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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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stellt keinen anderen bloß!« Hamo schwieg beschämt. »Die Frau Gräfin und ihr alter, treuer Freund John Turnbull wurden sich auf der Stelle einig«, fuhr Sigbert fort, »sowohl in der Sache wie im Zeitplan. Es bleibt bei Sonntag!« Da der Herr von Öxfeld mit di e ser Ankündigung bei uns allen auf Unverständnis stieß, sah er sich genötigt hinzuzufügen: »Damit ist eure Arbeit binnen zweimal zwölf Stunden beendet.«
    »Das schaffen wir nicht!« klagte Benedikt und suchte bei mir und Lorenz Hilfe, doch Sigbert war ein Mann w e niger Worte.
    »Faß dich kürzer, Mönchlein«, raunzte er, »je knapper, desto mehr werden ’ s lesen!« Der Komtur stapfte von da n nen.
    »Vorwärts!« rief Lorenz. »William, die Reihe ist an dir!«
    »›In den Kampf‹«, diktierte Benedikt, »›schicken sie vornweg gern kriegsgefangene Angehörige unterjochter Stämme; flieht einer aus der Reihe, werden alle niederg e macht. Um ihre Zahl größer erscheinen zu lassen, se t zen sie in den hinteren Linien auch Puppen auf die Pfe r de, die zusammen mit den berittenen Frauen und Kindern von we i tem eine gewaltige Streitmacht abgeben.‹«
    »Dürfen Mädchen mitkämpfen?« wollte Yeza wissen.
    »Die Frauen reiten und galoppieren genauso geschickt wie die Männer, sie lernen das schon als Kinder, genau wie das Boge ns chießen, da alle, Jungen wie Mädchen, Hosen tragen und die gleichen Kittel –«
    »Du hast mir eine Hose versprochen«, unterbrach ihn Yeza und deutete auf die messingbeschlagene Reisetruhe des Polen, in der sie die ersehnten Beinkleider wußte, doch Roç kam ihr dazwischen.
    »Sag ihr erst noch, daß Mädchen auch in Hosen nicht mitkämpfen dürfen«, verlangte er störrisch. »Auch wenn sie mit Pfeil und Bogen umgehen können, schießen sie nicht so gut wie Männer – sag es ihr!«
    »Sie bilden die Nachhut und greifen in den Kampf nur ein, wenn die Männer feige flüchten sollten, was aber nicht vorkommt, weil sie dann zur Strafe doch getötet würden!«
    »Die Hose!« sagte Yeza beharrlich. »Gib sie ihr, damit wir vorankommen!« schlug Lorenz vor, und Benedikt öf f nete die Riegel der Kiste, ihr gewölbter Deckel schwang auf, und er begann in den Tüchern, Teppichen und allerlei Gefäßen und anderen Gebrauchsgegenstä n den zu wühlen. Es kam ein Kinderhut zum Vorschein, mit einer Krempe aus Samtbesatz, mit gelber Seide g e faßt, die Blumen waren eingewebt, die Blätter Applikat i on. Oben hatte er einen roten Knopf aus Koralle. Ben e dikt setzte ihn sich kokett aufs Haupt, doch Yeza ließ sich nicht ablenken.
    »Ist das die Hose?« insistierte sie, als der Mönch einen verschnürten Ballen heraufbeförderte.
    »Eine Ringerjacke«, erläuterte der Pole murmelnd und legte sie in den Deckel. Sie war mit einem Drachen aus Seide bestickt und saß auf einem breiten Gürtel aus L e der, mit metallenen Nägeln verziert. Roç jubelte.
    Dann kamen Stiefel aus rotem Leder, besetzt mit bunten Streifen und innen mit grünem Seidenfutter, fein pasp e liert. Dann Kleider aus Samt und Seide, reich bestickt mit Perlen und mit Goldfäden durchwirkt. Am Saum ein Fries aus Wogen und Bergen aus Türkisen und Krista l len.
    »Das Muster nennen sie ›ewiger Knoten‹«, erklärte B e nedikt, stolz auf sein Wissen.
    Es folgten Hauben, Kopfschmuck, Pektorale und Futt e rale für die Zöpfe – ein Stück kostbarer als das andere, alle aus getriebenem Gold oder Silber, aufs Feinste ziseliert, und mit Edelsteinen bedeckt.
    »Botag!« rief Lorenz. »Das ist der große Festschmuck für verheiratete Frauen!«
    »Und die Hose?« Yeza stampfte mit dem Fuß auf, wä h rend Hamo andächtig eine solche Kappe aufsetzte. Es sah aus, als hätte er nie etwas anderes getragen, dabei war es gar nicht für Männer gedacht.
    Schließlich fischte Benedikt ein Paar Hosen aus dem u n tersten Teil der Kiste. Es waren schlichte Filzhosen, an den Knien abgesteppt und mit Leder geschützt, ein feiner roter Streifen betonte die Seitennaht – alles ganz einfach, doch die Freude Yezas war grenzenlos. Sie schlüpfte in die H o senbeine, die Maße stimmten, auch wohl weil ihr Vorgä n ger ein schlanker Mongolenknabe gewesen sein mußte, nur in der Taille waren sie etwas zu lang, wesw e gen ich sie umkrempelte. Sie fand auch sofort eine Se i tentasche für ihren Dolch und hüpfte glücklich herum, zumal Benedikt ihr noch ein Paar von diesen spitz zulaufenden Fellstiefe l chen schenkte, deren Stulpen innen mit Pelz gefüttert wa r en und in die sie die Hosen

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