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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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vom Fischfang lebenden hunder t sechzig Ruderern, die ihre Triëre bemannten, eingefallen, sich gegen diesen Frondienst aufzulehnen.
    Die Gräfin von Otranto war im Lauf der Jahre eine Inst i tution geworden wie der befestigte Leuchtturm, das einz i ge, wa s s ie auf der gegenüberliegenden Stadtseite auf ihre Kosten unterhielt. Unabhängig von allen feudalen Wirren, von Parteipolitik, Machtkämpfen und imperialen Ause i nandersetzungen, doch in ein Netz von Beziehungen ve r knüpft, die weit über Otranto, Apulien und das Meer h i nausreichten.
    Geheimnisvolle Mächte! Mit dem Teufel sei sie im Bunde! In der Stadt duldete sie einen Bischof, sie machte auch der Kirche gelegentliche Zuwendungen, doch die Burg durfte der Herr Bischof nur betreten, wenn er ger u fen wurde. Er wurde nie gerufen.
    Laurence stand auf dem Söller der normannischen Bur g anlage und unterhielt sich mit Sigbert von Öxfeld, Ko m tur des Deutschen Ordens. Sie hatten sich – auch der Teutone war nicht mehr der Jüngste – in Fortunen und Schicksal s schlägen vergangener Tage verloren, hatten, mit Bedacht und jede Blöße behutsam vermeidend, unendlich viele g e meinsame Fäden herausgezogen, die das Leben für sie, für alle hier auf der Burg – durch Zufall oder Fügung – Anw e senden gewoben hatte. Und sie be o bachteten so von oben her die anderen, aufmerksam, wachsam – ohne dabei G e fühle zu verraten.
    »Bismillahi al-rahmani al-rahim!«
    Auf einer Katapultplattform der tiefer gelegenen Rin g mauer beteten zwei Männer kniend gen Mekka.
    »Qul a ’ udhu birabbi al-nasi …«
    Sie hatten einen kostbaren Teppich ausgebreitet, und sie trugen nicht mehr die lästige Rüstung ihrer Reise noch die schützenden Tuniken der Templer: Crean de Bour i van und Konstanz von Selinunt hatten die leichte Dschellaba übe r geworfen, in provozierend leuchtenden Farben und reich und kostbar geschmückt. Hier am Hofe der Gräfin war T o leranz keine Frage höfischer Sitte, sondern das Lebensel i xier, dessen die Herrin selbst mehr bedurfte als alle ihre Gäste und Schutzbefohlenen.
    »… maliki al-nasi, ilahi al-nasi …«
    Leise drang der Singsang der Suren vom Winde getr a gen über die Gärten und Höfe.
    »… min scharri al-waswasi al-chanasi; alladhi yususu fi suduri alnasi, min al-dschinnati wa al-nasi.«
    »Und dort habt Ihr Arabisch gelernt?« Laurence spann den Faden fort, nachdem sie einen prüfenden Blick auf die Wasserspiele zu ihren Füßen geworfen hatte. Ihr Pe r len funkelte zwar in der Sonne, wurde aber von der Brandung übertönt, die unterhalb der Burg an die äußere Wallmauer schlug.
    »Nein, erst weigerte ich mich«, entsann sich Sigbert in seiner bedächtigen Art. »Ich fand es unwürdig für einen christlichen Ritter, der ich doch hatte werden wollen. Ich hatte in der Garde des Bischofs von Assisi –«
    »Ach«, unterbrach ihn die Gräfin belustigt, »doch nicht etwa Guido?«
    »Doch – ich diente ihm schlecht –!«
    »Dem dicken Scheusal konnte man nicht schlechter se r vieren, als seine unstillbare Freßlust verdiente – ach, mein Bruderherz!«
    »Wie!?«
    »Wir hatten die gleiche Mutter – eine grandiose Person! – der Samen so verschiedener Väter machte wohl la pet i te différence! Männer!« sagte Laurence, und es schwang kaum Anerkennung für das andere Geschlecht in diesem Ausruf. »Doch sagt, Öxfeld! Öxfeld?! – Hattet Ihr einen älteren Bruder?«
    »Oh, ja!« Sigbert war fasziniert von dem Gespräch mit dieser Frau, von der er so viel gehört, von der keiner G e naues wußte. »Gunter! Seinetwegen kam ich nach Assisi, er war Kurier der bischöflichen Garde – wieso?«
    Laurence schaute versonnen übers Meer. »Er folgte mir nach Konstantinopel, fahnenflüchtig! Er hatte sich wohl einen anderen Lohn versprochen, als ich ihm auszuzahlen bereit war. Er nahm dann Dienst beim Villehardouin. Ich habe nie wieder von ihm gehört.«
    Beide schwiegen, Sigbert enttäuscht, weil er einen Auge n blick gehofft hatte, eine Spur des Verschollenen aufz u tun.
    »Ich habe Euch von Eurer eigenen Geschichte fortg e führt.« Laurence fühlte keine Schuld, aber das Schweigen war ihr in diesem Zusammenhang unbehaglich. »Warum verließet Ihr Guido und Assisi?«
    »Amors Geschoß!« lachte Sigbert; im Rückblick fühlte er sich dazu in der Lage. »Der Bischof hatte mich – völlig zu Recht – in den Karzer gesteckt. Anna befreite mich, und ich war so überrumpelt, daß wir zusammen flohen. Kop f los! Kinder, die wir waren

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