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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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des Deutschen O r dens zu Starkenberg und im Alter – er war inzwischen fünfun d siebzig – Träger und Inhaber ungezählter Au s zeichnungen und meist höchst geheimer Ämter. Der T i tel, der ihm am meisten bedeutete – und er hatte in seinem Leben viele Namen geführt –, war der eines ›Conde du Mont-Sion‹.
    Der andere alte Herr, den die Triëre aus dem Heiligen Land abgeholt hatte, war sein unmittelbarer Vorgesetzter Tarik ibn-Nasr, Kanzler der Assassinen von Masyaf, wo die syrische Dependence der Sekte ihren Sitz unterhielt. Er war ein trockener Gelehrter, kein charismatisches Obe r haupt wie ›der Alte vom Berge‹. Tarik war beste n falls ein geschickter Politiker, richtig für diese Zeit, wo es in der terra sancta nicht mehr um Ausbreitung, Erob e rung und Machterwerb ging, sondern allenfalls ums Überleben.
    Der Kanzler hielt große Stücke auf Crean, hatte ihn, den Konvertiten, ausgezeichnet durch sein Vertrauen. Crean wollte ihm keinen Grund zur Rüge geben, aber er mochte auch nicht darauf verzichten, seinem alten Vater zu ze i gen, wie sehr er sich freute, ihn lebend wiederzusehen. Gefühle zu unterdrücken war eine der ersten Initiationsstufen inne r halb der komplizierten und rigiden Hierarchie der Assass i nen. Statt Gefühlen wurde Askese, Devotion und Ekstase anerzogen. Der Befehl des Meisters war kein einfaches Gebot, sondern verzückt zu erfüllende Aufg a be. Das hatte den Assassinen den Ruf einer fanatischen Mördersekte ei n gebracht. Ihre tiefreligiösen Vorstellungen, ihre hohe Gei s tigkeit wurden dabei gern übersehen, von den meisten Christen nicht verstanden oder ignoriert.
    Sein Vater war da eine Ausnahme. Johns zwischen den Welten urchristlichen, sprich ketzerischen Glaubens und islamischen Fundamentalismus schwebender, stets freier, aufrührerischer Geist hatte ihn, den einzigen Sohn, früh beeinflußt, aber erst spät mit den ismaelitischen Assass i nen zusammengebracht.
    »Crean!« Die Umarmung Johns, der ihn am Fuß der Treppe erwartet hatte, war so herzlich wie immer, so se l ten sie sich sahen, doch schmerzlich empfand er die Gebrec h lichkeit des Vaters. »Hast du Tarik noch nicht b e grüßt?«
    »Er hat mich noch nicht rufen lassen!« Hatte bei John jetzt die Altersvergeßlichkeit begonnen? Sonst hätte er sich selber sagen können, daß Crean seinem Kanzler wohl kaum schon die Aufwartung hätte machen können. »Das hat doch Zeit«, begütigte er seine Schroffheit; mit John konnte man nicht mehr so forsch umspringen, frech die Klingen wec h seln, wie er das gewohnt war gegenüber seinem Erzeuger, den er nie Vater, sondern immer nur bei seinem Vornamen gerufen hatte – so, wie der sich das auch wünschte. »Komm, erzähl mir erst, wie ’ s in Outr e mer zugeht!?«
    »Tempel versus Hospital, Venedig gegen Genua, Genua gegen Pisa«, scherzte Turnbull, froh, wieder den alten Ton gefunden zu haben. »Laß mich wenigstens von den Ki n dern hören, sind sie gerettet?«
    »Aber John!« Crean war einigermaßen entsetzt über die Frage. »Sie sind doch hier und wohlauf!«
    »Sehr wichtig, ungeheuer wichtig! Du weißt doch –«
    »Gewiß doch, John, deswegen hast du mir doch die be s ten Ritter beigesellt, um sicherzugehen, daß ich diesen e h renvollen Auftrag auch erfüllen konnte – im Sinne der Prieuré!«
    »Gut so, gut so, berichte!« Die beiden bestiegen den i n zwischen verwaisten Söller, und Crean berichtete …
    Die Kinder waren inzwischen eilends den Hauptaufgang herabgelaufen, dessen Stufen so flach angelegt waren, daß man selbst hoch zu Roß bis in den großen Empfang s saal der Burg hinaufsprengen konnte, was sehr beei n druckend war. Konstanz und Sigbert hatten es ihnen einmal vorg e macht. Doch jetzt wollten sie einen Blick in die Sänfte we r fen und sich die beiden Neuankömmlinge genauer a n schauen.
    Sie kamen nur bis zur Mittelwache, dort, wo die Stiegen eine Falltür verbargen, mit der man Roß und Reiter in die Tiefe stürzen lassen konnte. Die Wachen wußten genau, daß sie die Kinder nicht passieren lassen durften, und Yeza und Roç wußten das auch; also warteten sie, hinter den B e inen der Soldaten versteckt, bis die Sänfte um die Ecke bog. Sie trug nur einen Passagier, der allerdings erregte Yezas Entzücken.
    »Er hat einen Turban, einen richtigen Turban!«
    Doch Roç beschäftigte viel mehr das Verschwinden des anderen Herrn, den er genauso hatte einsteigen sehen.
    »Der andere ist wohl schon bei der Wendeltreppe au s gestiegen«,

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