Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
du nach Lyon willst?«
    Vitus wollte empört auffahren, aber Lorenz ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich schenke dir aber Glauben, und da du schon nach Lyon reist, kannst du die beiden Herrschaften auch gleich mitnehmen!« Sprach ’ s, stand auf und war schon in der Tür.
    »Wohin willst du?« rief Vitus alarmiert hinter ihm her.
    »Wohin du nicht willst!« Lorenz deutete eine Verbe u gung gegen alle am Tisch Sitzenden an. »Zu Elia natü r lich!«
    Er schloß die Tür hinter sich. Draußen band er den Ra p pen los und gab ihm einen Schlag auf die Kruppe; der Gaul trottete davon.
    Lorenz schlug den Weg gen Assisi ein, dort konnte er mit Brüdern beten und dann bis zur Adriaküste weiterwa n dern, denn – des Umwegs ungeachtet – per Schiff würde er schneller in Otranto sein als zu Fuß. Abgesehen davon, daß ihm so kein Häscher des Grauen Kardinals folgen konnte.
    Denn das war offensichtlich der große Fehler seines Herrn und Meisters Elia gewesen, daß er diesen verdächt i gen William von Roebruk, an dessen Fersen, wie man sah, schon die exzellenten Bluthunde hingen, daß er diesen s o mit verräterischen Köder mit sich durchs Land schleppte und ausgerechnet dahin, wo die Kinder wahrscheinlich ve r steckt waren. Zu große Vorsicht ist ebenso töricht wie al l zuviel Klugheit! Worte des heiligen Franz!
    Lorenz eilte, Cortona hinter sich zu bringen, und mäßi g te seine Schritte erst, als er den schmalen Weg übers G e birge erreicht hatte. Unter ihm spiegelte sich der Trasim e nische See im Sonnenschein. Er war mit seinem Gewissen keineswegs im reinen, so selbstbewußt er auch diesem o f fenkundigen Agenten der Kurie gegenüber aufgetreten war. Die Aufforderung des Papstes, sich bei ihm wegen dieser Mission einzufinden, nicht nur grundlos zu mißachten, sondern sich sogar subversiver Umtriebe schuldig zu m a chen konnte ihm das Genick brechen. Und daß so l ches ihm blühte, dafür würde dieser Vitus schon sorgen.
    Das Geräusch eines in seinem Rücken sich schnell n ä hernden Gefährts – auf dieser einsamen Straße – ließ ihn zusammenfahren. Sollte er in die Büsche springen? Ve r wirrt schaute er sich um, als er Glöckchen klingeln hörte – das konnte der böse Feind kaum sein!
    Ein putziges Wägelchen näherte sich schnell. Farbige Bänder flatterten an seinem geschlossenen Verdeck. Er trat zur Seite; hinten in der Öffnung thronte lockend die Vers u cherin. Sie winkte ihm im Vorbeirollen lachend zu: »Hallo, schöner Fremder!«
    Während Lorenz noch wie angewurzelt stand ob dieser B eg egnung mit der Sünde und beschämt die Augen niede r schlug, wendete der Karren halsbrecherisch auf dem steil abfallenden Ziehweg und hielt neben ihm.
    »Steigt ein«, lockte das schönreife Weib.
    Lorenz schlug abwehrend das Kreuz, wies standhaft in entgegengesetzte Richtung. »Ich will nach Assisi!«
    »Seid still!« befahl sie ihm leise, und Lorenz hörte jetzt deutlich den Hufschlag eines herangaloppierenden Pfe r des. Er nahm sich ein Herz und schwang sich in das Inn e re des Wagens, wo er sofort – die Nase voraus – in weichen Ki s sen versank, von denen eine kundige Hand noch etliche über ihn häufte, während das Hurenwägelchen schon wi e der bergabwärts holperte.
    Der Reiter kam näher, Lorenz hielt den Atem an. Direkt an seinem Ohr dröhnte die Stimme des Viterbesen: »Kebse, hast du einen Mönch gesehen?«
    »O ja«, gurrte die gute Frau, »er rannte, als ob der Te u fel hinter ihm her sei – oder der Henker!«
    Mit einem nicht mehr verständlichen Fluch hatte Vitus seinem Pferd schon wieder die Sporen gegeben und war bald hinter der nächsten Kehre nach oben entschwunden.
    »Seinen Verfolgern soll ein guter Bruder Christi immer entgegenkommen!« lachte die kluge Sünderin und gab L o renz einen Klaps auf den Hintern zum Zeichen, daß die Gefahr vorüber war. Lorenz richtete sich vorsichtig auf, blieb aber im Dunkeln.
    »Damit wir uns nicht mißverstehen«, sagte sie, ohne sich umzuwenden. »Ich habe Euch nur aus dem Weg g e räumt, weil ich mir eine Auskunft verspreche –«
    Lorenz rückte auf den Knien etwas näher an sie heran, aber immer noch so, daß ihr Rücken ihn verdeckte. »Ich suche einen feinen hohen Herren, welcher im gleichen Schloß des Bombarone verkehrte, aus dem ich auch Euch kommen sah. Er nennt sich William!«
    »William?« erwiderte Lorenz unsicher, obgleich ihm s o fort klar war, um wen es ging. »Kennst du ihn?«
    Zum ersten Mal drehte sie sich zu ihm um, und Lorenz sah

Weitere Kostenlose Bücher