Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
die Engländer und vor allem die Franzosen nicht gern hören!« kommentierte Ascelin sanft, sich quasi bei Matthäus für seine ständigen Unterbrechungen entschuld i gend, doch der lächelte nachsichtig:
    »›– der der Schirmvogt der Kirche Christi sein sollte, tatsächlich aber zum erbittertsten Gegner geworden, gra u sam ihren treuen Dienern nachstellt, allen den g e nannten Feinden heimlich in die Hand spielt, sich mit ihnen scha m los gemein macht und Tag und Nacht auf das Verderben unserer allerheiligsten Mutter, der Ecclesia catolica Ve r derben sinnt!‹«
    »Hier kann der Heilige Vater«, fiel Ascelin erregt ein, »vor Schmerz und Trauer nicht mehr fortfahren: Weinen! Weinen! Eine Woge des Mitleids muß das Konzil übe r schwemmen wie ein Sturzbach bitterer, heißer Zähren! Nicht nachlassen, am besten sich stützen lassen – und g e beugt weiterschluchzen, wenn möglich zu Boden stü r zen und dort im stummen, immer wiede r v on Schluc h zern und Tränen unterbrochenen Gebet verharren, bis alle dem He i ligen Vater wohlgesinnten Prälaten es ihm gleichgetan, und den Widersachern das Wort im Mund erstirbt!«
    »Gute Arbeit, Matthäus!« lobte Andreas. »Lernt man dergleichen auf Sankt Albans?« Der winkte bescheiden lächelnd ab, wies anerkennend auf den jungen Dominik a ner, der sich mit seiner Theatralik völlig verausgabt hatte. »Doch hängt alles von der Sprachgewalt des Heiligen V a ters ab. Wir vertrauen mit unseren ›kleinen Anr e gungen seinem gloriosen schauspielerischen Talent in der Darste l lung des ›Schmerzenmannes‹, das auch die Front der Ve r teidiger Satans erst bröckeln, dann einstürzen lassen wird!«
    »Viel besser wäre«, meldete sich jetzt Vitus zu Wort, der dem Wechselspiel der beiden Mönche mit Schwieri g keiten hatte folgen können und meist finster vor sich hin gebrütet hatte, »viel besser wäre, dem Staufer diese Ke t zerkinder anzuhängen! Seine Haremsausschweifungen könnten läßlich erscheinen, aber bewußte Vermischung mit Ketzerblut, das würde auch seine königlichen Vettern a b stoßen!«
    »Gut, Vitus von Viterbo!« sagte Andreas von Longj u meau, »das sei dein Beitrag zur Vernichtung des Antichri s ten – vorausgesetzt, du schaffst die Brut rechtzeitig zum Konzilsbeginn herbei, mitsamt den geständigen Kebsen!«
    Eine Haremsgeschichte
    Otranto, Sommer 1244
    Die Burg lag gegenüber der Stadt auf den Resten einer griechischen Tempelanlage. Sie hatte ihren eigenen H a fen und bewachte den des alten Hydruntum, wie Otranto hieß, bevor es erst die Araber, dann die Normannen in ihren B e sitz gebracht hatten. Friedrich II. hatte die äußerste Befe s tigung seiner apulischen Stammlande spontan seinem alten Admiral Enrico g e schenkt, als er von dessen später Heirat mit Laurence de Belgrave erfuhr.
    Hier war also die ›Äbtissin‹, wie man jene bemerken s werte Frau allenthalben nannte, nach stürmischen Jahren vor Anker gegangen, hatte das Lehen behalten, auch als der Graf auf Malta kurz darauf das Zeitliche segnete. Der Grund dafür war weniger der Respekt des Staufers für die energische Dame, deren Loyalität er nie in Zweifel zi e hen mußte, als vor allem der Umstand, daß sie ihn u m sichtig von der Aufzucht eines Mädchens befreit hatte, dessen O b hut sie damals – gleichsam mit ihrer Eheschließung – übe r nommen hatte. Der Kaiser hing an se i nen Bastardkindern und hatte der kleinen Clarion orden t liche Einkünfte und den Titel einer Gräfin von Salentin verliehen. Mittlerweile war das Kind neunzehn, und jede natürliche Mutter hätte längst nach einem passenden Brautwerber Ausschau geha l ten.
    Doch nicht so Laurence, die inzwischen die Fünfzig discretis-sime überschritten, aber nur wenig von ihren Re i zen eingebüßt hatte. Sie war immer noch Circe, die große Zauberin, wenn sie auch längst keine Männer mehr in Schweine verwandelte – eher in Schafböcke und Hornoc h sen! Sie war strenger geworden. Sie hatte längst and e re Wege gefunden, sich Männer zu unterwerfen.
    Sie war klug, klüger als die meisten, die sie um Rat a n gingen. Sie war mächtig, weil sie die Waffen bestimmte und niemand vorauszusehen vermochte, welche Wahl sie traf. Und sie genoß Protektion. Die offensichtliche des Ka i sers – man munkelte, sie sei seine Geliebte gewesen, die einzige, die sich geweigert habe, ihm ein Kind zu gebären. Sie galt auch als Hexe, und die Leute in Otranto fürchteten sie. Aber es wäre keinem der dort mit ihren Familien a n sonsten

Weitere Kostenlose Bücher