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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Kirche für Würdigere auf, begrabt den da« – er wies auf Benedikt –, »und seid gewiß«, lächelte er le i se, »daß auf Vitus von Viterbo im Castel von Sant ’ Angelo einer wartet, der ihm ein furchtbarer Richter sein wird, weit schauderhafter als der Henker von Konstantinopel! Legt ihn endlich wieder in Ketten!«
    Da ließ sich Vitus blitzschnell zu Boden fallen. Die So l daten dachten, er sei gestürzt. Als sie ihn wieder aufricht e ten, funkelte plötzlich die Waffe in seiner Hand: der Dolch des Assassinen, den sein Auge erspäht hatte! Sie wichen zurück, und Vitus sprang mit einem Satz in die Fensteröf f nung.
    »Dahin bringt Ihr mich nicht zurück!« rief er, bereit zum Sprung. »Weder du, Ascelin, du erbärmlicher Knecht, du Versager – noch du, Yves, Totschläger von Königs Gn a den!«
    Vitus warf einen raschen Blick hinter sich, um die En t fernung für seinen Sprung richtig abzuschätzen, die Schr ä ge und Ziegelstärke des Vordaches bedenkend. Als seine Augen zurückglitten, sah er direkt unter sich, wie eine E i dechse an der Mauer klebend, den jüngeren der Assassinen.
    Keiner auf der Bühne bemerkte etwas, Vitus konnte sich nicht helfen – mit einem einzigen ruhigen Schnitt durc h trennte die Klinge des Assassinen ihm beide Fußsehnen. Ohne noch einen Schrei hervorzubringen, stürzte Vitus rücklings aus dem Fenster, schlug aufs Vordach auf und blieb mit zerschmetterten Gliedern auf der Treppe vor dem Eingang liegen.
    »Er hat sich selbst gerichtet«, sagte Ascelin leise. »Ihr habt es alle gesehen!« wandte er sich an die erschrock e nen Soldaten.
    »Ihr kommt mit uns, Pian del Carpine«, sagte Simon, »doch vorher gesteht uns endlich –«
    »Ich gebe nur dem Papst selber noch Rechenschaft!« bellte ihn der verstörte Missionar an, und da Yves der Br e tone jetzt auch die Bühne betreten hatte, um als einz i ger einen Blick aus dem Fenster zu werfen, rief ihm Pian laut zu – es war ein Hilferuf: »Ich stelle mich unter den Schutz des Königs von Frankreich! Bringt mich nach Lyon!«
    Simon ließ von ihm ab. Sein Blick fiel auf John Tur n bull, für ihn unerreichbar hinter der Templermauer.
    »Und der Gral?« höhnte der Dominikaner. »Was ist der Gral?«
    Mit einem raschen Griff hatte Simon das Tuch vom A l tar weggezogen, als wäre darunter das Geheimnis verbo r gen. Doch da war nur nackter Stein, Er ließ das blutbe f leckte Laken achtlos falle; es bedeckte das bleiche Antlitz des Benedikt von Polen, an den schon keiner mehr dachte.
    Die Päpstlichen zogen mit leeren Händen ab. Yves der Bretone geleitete den geknickten Pian aus dem Saal, nac h dem der seine Kisten gepackt und sich vergewissert hatte, daß sowohl der Brief des Großkhans als auch seine ›Yst o ria Mongalorum‹ wohlbehalten darinnen waren. Bedienst e te des Bischofs trugen sie ihm nach. Die Tem p ler nahmen sich des alten Turnbull an, Gavin verabschiedete sich knapp von seinem Gastgeber. Er sah unter der hohen Tür des Saales Sigbert auf sie warten.
    Trionfo Finale
    Konstantinopel, Hafen, Herbst 1247 (Chronik)
    Als sie das Fahnentuch über mich breiteten, streifte ein Hauch mein Gesicht – wankend schwebte mein Körper schwerelos von dannen. Doch die Tatsache, daß ich ihn verspürte, ließ mich denken, daß ich vielleicht immer noch nicht verschieden sei; daß ich darüber zu reflektieren ve r mochte, bestärkte mich in dem Gedanken – dabei war ich mir mit meinem Ableben doch schon so vertraut. Daß es sich um die Fahne von Otranto handelte, stellte ich erst später fest, als ich mich entschloß, meine Augen wieder zu öffnen, die mir Gavin so fürsorglich verschlo s sen. War es nicht auch der Templer gewesen, der zu B e ginn meiner Abenteuer, bei Loba, der Wölfin, mich durch todesähnliche Ohnmacht begleitete, mich dann den Ki n dern beigab, die seither mein Schicksal bestimmten? Damals hatte es mir nur einen Knuff versetzt, der mich hätte warnen sollen, diesmal hatte es mich schlimmer erwischt. Ich spürte, wie die Lähmung prickelnd au s m einen Gliedern wich. Der Stich des Assassinen hatte wohl auch Gift enthalten, wah r scheinlich hatte er mir das Leben gerettet, mich vor Wun d krampf und Ausbluten bewahrt, mir vor allem die Schme r zen erspart, denen mich die rüde Behandlung von Vitus und seinen Spie ß gesellen ausgesetzt hatte. War ich in ihre Hände gefallen? Wer trug mich wie ein schwankendes Schiff, wo war ich?
    Wie fernes Rauschen vernahm ich den Tritt Marschi e render, die mich geleiteten, das

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