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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Knie.
    Schweigend beteten alle, wenn auch sicher nicht für die gleiche Sache und mit der gleichen Inbrunst wie Galeran. Selbst Turnbull, aus seiner Starre gerissen, hatte die Hände gefaltet, sein greises Haupt ergeben gesenkt: Sie waren die königlichen Kinder, die Kinder des Gral! Es war sein Fe h ler gewesen. Nicht er war auserwählt, sie zu erhöhen: Sie erhöhten sich selber! Er dankte Gott.
    Yeza erhob sich, nickte Roç kurz zu und ging zurück zu Sigbert. Die Armbrustiers hielten ihre gespannten Bogen auf jedermann gerichtet; die moriskos kletterten auf die Bühne, zogen den Körper Williams auf einen normann i schen Langschild und bedeckten ihn mit der Fahne; die lancelotti hoben ihn auf die Schultern und verließen in b e drohlicher Disziplin den Saal, ohne jede Hast. Es da u erte eine geraume Weile, und erst als der letzte Soldat der Gr ä fin den Saal verlassen hatte, wagte einer der Verbli e benen den Mund aufzumachen.
    »Nun können wir ja diesen Ort verlassen«, sagte Fra ’ Ascelin mit einem Blick zum Bischof, der wenig Dank verhieß. Ascelin war viel zu müde, um sich über die g e rade erfahrene Demütigung auch noch den Kopf zu ze r brechen.
    Doch da hielt es Vitus nicht länger. »Ihr steckt alle unter einer Decke«, sagte er, ohne die Stimme laut zu erheben. »Ihr seid alle beteiligt an dieser Verschwörung gegen Papst und Kirche.« Vitus hatte instinktiv begriffen, daß seine Anklage schwerwiegender wirkte, wenn er sich nicht au f bäumte und schrie. Tatsächlich ließ man ihn reden. »Der mongolische Gesandte, frisch vom Großkhan eingetroffen, ist in Wahrheit der Bastard der Gräfin von Otranto!« Vitus wartete vergebens auf eine Reaktion des schuldbewußten Erschreckens bei seinen Zuhörern. Sie taten ihm den Gefa l len nicht. »Der falsche William hat seine Strafe schon e r halten: Zur Hölle ist er gefahren! Auch Benedikt wird wi s sen, warum er dort seinen Ku m panen wiedertreffen muß! Lorenz von Orta ist ein Spitzel und Verräter – und Pian del Car-pine ist meineidig!«
    »Pax et bonum!« höhnte Simon von Saint-Quentin. »Das wissen wir ja: alle Franziskaner sind verlogene Ke t zer!«
    Ascelin sah sich genötigt, nun doch einzugreifen: »Es waren und sind allesamt vom Papst ernannte Legaten«, wies er die beiden Streithähne zurecht und wandte sich an Vitus, »und zwei von ihnen sind nun tot, durch dein Ve r schulden!«
    Da überschlug sich die Stimme des Viterbesen: »Das könnte dir so passen, Anselm von Longjumeau, mit di e ser Version vor den Papst zu treten!« Der Schlüsselsoldat, de s sen Aufgabe es war, Vitus mittels Halsring am Sprechen zu hindern, achtete des Winks des Legaten nicht, zu sehr überwog die Neugier, was jetzt wohl vo r gebracht würde. Vitus senkte auch seine Stimme wieder, der Aufdeckung einer Verschwörung angemessen: »Ich habe dein Komplott durchschaut, Fra ’ Ascelin! Ich durfte als Zeuge herhalten, wie du dich ›zufällig‹ mit den A s sassinen getroffen , ihnen den Weg hierher gezeigt und die Meuchelmorde verabredet hast –«
    »Stopft ihm das Maul!« schrie jetzt Simon dazwischen, doch keiner der Soldaten wagte es; sie waren froh, daß V i tus sich nicht losriß.
    »Und warum? Um Zeugen zu beseitigen! Dir lästige Beispiele des Erfolges, während du auf deiner Mission kläglich versagt hast! Pian wäre der nächste gewesen, wenn ich nicht dem von dir bestellten Mörder in den Arm gefa l len wäre! Du hättest auch mich beseitigen lassen!«
    »Warum geschieht das nicht?« polterte eine Stimme, die sich bisher nicht hatte vernehmen lassen: Yves der Br e tone war zurückgekehrt, und er war offensichtlich schlechtester Laune. »Werft ihn doch aus dem Fenster«, schlug er vor, und meinte es auch so, »›auf der Flucht zu Tode geko m men!‹ Ich will euch gern behilflich sein …« Yves machte Anstalten, die Bühne zu betreten.
    »Macht mit ihm, was Ihr wollt!« rief Simon von Saint-Quentin, und es war ihm anzumerken, wie sehr ihm der Vorschlag gefiel.
    Doch in einer seltsamen Allianz traten dem Bretonen Gavin und Ascelin entgegen, stumm sein Ansinnen z u rückweisend, und Yves blieb, wo er war. Wegen Vitus lohnte es sich nicht, mit dem Templer die Klingen zu kre u zen.
    »Vitus von Viterbo ist verhaftet!« protestierte der B i schof förmlich. »Er wird unter Anklage des Mordes der kaiserlichen Justiz überstellt!«
    »Macht Euch nicht lächerlich, Exzellenz«, rügte ihn sanft Fra ’ Ascelin. »Spart Eure letzten Amtshandlungen als Bischof unserer

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