Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
gegründet und mit besiegten islamischen Stämmen aus Sizilien b e mannt; von seinen erbitterten Gegnern haben sie sich, a b geschnitten im christlichen Feindesland, zu seiner bis in den Tod ergebenen guardia del corpo gewandelt.«
Mich scherte das wenig; ich hatte eine Wandlung and e rer Art durchgemacht. Mein Hintern war eine rotblaue Be u le und die Innenseite meiner Schenkel rohes Fleisch, das in Fetzen am Sattel hängenblieb, als sie mich breitbeinig von ihm lösten. Vor Schmerz konnte ich nicht einmal mehr schreien, nur die Tränen liefen mir herunter.
Elias Soldaten hielten sie für den Ausdruck von starkem Reuegefühl; keiner kam auf die Idee, daß ich noch nie in meinem Leben länger als ein paar Stunden auf dem Rü c ken eines Pferdes verbracht hatte, und das in gemächl i chem Trab.
Von Cortona aus waren wir durch das kaiserliche Per u gia gezogen, hatten unterhalb von Assisi demonstrativ in Portiun-cula unser Gebet verrichtet. Obgleich der jetzige Bischof, Bruder Creszenz aus Jesi, dem verbannten Gen e ralminister spinnefeind war, wagte er es doch nicht, seine Wachen gegen uns hinabzusenden – unter den Brüdern waren zu viele, die es mit Elia hielten, und es hätte einen Aufruhr gegeben.
In Foligno herrschte Sedisvakanz, doch es wurde uns empfohlen, nicht die Straße via Spoleto weiterzuziehen, sondern über die Sibyllinischen Berge nach Süden zu g e langen. Hierbei mußte der Bombarone auf den Ko m fort der Sänfte verzichten und auf den Rücken eines der Pferde wechseln, die seine Leibgardisten mit sich füh r ten.
In Montereale angelangt, wollten wir auf L ’ Aquila z u halten, aber der Burgvogt warnte uns: Päpstliche Truppen machten die Gegend unsicher und bemühten sich, die Ve r bindung der Stadt zu Friedrichs apulischen Festungen a b zuschneiden. Wir sollten lieber hier warten, bis Entsatz aus dem Süden den Weg wieder freigekämpft oder er die Päp s tlichen in die Flucht geschlagen hätte.
Ich hätte weinen können vor Glück auf die Aussicht, meinem blasenübersäten Arsch für ein paar Tage Ruhe und Kühlung zukommen lassen zu können. Doch Elia entschied sich für den sofortigen Aufbruch, quer übers Gebirge, übers sogenannte Kaiserfeld. Jetzt mußten wir unsere Pfe r de am Zügel führen. Die anderen fluchten, mir war ’ s recht. Ich war bereit, den ganzen Rest des Weges zu Fuß zu g e hen, barfuß! Nur nicht mehr rittlings auf diesen schaukel n den Folterblock aus stählernen Dornen, die bei jedem Huf t ritt in mich drangen. Ich schwor der Mutter Gottes, nie wieder an eine Frau denken zu wollen, wenn sie mir w e nigstens Hoden und Schwanz retten würde!
Der Weg war gefährlich. Zwei von uns stürzten ab. Wir froren des Nachts, und unser Proviant neigte sich dem E n de zu, doc h w ir erreichten bewohntes Gebiet, bevor wir Hunger leiden mußten.
Noch immer hatte ich keine Gelegenheit, den Mut nicht gefunden, meinem Bombarone die von mir verfertigte K o pie des »Großen Plans«, die ich säuberlich verpackt auf meiner Brust mit mir führte, unterzuschieben, ohne mich Fragen oder Vorwürfen auszusetzen.
Wir hatten Popoli und Roccaraso ohne Anstände durc h quert und stiegen auf zum Castel del Sangro, als wir auf der Paßstraße zwei Franziskaner einholten, die demütig darum baten, sich uns anschließen zu dürfen; sie wallfah r teten zum heiligen Nikolaus von Bari. Der eine von ihnen, Bartholomäus von Cremona geheißen, war dem Elia wohl bekannt, denn er rief ihn ›Bart‹ und hieß ihn willkommen. Den anderen kannte er nicht einmal dem Namen nach; er nannte sich Walter dalla Martorana und machte auf mich einen verschlagenen Eindruck, hatte er doch eine Nase wie ein Vogelschnabel, und sein linkes Auge schielte.
Elia hielt beide von mir fern, stellte mich ihnen auch nicht als Ordensbruder vor. Mir schoß der Gedanke in den Sinn, wie ich meine Pergamentrolle jetzt endlich über di e sen Bart dem Elia zukommen lassen könnte; er machte mir einen recht vertrauenswürdigen Eindruck.
Als wir bald darauf des Abends rasteten, in einer He r berge unterhalb des Kastells, und Elia als Gast in die Burg geladen war, machte ich mich an meinen Bruder heran.
»Pax et bonutn!« rutschte es mir raus, und Bart fragte:
»Bist du einer von den Unsrigen?«
»Nein!« fing ich mich. »Ich bin der Secretarius des Bombarone und wollte Euch bitten, mir einen Gefallen zu erweisen: Ich habe eine Bittschrift verfaßt und mag sie ihm nicht selbst überreichen …«
»Aber dann steht doch dein Name
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