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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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öffnete und Hamo einließ , der schon oft als stiller, aber interessierter Zuhörer uns Gesel l schaft geleistet hatte. Spürte e r s eine Zugehörigkeit zu di e sem Volk, dessen Blut in seinen Adern rann – ohne daß er es wußte? Ich beobachtete ihn nur verstohlen in der peinl i chen Sorge, mein Wissen um seine Herkunft könnte sich verräterisch bemerkbar machen.
    Benedikt fuhr fort: » ›… denn der Abstand zwischen den Augen und Wangen ist breiter als sonst bei den Me n schen, – auch stehen ihre Backenknochen ziemlich weit von der Kinnlade ab. Ihre Nase ist platt und ziemlich klein -‹«
    »Wie Hamo!« kreischte Yeza vergnügt, verstummte aber wieder, als sie der Störung gewahr wurde – und vor allem bar jeden Beifalls blieb.
    » ›… die Lider ihrer nicht besonders großen Augen sind bis zu den Brauen heraufgezogen. Sie haben eine schla n ke Taille und ihr Bartwuchs ist schwach entwickelt!‹«
    »Wirklich wie Hamo«, ließ sich jetzt auch Roç herbei in die Kerbe zu hauen, »wenn ich an den Schnurrbart vom Roten Falken denke!«
    Der Vergleich ärgerte den Sohn der Gräfin sicher mehr als alles andere, mußte er ihn doch daran erinnern, wie se i ne Ziehschwester Clarion auf diesen Araber geflogen war.
    »Frauen«, versuchte ich die Situation zu retten, »Frauen zählen nicht die Barthaare, für sie zählt –« Ich kam nicht dazu es ihm mitzuteilen.
    »Frauen«, sagte Hamo, »können nicht rechnen, nicht schreiben, nicht denken; ich will keine!«
    »Bravo«, sagte Lorenz. »Du sparst dir viel Ärger!«
    »›Bei den Mongolen‹«, fuhr Benedikt fort, »›darf jede r mann so viele Frauen nehmen, wie er unterhalten kann, zehn, fünfzig, hundert!‹«
    »Dann will ich nicht heiraten!« unterbrach ihn Yeza. »Ich kann alles, was ein Mann kann, und Kinder kriegen d a zu!«
    »Ohne Mann?« lachte Hamo sie aus, doch da ging Roç dazwischen.
    »Sie hat ja mich«, erklärte er die Autonomie seiner Spielgefährtin, die ihn zwar wurmte, die er aber gegen Dritte verteidigte.
    »Seid ihr nicht Geschwister?« fragte Benedikt argwö h nisch.
    »Das werden wir sehen, wenn wir Hochzeit machen!« verblüffte ihn Yeza, und Benedikt beeilte sich, zu seinen Mongolen zurückzukommen, deren schlechtes Beispiel ihm hier helfen mochte, die Moral der Kirche hochzuha l ten:
    »›Diese Tataren dürfen ihre Verwandten heiraten, mit Ausnahme der leiblichen Mutter, der eigenen Tochter und der Schwester von der gleichen Mutter. Im Todesfall des Vaters sind sie sogar verpflichtet, dessen Frauen, außer der eigenen Mutter, zur Ehe zu nehmen –‹«
    »Gott sei Dank«, sagte Hamo, »daß es diese eine Au s nahme gibt!«, und alle lachten. »Wie hat die Gräfin g e tobt«, gab er jetzt zum Besten, »als sie heute morgen die Kinder nicht im Pavillon vorfand. Sie hatte eigens Gui s card mitgeschleppt, der mit der Axt die Luke von unten au f schlagen mußte, grad daß ich noch entwischen konnte –«
    Die Schlüssel rasselten vernehmlich in der Eisentür, und herein trat der Komtur der Deutschen, den ich und die Ki n der seit Otranto nicht mehr gesehen hatten. Sie e r kannten ihn sofort.
    »Onkel Sigbert!« rief Yeza, sprang ihm an die breite Brust und warf ihre Arme um seinen Hals. »Admirabel toll, daß du da bist!«, und sie zog ihren Dolch und fuchtelte damit vor seinem grauen Bart herum, worauf auch Roç mit Pfeil und Bogen vor ihn trat.
    »Oho«, dröhnte der mächtige Teutone, »mein kleiner Ritter!«, und er hob den Jungen auf seinen anderen Arm. Er wäre sicher den Kindern ein guter Vater gewesen, wenn nicht die Wirren der Kreuzzüge ihn dazu gebracht hätten, die vermißte Geborgenheit einer nie gegründeten Familie im Orden der deutschen Schwertbrüder zu s u chen. Sein Herz hing an den Kindern, und sie fühlten das, so rauh auch sein Äußeres war.
    Auch Hamo entsann sich seiner Gespräche mit dem Ri t ter, der ihn – wohl in Abstimmung mit der Gräfin – für den Orden hatte gewinnen wollen. Der Stachel gegen seine Mutter hingegen saß so tief, daß er ihn mit Trotz begrüßte, indem er fortfuhr: »Stellt Euch vor, wie sie ins bischöfliche Schlafgemach stürmte, voller Empörung, eine Henne, der man ihre Küken geraubt, wie Nicola, noch im Nachtg e wand, die Protestierende von seinem Leibkoch vor John Turnbull bringen ließ, der ihr mit wackelndem Hals« – Hamo machte mit seinem mimischen Talent auch den A l ten nach – »die Leviten las!«
    »Hamo«, grollte der Komtur, »ein Mann macht weniger Worte. Und ein Ritter

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