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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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mußte. Es wäre nicht die erste Dynastie, zu deren Erhalt etwas gegen den Willen oder hinter dem Rücken der sor g los Herrschenden getan wurde. Von treuen Dienern, Wi l liam!« Er hob sein Glas, wir tranken. »Wer weiß, ob es nicht ein Fingerzeig Gottes war, der dich zu mir und nicht zu Innozenz geführt hat.«
    Ich bildete mir ein, sein Wohlwollen endgültig errungen zu haben. Er rief Gersende herein, jene stattliche Dame, die ihm nicht nur den Haushalt führte, sondern ansche i nend auch sein Vertrauen genoß. »Laß diese Patriarchen schl a fen, solange sie wollen. Sie sind meine Gäste; sie sollen es bleiben, solang ’ es irgend geht – gib dem Wirt vom Kalb Bescheid, daß sie auf unsere Rechnung saufen sollen. Alles ist billig, so lange sie nicht mit Innozenz vereint gegen Friedrich stimmen!«
    »Sie werden sich hier wohlfühlen!« versicherte Gerse n de. »Falls sie nicht der Schlagfluß dahinrafft, oder ihre L e ber den Dienst aufgibt, werden sie noch hier sein, wenn Ihr aus Apulien zurückkehrt«
    »Ich werde William mit mir nehmen«, eröffnete ihr – nicht etwa mir – der Bombarone. »So macht der merkwü r dige Wunsch meines alten Freundes Turnbull, mich nach so vielen Jahren dringend wiedersehen zu wollen – und das ausgerechnet am Ende der Welt, in Apulien –, plötzlich Sinn!« Elia wirkte trotz allem seh r n achden k lich. Ganz klar war ihm der Grund – auch vor dem Hi n tergrund meiner Geschichte und der Sache mit den Ki n dern – wohl doch nicht. »Es liegt mir fern, dich in Ketten zu legen, William«, sagte er dann. »Doch sei mein u n sichtbarer Gast; ich will nicht, daß man dich noch sieht. Du bist vom Antlitz der Erde verschwunden. In wenigen Tagen reisen wir.«
    Ich stand auf und spürte dabei, wie mich etwas in meiner Hose drückte. Das Pergament! Ich hatte es völlig verge s sen. Mein Gott! Ich konnte doch vor meinem Generalm i nister nicht die Kutte lüpfen und mir in die Hose fassen. Ich schämte mich. Am liebsten wäre ich im Boden versu n ken.
    Was das sonnenbeschienene Antlitz der Erde anbelan g te, geschah dem auch so. Ich wurde in die Tiefen von K ü che und Keller verbannt. Doch unsere Abreise verschob sich von Tag zu Tag. Und desgleichen mein Vorsatz, dem Bombarone nun endlich das für ihn bestimmte Schrif t stück auszuhändigen.
    Ich hatte die Rolle sofort, kaum daß ich allein war, ans Tageslicht befördert – das heißt, von Rolle konnte wohl kaum noch die Rede sein: Es war ein Klumpen und roch sehr streng. In solchem Zustand konnte ich es ihm weder überreichen noch mich erklären. Ich versteckte das Perg a ment und hoffte, daß mir der Herr oder die gütige Jungfrau zu einer Eingebung verhülfen, wie es von Engelshand g e tragen eines Tages plötzlich auf seinem Schreibpult liegen würde, verknittert, aber nicht mehr so verräterisch duftend. Ich wagte auch nicht, es zu öffnen und darin zu lesen, wie wichtig es denn wohl sein könnte.
    Ich schlief schlecht; nichts Rechtes wollte mir einfallen. So vergingen Wochen. Elia vertröstete mich mit der bald i gen Abreise, und ich ›vertröstete‹ ihn, indem ich weiter auf einen Fingerzeig des Himmels wartete.

IV
VERWISCHTE SPUREN

Wider den Antichrist
    Aigues Mortes, Sommer 1244
    Das Mauerquadrat von Aigues Mortes war in die ›tote Lauge‹, die Sümpfe der Camargue gesetzt worden, weil König Ludwig in seinem frömmlerischen Starrsinn nicht auf das sowohl arg sündige als auch unbestreitbar imp e riale Marseille zurückgreifen wollte, andererseits aber eines Kreuzzugshafens bedurfte. Da er ein gewaltiges Heer zu sammeln dachte, war er vorausschauend genug, seinen e i genen Glaubenseifer hintanstellend, auch gewaltige Ve r spätungen seiner zum Heiligen Krieg aufgerufenen Vasa l len einzurechnen. Also baute er gleich eine ganze Stadt mit festen Steinhäusern. In einem solchen Häuschen, sie sahen aus eins wies andere, tagte ein Co n sortium gleichgesinnter Dominikaner – halb Inquisitionstribunal, halb Vorau s kommando des päpstlichen Konzils. Daß vor den Fenstern der Galgen stand und die Beine der Gehenkten ihnen stets vor Augen waren, störte sie nicht im mindesten.
    »Wir brauchen präsentables Material gegen den Sta u fer«, eröffnete gespreizt Andreas von Longjumeau die S e duta. »Der päpstliche Wille, ein Konzil zu seiner Vernic h tung abzuhalten, ist allen Anwesenden geläufig – das Beste wäre vorführbares, lebendes Material, das Schmach und Untaten des Antichrist bezeugt!«
    Die Angesprochenen – ihr

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