Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
sie eine Stiefmutter, wider Recht und Vernunft g e trennt und a b gewendet!‹«
    »Tiefe Betrübnis«, sagte Ascelin. »Still erduldetes Le i den!«
    »Dritter Schmerz: ›Ob des Aussatzes der und anderer irrgläubiger Sekte n, d er sich bereits in vielen Städten der Christenheit, besonders jedoch in der Lombardei eing e schlichen und sie be-fleckt!‹«
    »Noch verhaltene, aufkommende Empörung!« flüsterte Ascelin konspirativ. »Unruhe!«
    »Vierter Schmerz: ›Ob des Heiligen Landes, wo die a b scheulichen Choresmier die Stadt Jerusalem – unter en t setzlich vergossenem Christenblut -‹«
    Matthäus wurde unterbrochen, weil die Tür aufgerissen wurde. Yves vollzog die Störung mit offener Schadenfre u de. »Euer tüchtiger Bruder Vitus von Viterbo hat zwei di e ser Gitanos gefangen, die irgendwelche entlauf e nen Kinder gesehen haben!« Er schob Vitus in den Raum, der zwei armselige Zigeuner hinter sich an einem Strick schleifte; alle drei waren von Schlamm bedeckt, als hätten sie sich in den Sümpfen der Camargue gewälzt. Yves blieb unschlü s sig in der Tür stehen und warf einen Blick zurück auf den Galgenbaum, um nach einem freien Platz zu spähen. So entging ihm, daß Ascelin dem Vitus mit schnellem Blick Schweigen gebot und auch seinen Bruder Andreas verga t terte, den Mund zu halten.
    Vitus trug den Sachverhalt sicherheitshalber selber vor: »Sie haben den Flüchtigen Obdach gewährt. Es waren drei Ritter vom Orden der Templer –«
    »Das wissen wir doch längst, lieber Vitus!« unterbrach ihn Ascelin sofort.
    »Doch nicht«, parierte Vitus gekränkt in seinem Jäge r stolz, »daß zwei von ihnen Arabisch sprachen – und zwar mit zwei ebenfalls dort befindlichen Assassinen!«
    »Die beiden Ismaeliten hat mein König längst reich b e schenkt wieder heimgeschickt!« fuhr Yves spöttisch da z wischen.
    »Also kann ich diese Gitanos laufen lassen?« knurrte Vitus, machte aber keine Anstalten, seinen Gefangenen die Stricke zu lösen.
    »Nein«, sagte Yves trocken, »Teilnahme an einer Kon s piration zum Zwecke, den König zu ermorden: Hoc h verrat! Sie werden aufgehängt!«
    Die beiden Gitanos verstanden wohl kein Französisch; sie muckten nicht. Aber Vitus begehrte auf: »Sie haben nichts getan, sie wußten von nichts!«
    »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht«, entgegnete kühl der Bretone. »Wollt Ihr dem Gesetz in den Arm fa l len?«
    »Ihr solltet nicht so sprechen, Yves!« Vitus schwoll die Stirn vor ohnmächtigem Zorn. »Hat Euch nicht der gle i che König mit offenen Armen aufgenommen, statt Euch den Händen des Henkers zu überantworten?«
    »Bin ich der König?« höhnte Yves und schob die beiden Gita-nos aus der Tür. »Um welche flüchtigen Kinder ha n delt es sich?« drehte er sich noch einmal fragend um.
    »Ach«, sagte Fra ’ Ascelin schnell, »es geht um die Fo l gen eines Fehltritts im Hause Capoccio!«
    Das einsetzende Gelächter – nur Vitus konnte nicht mi t lachen – überzeugte den Bretonen von der Belanglosi g keit der Sache, und er ging. Bald darauf konnten sie durch das Fenster sehen, wie der Profoß den Unglücklichen die Str i cke um den Hals legte.
    »Wo waren wir stehengeblieben?« nörgelte Andreas von Long-jumeau.
    »Vergossenes Christenblut«, fiel Matthäus wieder ein, »zerstört und geschändet«, und Ascelin setzte hinzu: »Sich ins Heftige steigernde Emotion – wenn irgend möglich von Schluchzern unterbrochen! Vielleicht gegen Ende Wiede r holung des Ausrufes: ›O mein armes, heil i ges Jerusalem!‹, möglichst mit tränenerstickter Stimme! – dann Warten: durchlittene große Pause –«
    Vor den Fenstern setzte ein Heulen und Wehklagen ein. Zigeunerweiber hatten die Wachen beiseite gedrängt und scharten sich mit ihren Kindern an Brust und Hand um das Schafott. Das Heulen ging in ein Wimmern über. Zwei Paar Beine zappelten noch kurz und schwangen dann still wie verwelkte Blumenstengel im Herbstwind.
    Ascelin fuhr fort: »Auch die hartgesottenen Parteigänger des Staufers müssen sich fragen lassen: ›Warum?‹ – Le i se einsetzend die Antwort …«
    Er nickte Matthäus zu, der versonnen das Baumeln b e trachtet hatte.
    »Der fünfte und größte Schmerz aber: ›Ob des Fürsten –‹«
    »Namen nicht nennen!« ermahnte Ascelin.
    »›– des Fürsten, der dies alles verhindern könnte –‹«
    »Unausgesprochen: Es aber unterläßt! Warum?«
    »›– nennt er sich doch der Welt oberster weltlicher Herr, Herr über alle Könige –‹«
    »Was

Weitere Kostenlose Bücher