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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Ringmauer.
    Clarion sprang auf und folgte ihnen, ohne auf die B e gleitung der beiden Ritter zu warten, die zu ihren Füßen in der Sonne lagen. Konstanz hatte sie mit arabischen Liebe s liedern besungen, während Crean ihr in seiner stillen, dafür um so eindringlicheren Art den Hof gemacht hatte.
    Welch grausames Spiel! Beiden war die Minne nur ein Zeitvertreib, und sie dachten gar nicht daran, die so bl u mig vorgetragenen Absichten oder das beredte Schwe i gen in zupackende Tat umzusetzen.
    Die Gräfin hatte sich, wie schon oft während des langen Sommers, mit dem Komtur des Deutschen Ordens auf der Bastio n g etroffen. Sie verstanden sich gut, auch ohne daß sie viele Worte wechselten, ob sie sich unterhielten oder dem Meer zusahen und den Düften nachhingen, die Farben wahrnahmen, die die Blätter veränderten oder nur der herbstlichen Stille lauschten.
    Die Gräfin war an die Brüstung getreten. Sie sah die ve r traute Triëre, ›ihr‹ Schiff, das einzige, was sie in der Eri n nerung an den alten Pescatore mit so etwas wie Dankba r keit erfüllte. Die Segel waren wegen des unzureiche n den Windes gerefft; wie ein hun-dertfüßiger Wasserfloh glitt es über das Meer.
    Im kleinen Hafenbecken unter der Burg senkte sich die Zugbrücke rasselnd zur Mole, die Träger nahmen Aufste l lung, eine Sänfte war bereitgestellt. Mit Besorgnis sah La u rence, daß ihr Sohn sich dort unten eingefunden ha t te.
    »Ihr solltet mit Hamo sprechen«, sagte sie, ohne ihren Blick abzuwenden, zu Sigbert. »Es ist an der Zeit, daß er dieses Frauenhaus für ein paar Jahre verläßt und in fre m den Burgen Leder und Eisen in die Hände bekommt, statt hier an meinem Rocksaum oder an der Unterwäsche Cl a rions zu hängen. Hamo ist jetzt sechzehn. Er ist zu zart, zu weich, zu verträumt. Er muß gegerbt werden, vom Wüste n sand, vom Salz des Meeres. Er muß kämpfen lernen, Si g bert – oder er kann Otranto nicht halten, wenn ich mal nicht mehr bin!«
    »Ich kann ihn mit nach Starkenberg nehmen«, entgegn e te der Ritter offen. »Doch nur, wenn er selber will. Die A r beit im Heiligen Land ist mühsam geworden, zumindest für den Deutschen Orden, nachdem Konrad sein Erbe nie a n getreten hat und wir Kaisertreuen in der Minderzahl sind. Er muß zu Opfern bereit sein und zur Härte gegen sich selbst!«
    »Redet mit ihm!« Laurence eilte ins Innere der Burg, um alles für den Empfang vorzubereiten.
    Es war alles vorbereitet. Die Gräfin hielt ihr Gesinde in straffer Zucht.
    »Oh«, rief Yeza, »die werden sogar getragen! – Können die nich t m ehr laufen?« Tatsächlich waren inzwischen die Träger mit der Sänfte der Gräfin an Bord gegangen, und die beiden alten Herren bestiegen sie ohne Verzug, so den Blicken aller entzogen.
    »Die haben gesehen, wie neugierig und naseweis du bist, deswegen verstecken sie sich«, frotzelte Konstanz die Kleine, doch Yeza gibt sich nicht so schnell geschlagen. »Von da unten kann man nicht mal einen Pfeil zwischen die Schießscharten schießen, also sieht mich auch keiner – denn ich bin ja nicht so blöd und steig rauf, wo mich jeder treffen kann.«
    Das war an die Adresse des Spielgefährten gerichtet, der auf eine der Zinnen geklettert war, und der stieg auch prompt darauf ein. »Du warst noch nie da unten, weil wir da nicht hindürfen«, fügte er bedauernd hinzu, »woher willst du ’ s denn wissen – und außerdem haben Mädchen auf den Wällen nichts zu suchen – im Krieg!«
    »Sigbert hat ’ s mir genau erklärt, und der versteht was von Kriegs!«
    »Wir haben aber keinen Krieg – leider!« mischte sich jetzt auch Hamo ein, der sich abseits gehalten hatte.
    »Wünsch dir keinen«, mahnte ihn Crean, doch Hamo stampfte auf. »Ich werde ihn suchen!«
    Clarion verstand seine Aggressionen und wollte ihm den Arm um die Schulter legen. »Verlaß mich nicht!«
    Doch Hamo schüttelte sie ab. »Du hast doch genug Ri t ter um dich, die sich darum reißen, dich zu beschützen!«
    »Clarion!« Die Stimme der Gräfin duldete keinen W i derspruch. Clarion entfernte sich von den sie umgebenden Männern und begab sich durch den Turmeinstieg ins Haus.
    Crean folgte ihr in gebührendem Abstand, schon um nicht auf der engen Wendeltreppe mit ihr allein zu sein. Er wollte seinen Vater sehen, ›John‹, ihn allein umarmen, und das, bevor er in die strenge Pflicht der Bruderschaft g e nommen wurde, der er angehörte.
    ›John‹, das war John Turnbull, emeritierter Sonderbo t schafter beim Kaiser, Ehrenkomtur

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