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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Sig-berts tönte ein kräftiges Schnarchen.
    So gut und fest wie der Komtur schliefen längst nicht a l le in dieser Nacht. Die Gräfin plagten Alpträume. Sie wachte immer wieder schweißgebadet auf und machte sich Vorwürfe, daß sie nicht längst mit den Kindern diese Stadt verlassen hatte. Mal sah sie ihre Triëre, Clarion winkend an Deck, mit geblähten Segeln enteilen, ohne daß sie selbst an Bord war; mal befahl sie den Ruderern in höchster Not, sich in die Riemen zu legen, aber kein Ruder ragte aus den Flanken des Schiffes …
    John Turnbull hatte gar nicht geschlafen. Er versucht ger a de, die wirr auf ihn einstürzenden Blasen quälender Uns i cherheit, Brok-ken der Furcht, funkelndes Ster n gesplitter der Verheißung unter eine gemeinsame weiche, einschl ä fernde Decke der Hoffnung zu betten, als Gavin in sein Zimmer trat.
    »Was hat sie von mir gewollt?« überfiel er den erschr o ckenen Alten.
    »Nichts!« murrte Turnbull. »Sie hat nicht einmal nach Euch verlangt – mich hat sie aus dem Bett holen lassen!«
    »Und?« forschte der Präzeptor ärgerlich und trommelte mit den Fingern nervös auf seinem Schwertknauf.
    John richtete sich auf. »Ihr Befehlsholz klopfte Mißbi l ligung, und ihre Stimme erteilte mir Verweis – und das nach allem Einsatz, den ich für die Bergung und die G e borgenheit der Kinder geleistet habe!« Der Alte war tief gekränkt. › »Hängt Ihr noch immer den Hirngespinsten an ‹ , hat sie gesagt, › die Ihr vor nunmehr drei Jahren unautor i siert, was Inhalt und Empfänger betraf, als »Großen Plan« leichtsinnigerweise schriftlich abgesondert habt? ‹ Ich konnte sie ja nicht sehen, aber die Grande Maitresse spie Gift und Galle. › Wie konnten wir nur annehmen, Ihr wü r det mit dem Alter vernünftig werden? ‹ – › Elia hat das P a pier nie erhalten ‹ verteidigte ich mich. »Aber das C a stel! ‹ rügt sie mich. › Wir in eigener Person mußten es doch aus dem Archiv entfernen und fanden nur eine Kopie. Wie e r klärt Ihr Euch das? ‹ Diese Erklärung konnte ich Ihr nun wirklich nicht geben, was sie mir wohl als Verstocktheit ausgelegt hat. › Bildet Ihr Euch ein ‹ , fuhr sie mich an, »unausgegorene Maische ergibt allein durch heftiges G e stampfe einen klaren Wein? ‹ – › Soll ich die Ernte etwa weg-schütten? ‹ halte ich dagegen. › Lagern ‹ , sagt sie, › in abgedichteten Fässern und schweigen, statt alle Welt zum bacchantischen Fest zu laden. ‹ Damit war ich entlassen.«
    »Und wie wollt Ihr Euch nun verhalten? Blast Ihr die Vorstellung ab?«
    »Ich denke nicht daran!« krächzte Turnbull. »Visier ru n ter und durch! Angriff ist die beste Verteidigung!«
    »Eure beste Verteidigung!« verbesserte ihn der Templer. »Doch wenn sie fehlschlägt?«
    »Ich zähle auf meine Freunde, ich zähle auf Euch, G a vin. Ein Rückzug würde der Ehre – der Ehre der Kinder – jetzt mehr schaden als der Tod!« Turnbull geriet dem nüc h te r nen Präzep-tor in eine gefährliche Schwärmerei. »Laßt uns den Kreis um sie schließen und unsere Schwerter zi e hen –«
    »Zum letzten Gefecht, John, ist es noch zu früh. Die Kinder sind zu jung, sie sollen ihr Leben noch vor sich h a ben! einem alten faidit, wie Ihr es seid, Hasardeur seines Lebens immerdar, mag ein solch stolzes Untergehen mit wehender Fahne wohl erstrebenswert scheinen, den Ki n dern wünsch ’ ich es nicht!« So unrecht hatte die ›Grande Maitresse‹ doch wieder nicht, dachte Gavin. »Wenn Ihr, John, die Präsentation der königlichen Kinder für unwide r ruflich erachtet, dann laßt doch wenigstens Umsicht wa l ten, so Ihr Vorsicht verschmäht!«
    »Ich sag ’ ja, laßt uns einen undurchdringlichen Ring um sie schließen, sie mit unsern Leibern schützen! Schwört mir das?«
    »Das kann ich Euch versprechen!«
    »Baucent à la rescousse!« rief der Alte grimmig erfreut, »Jetzt laßt mich noch etwas schlafen!«
    Yarzinth hatte Styx von seinen Fußfesseln befreit, und der Hund lief an der Kette hinter ihm her, immer noch mit der Kappe aus Strick über dem Kopf, die Hamo ihm g e knüpft hatte. Sie ließ sich nicht abstreifen.
    Sie waren an der Außenmauer des Kallistos-Palastes a n gelangt, an der Stelle, wo der Satyr-Brunnen eingelassen war. Yarzinth schaute sich um, ob auch niemand sich auf der einsamen Allee zeigte. Dann stieg er auf den Becke n rand und hielt mit dem Handballen das Wasser auf, das dem Hals der Amphore entströmte. Styx versuchte von dem Naß aus der Muschel zu

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