »Und Ritter gibt es nicht?« fragte Roç, der gebannt g e lauscht hatte.
    »Nein«, erklärte Benedikt, »nur Reiter – Zehntausende, Hunderttausende!«
    »Wie langweilig!« Damit war für den Jungen das Thema erledigt.
    »›Aber auch in ihrem Äußeren unterscheiden sich die Tataren von allen übrigen Menschen …‹ « Er hielt inne, weil sich die eiserne Tür

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