Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Schlag, mit dem die Ruder ins Wasser fuhren, ein Windstoß blies die Fahne zur Hälfte von me i nem Gesicht. Sie kitzelte etwas, doch kümmerte sich ke i ner um mich, aber mir war ’ s recht, ich lag gut so.
Wir fuhren aufs Meer hinaus. In seiner eigenen Art, der prophetischen des John Turnbull, hatte sich der Wunsch des Großen Plans erfüllt. Wir sind zwar keine stattliche Flotille, stehts gegenwärtig, doch unfaßbar, dachte ich. Aber wir sind auf See, frei, und ich lebe.
Am Holzbein des guten Guiscard vorbei sah ich Laure n ce stehen, neben ihr Clarion. Die Gräfin hatte den Arm um die Schultern Hamos gelegt, und weiter hinten am Heck, wo sich der Stander blähte, saßen die Kinder ei n trächtig und betrachtete n d ie Heckwellen, die von der mächtigen Triëre gefurcht wurden. Sie ließen ihre Beine in die Gischt baumeln. Feines Salzwasser sprühte bis zu mir. Hinter uns versank die Stadt am Bosporus im Dunst der Nachmittag s sonne, die noch einmal die goldenen Kuppeln und mächt i gen Türme aufleuchten ließ.
›Bei euch sein bis ans Ende der Tage!‹ Ich lächelte und war glücklich.
ANMERKUNGEN
Mit Übersetzungen der fremdsprachlichen Zitate
PROLOG 13
Gral: Der Gral war das große Geheimnis der Katharer, nur Eing e weihten offenbart. Es ist bis heute ungeklärt, ob es sich um einen Gegenstand handelte, einen Stein, einen Kelch (mit den aufgefang e nen Blutstropfen Christi), einen Schatz oder um ein Wissen um g e heime Dinge (wie die Dynastie des königlichen Hauses Davids über Jesus von Nazareth bis nach Okzitanien hinein). Es existiert auch die Theorie, daß der »Heilige Gral« = »San Gral« als »Sang Réal« = »Heiliges Blut« gelesen werden sollte. In der Alchemie vermischt sich der Gral mit dem »Stein der We i sen«, in der Mythologie mit den Gralsrittern von König Artus ’ Tafelrunde.
Aus der Chronik … : Fragment eines Schreibens des Wi l liam von Roebruk an einen Ordensbruder.
William von Roebruk: geb. 1222 als Willem im Dorf Roe b ruk (auch Rubruc oder Roebroek) in Flandern, st u dierte als Minoritenbruder Gugliel-mus in Paris.
Montségur, die berühmteste aller Katharer-Burgen auf e i nem Bergkegel (»Pog«) im Ariège (Grafschaft Foix), wu r de 1204 zur Festung ausgebaut, und zwar auf Veranla s sung der Esclarmonde von Foix. An der Stelle befand sich b e reits eine keltische Kultstätte. Die gut erhaltene Ruine des Munsalvätsch ist heute noch zu besichtigen.
vocatio: lat. Berufung
Häresie: Der Katharismus (aus dem griech. ›hoi kath a roi‹ = die Reinen) war eine sich von der römisch-katholischen Amtskirche radikal lossagende Erneuerungsbewegung, ör t lich ausgehend vom südwestfranzösischen Languedoc hatte sich die »Ketzerei« (das deutsche Wort ist ein Derivat des griech. ›katharos‹) sowohl über die Pyrenäen als auch durch die Pr ov ençe und über die Alpen bis in die Lomba r dei, bis in den Balkan hinein ausgebreitet. Die Lehre der ›Reinen‹ hatte ihren Ursprung in frühchristlichen Gemei n den, jüdischer Diaspora und keltischem Druide n tum. Unter Einfluß von Gn o sis und der dualistischen Mani entwickelte sie sich im Lauf des 12. Jahrhunderts zur gefährlichen G e genmacht Roms. Vor allem die Bedürfnislosigkeit des k a tharischen Priestertums verschaffte den Ke t zern enormen Zulauf beim einfachen Volke, aber auch der lokale Adel hing der Lehre an, die nicht – wie die römische Kirche – weltl i che Machtansprüche stellte. Die katharische Religion wurde von ihren Anhängern freudig getragen, verhieß sie doch das Paradies, und mit dem Adel verband sie die g e meinsame Sehnsucht nach dem Heiligen Gral.
Kaiser von Konstantinopel: nach dem von Venedig umg e leiteten I V. Kreuzzug, der mit der Eroberung von Konsta n tinopel (Byzanz) 1204 endete, riefen die europäischen Kreuzfahrer ein »Lateinisches Kaiserreich« aus und wäh l ten Balduin IX., Graf von Flandern zum e r sten Kaiser = Balduin I. (16.5.1204 bis 15.4.1205).
obolus: lat. Spende; ursprüngl. kleine griechische Mü n ze
viribus unitis: lat. mit vereinten Kräften
Terra Sancta : lat. das Heilige Land
Ludwig der Heilige: Louis IX., König von Frankreich (8.11.1226 bis 25.8.1270), erhielt schon zu Lebzeiten den Beinamen »der Heilige« (Saint-Louis)
Friedrich IL: Kaiser des »Heiligen Römischen Reiches« (22.11.1220 bis 13.12.1250). Der Staufer war durch seine Mutter Constance d ’ Hauteville gleichzeitig auch König von Sizilien.
Saint-François: Franz von Assisi, (1181-3.10.1226)
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