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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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darunter?« Mein Br u der war mißtrauisch.
    »Nein«, sagte ich schnell, »es ist ein genereller Vo r schlag, eine ganz allgemein gehaltene Fürbitt.«
    Bartholomäus musterte mich. »Wie heißt Ihr denn?«
    O Gott, dachte ich, wenn er darauf besteht, dieses Pamphlet ärgster Ketzerei, abgrundtiefer Blasphemie zu lesen, bin ich verloren. Ich hätte es verbrennen sollen. Jetzt brannte es in meiner eigenen Handschrift auf meiner Brust.
    »Jan van Flanderen«, war alles, was mir einfiel; auf dem Grund konnte ich bestehen.
    »Kennt Ihr da auch einen William« mischte sich plöt z lich der Spitznasige ein. »William von Roebruk?«
    »Nein, nie – das heißt, doch«, murmelte ich. »Studierte der nicht zu Paris?«
    »Er war auf dem Zug gegen den Montségur dabei.« Der schele Blick des Walter della Martorana hatte etwas Lauerndes.
    »Gegen wen? Den edlen Herrn kenn ich nicht!« sagte ich frech.
    »Die Ketzerburg!« schritt das Verhör fort.
    »Tut mir leid«, meinte ich, »nie davon gehört. Ich ve r bringe mein Leben seit vielen Jahren schon in Cort o na, von der Welt abgeschnitten, mit Studien und Arbeiten für den guten Baron –«
    »Gebt schon her«, sagte Bart, »mir ist eingefallen, wie wir ’ s machen. Morgen früh, noch vor der Matutin, werd ich den Elia wecken und sagen, da sei in der Nacht ein eil i ger Bote gekommen und hätte das – nun mal her d a mit –« , unterbrach er sich selber ungeduldig, und ich n e stelte das Pergament aus meinem Hemde und drückte es ihm in die ausgestreckte Hand. Er steckte es weg, ohne einen Blick darauf zu werfen. »… und hätte dieses Schriftstück für ihn abgegeben und sei gleich wieder d a von!«
    »Und wenn Elia fragt, wie er ausgesehen hat?« fragte ich, in der Rolle des advocatus diaboli.
    »Düstere Gestalt, groß, knochig, schwarzer Umhang, Rappe«, phantasierte mein Mitbruder Bart mit beachtlicher Übe r zeugungskraft.
    »Ich danke Euch«, sagte ich. Mir war ein Stein vom Herzen gefallen.
    »Laßt uns früh zu Bett gehen«, schlug die Spitzmaus vor, »wir müssen früh aus den Federn!«
    »Aus dem Heu!« scherzte ich, denn man hatte uns im Stall untergebracht; und ich rollte mich froh in meine D e cke und schlief nach dem Gebet gleich ein.
    Als ich am Morgen aufwachte, war der Platz der beiden Brüder neben mir leer. Ich sprang auf und rannte zu Elia.
    »Waren Bart und dieser Walter schon bei Euch?« fragte ich, aufs höchste alarmiert.
    »Die werden noch in Morpheus ’ Armen schlummern«, beschied mich der Bombarone übelgelaunt. Die Sonne stand schon hoch am Himmel.
    »Sie haben mich bestohlen!« schrie ich. »Euch besto h len!« Ich wischte meine Schlaftrunkenheit beiseite. »Heute nacht kam ein Reiter, ein Bote, und brachte ein Schreiben für Euch. Sie wollten Euch nicht wecken – jetzt weiß ich warum!« zeterte ich aufgeregt.
    »Wie sah der Reiter aus?« fragte Elia blaß.
    »Dunkle Gestalt, grobschlächtig wie sein Rappe!« spr u delte ich heraus. Mir schob sich plötzlich das Bild des dü s teren Inquisitors vom Montségur vor die Augen.
    »Und wo ist er hingeritten?« Elia war jetzt alles andere als unbesorgt; ihm war schlecht, speiübel!
    »Dem Hufschlag nach hier die Straße hinunter!« log ich.
    Der Bombarone sagte nichts und ließ sofort aufsatteln.
    Wir waren noch keine zwei Meilen geritten, da lag am Weg ein toter Mann. Es war der Spitznasige. Die Zunge, die ihm aus dem Mund hing, war blauschwarz. Elia dre h te mit der Stiefelspitze den Leichnam um und betrachtete den Nacken des Toten.
    »Dacht ’ ich ’ s mir«, sagte Elia und übergab sich.
    Von der Pergamentrolle natürlich keine Spur und auch nicht von Bruder Bart. Wir ritten schweigend weiter. Elia begann heftig zu fiebern.
    Ich hatte gewiß ein Dutzend Pfunde eingebüßt, als wir in Lu-cera einzogen. Die lederne Reithose, die mir Gerse n de eigens erst weiter gemacht hatte, saß nun leicht und locker.
    Der Hauptmann der Sarazenen hatte Mitleid mit mir und schickte seinen arabischen Garnisons-Medicus. Der b e strich mich mit einer Salbe, die erst wie feurige Messer brannte, aber dann sehr schnell wundersame Linderung verschaffte. Nicht nur das, er versprach mir auch, eine Sänfte für den weiteren Weg bereitzustellen. Ich hätte ihm dafür die Füße küssen mögen, auch wenn er ein He i de war.
    »Idha dscha ’ a nasru Allahi wa al-fathu …«
    Wir blieben etliche Wochen bei den Muselmanen; so lange dauerte es, bis der Bombarone wieder bei Kräften war, und ich hatte Zeit, mich zu

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