Gralszauber
an dem ist, dann musst du
auch den Umgang mit Schwert und Schild erlernen.« Er
sah sich nach allen Richtungen um. »Es ist früh. Die anderen werden erst in einiger Zeit kommen. Wenn du willst
…«
Er zog sein Schwert aus dem Gürtel und Dulacs Augen
wurden groß vor Staunen. Artus schien seinen Ausdruck
jedoch falsch zu deuten, denn er senkte hastig die Waffe
und beeilte sich in beruhigendem Ton zu sagen: »Keine
Angst. Ich tue dir nichts.«
»Das … das weiß ich, Herr«, stammelte Dulac. »Ich war
nur so … so überrascht.« Artus, der König von Britannien,
wollte ihn, einen einfachen Küchenjungen, den Schwertkampf lehren? Es fiel ihm schwer, das zu glauben.
»Warte«, sagte Artus. Er drehte sich rasch um, ging zu
seinem Pferd und kam nach einem Augenblick zurück. Er
hielt ein zweites, deutlich kleineres und wohl auch leichteres Schwert in der Hand, das er Dulac mit dem Griff voran
hinhielt.
»Nimm es ruhig«, sagte er auffordernd. »Es beißt dich
nicht.«
Dulac griff mit klopfendem Herzen nach dem Schwert.
Die Waffe war schwerer, als er erwartet hatte, und hatte
nur eine stumpfe Schneide und eine abgerundete Spitze;
vermutlich, damit man sich beim Üben nicht zu schnell
verletzte. Auch bestand sie nicht aus kostbarem Stahl wie
Artus’ Schwert, sondern aus schlecht geschmiedetem Eisen. Trotzdem fühlte sich das Schwert auf eine fast Angst
machende Weise … gut an.
»Hast du schon einmal ein Schwert in der Hand gehabt?«, fragte Artus. »Ich meine: Um damit zu kämpfen,
nicht um es zu polieren oder heimlich damit zu spielen.«
Dulac schüttelte den Kopf. Er hatte gerade Artus’
Schwert schon sehr oft heimlich aus der Scheide gezogen,
um die schimmernde Klinge zu bewundern oder ein bisschen damit herumzufuchteln und sich dabei wie ein richtiger Ritter zu fühlen, aber Artus’ Frage musste er wahrheitsgemäß verneinen.
»Dann wird es Zeit für eine Lektion«, sagte Artus lächelnd. »Aber bevor wir anfangen, denk immer daran:
Eine Waffe ist kein Spielzeug. Selbst dieses Übungsschwert ist eine gefährliche Waffe, die verwunden und
sogar töten kann. Hast du das verstanden?«
»Ja, Herr«, sagte Dulac ehrfürchtig.
»Dann ist es ja gut«, sagte Artus. »Und nun – greif mich
an.«
Dulac rührte sich nicht.
»Nur zu«, sagte Artus aufmunternd. »Keine Angst.
Nimm dein Schwert und versuch mich damit zu treffen.«
»Seid Ihr … ganz sicher, Herr?«, fragte Dulac.
»Natürlich bin ich sicher«, antwortete Artus. Er klang
ein bisschen ungeduldig. »Worauf wartest du? Greif mich
an!«
Dulac ergriff das Schwert fest mit beiden Händen – und
im nächsten Augenblick lag Artus auf dem Rücken, japste
nach Luft und starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen
auf das Schwert, dessen Spitze Dulac gegen seine Kehle
drückte.
Niemand war erschrockener als Dulac selbst. Mit einer
fast entsetzten Bewegung sprang er zurück, ließ das
Schwert fallen und starrte abwechselnd und fassungslos
seine Hände und Artus an.
»Verzeiht, Herr!«, stammelte er. »Bitte vergebt mir! Ich
… ich weiß auch nicht, was … was …«
Er verstummte, als ihm klar wurde, dass Artus seine
Worte gar nicht hörte. Der König richtete sich unsicher
auf, sah Dulac an und blickte dann ziemlich hilflos in die
Richtung, in der sein Schwert davongeflogen war.
»Wie … wie hast du das gemacht?«, wunderte er sich.
»Ich weiß es nicht, Herr!«, stammelte Dulac – und das
entsprach der Wahrheit. Er hatte nicht nur nicht die geringste Ahnung, er konnte sich nicht einmal genau erinnern, was er getan hatte. Alles war so unglaublich schnell
gegangen. »Bitte verzeiht mir, Herr! Ich wollte Euch wirklich nicht verletzen! Ich weiß gar nicht, wie –«
»Ich muss gestolpert sein«, murmelte Artus. »Wie ungeschickt von mir. Heb dein Schwert auf, wir versuchen es
gleich noch einmal.«
»Lieber nicht, Herr«, sagte Dulac. »Ich glaube nicht,
dass –«
Artus bückte sich nach seiner Waffe, fuhr mit einer heftigen Bewegung herum und sagte: »Heb dein Schwert auf
und versuch es noch einmal!«
Das war ein Befehl, dem Dulac sich nicht widersetzen
konnte. Mit zitternden Händen hob er das Übungsschwert
auf und sah Artus an. »Ich möchte das eigentlich nicht,
Herr«, sagte er. »Ich meine –«
»Aber ich möchte es«, unterbrach ihn Artus. Es klang
plötzlich gar nicht mehr freundlich. »Greif mich an!«
»Wie Ihr befehlt, Herr«, seufzte Dulac.
Als Artus das nächste Mal aufstand, hatte sein Gesicht
eine Menge
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