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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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einmal während dieses ›letzten Dien s tes‹ aus den Augen gelassen: »Finger weg, Minorit!« zisc h te er, um dann mit voller Lautstärke hinzuzuf ü gen: »Oder wollt Ihr der Kurie ein weiteres Dokument unterschlagen?« Er sprang hinzu und riß dem verdatterten Pian das Schre i ben aus der Hand.
    »Laßt hören!« sagte Ascelin, und sein Mitbruder entrol l te es. »Ein Legat – seiner Heiligkeit Innozenz IV –«, übe r mittelte Simon den Inhalt stockend, »– gegeben zu Sutri in der Vigilia des Heiligen Petrus A.D. 1244 …«
    »Jetzt erinnere ich mich«, sagte plötzlich Ascelin, nac h dem er noch einen Blick auf das Gesicht Williams gewo r fen, »es war im Juli, der Heilige Vater auf seinem Weg nach Lyon, ja, der Kerl war in Sutri!«
    »Fälschung!« schnaubte Vitus, den seine Bewacher mit Mühe zurückhielten.
    »Das würde um so mehr beweisen, daß William von Roebruk unbedingt die Kinder zu den Mongolen –«
    »Nie war er dort!«
    »Aber die Kinder?« Ascelin ging so sanft mit Vitus um, als zählte der für ihn auch schon zu den Verblichenen.
    »Erst recht nicht!« keuchte Vitus, der Eisenring hatte seinen Hals bös ’ geschunden bei jeder Untat seiner Hä n de, und nun waren Kiefer und Nacken dick geschwollen. »Fragt sie doch!« setzte er höhnisch hinzu; denn er war der erste, der die Otrante r v on der Treppe her in den inzw i schen ziemlich entleerten Saal strömen sah.
    Abgesehen von den Schlüsselsoldaten, die unten vor der Bühne mit nassen Füßen im knöchelhohen Wasser sta n den, mit dem der Marmorestrich geflutet war, und sich ärgerten, daß der Legat es nicht zuließ, ihre Überzahl gegen das Du t zend arrogante Templer da oben einzuse t zen, waren im ›Mittelpunkt der Welt‹ immer noch einige besonders Har t näckige, Übereifrige und unstillbar Ne u gierige geblieben, die ins Gebet versunken, singend, trommelnd oder in Ek s tase tanzend für eine ausreichende Geräuschkulisse sor g ten, so daß niemand das Waffenra s seln und die Tritte der Soldaten gehört hatte. Der Zug bewegte sich schweigend vorwärts, an seiner Spitze ging furchtlos der Knabe.
    »Laßt die Waffen stecken!« befahl die rauhe Stimme des Prä-zeptors, als er sah, daß einige der Päpstlichen zu i h ren Schwertern griffen. Sie gehorchten dem fremden B e fehl sofort; denn die Mienen derer von Otranto verrieten, daß sie keine Gefangenen machen würden, und die alles übe r ragenden Lanzenruder hielten grimmig nach vorwi t zigen Händen Ausschau. So wichen die Päpstlichen unten so g leich zur Seite, der Legat und die seinen auf der Bühne bis in den Schutz der Templermauer, während die Soldaten im Saal sich furchtsam auf die Ränge zurückz o gen.
    Nicht einmal Vitus gab einen Laut. Es fiel kein Wort, das Singen und Trommeln hatte schlagartig aufgehört, alle starrten auf Roç, der ohne die geringste Unsicherheit zu zeigen, zwischen die Schlüsselsoldaten getreten war, sich von Hamo die Fahne reichen ließ und das Tuch voller Ernst an seine Lippen führte.
    Hamo wollte es ihm gerade nachtun, weniger verärgert als tief beeindruckt von dieser Geste des Jungen, auf die er nicht gekommen war, als sich die Augen aller auf den Au s gang richteten. Wache hielt dort in der offenen Tür die mächtige Gestalt des deutschen Ordensritters, auf sein bre i tes Schwert gestützt. Von seiner Seite löste sich jetzt die zierliche Figur Yezas. Sie schritt ganz allein durch den le e ren Saal, bis sie in dessen Mitte angelangt war. Sie blieb stehen und richtete den Blick ihrer grünen Augen fest auf die Bühne, bis sie die von Vitus gefunden hatte, der sie haßerfüllt anstarrte, aber keinen Ton h e rausbrachte.
    Mit einer anmutigen Gebärde der Demut beugte Yeza das Knie. »Wir beten«, sagte sie fest und kniete nieder.
    Da fielen die Leute im Saal auf die Knie, einer nach dem anderen, es war wie eine sanfte Woge, die durch die Me n schen ging. Ihr konnten sich auch die auf der Bühne nicht entziehen.
    Die Templer machten den Anfang – wenn auch nur auf einem Knie –, es beteten der Bischof und Pian, der sich gleich ganz zu Boden warf. Die päpstliche Kerntruppe stand plötzlich alleine, ihre Soldaten unten im Saal waren längst dem Beispiel des Mädchens gefolgt. Ascelin zuc k te leicht mit den Achseln und kniete ebenfalls nieder, Simon tat es ihm unwillig nach. Nur Vitus hielt sich noch auf den Füßen. Da – zwang ihn der Blick Yezas oder preßte ihn der Soldat, der ihn am Halsband hielt – brach auch Vitus in die

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