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Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verstehst. Beschreibe ihn.«
    Evan maß den jungen Tafelritter mit einem Blick, der
voller Furcht und Respekt war, in dem aber auch eine Spur
von Verachtung mitschwang.
    »Er war sehr groß«, antwortete er. »Sicher so groß wie
Ihr, Herr, wenn nicht größer. Ich konnte sein Gesicht nicht
erkennen, denn sein Visier war geschlossen.«
    »Aber er trug eine Rüstung«, vergewisserte sich Artus.
»Wie wir.«
»Nicht wir Ihr«, antwortete Evan kopfschüttelnd. »Sie
war ganz aus Silber, genau wie sein Schwert. Er hat den
Pikten erschlagen.«
Artus und Parzifal tauschten einen raschen, beredten
Blick, der Evan möglicherweise entging, Dulac aber keineswegs.
»Ein Pikte, sagst du«, vergewisserte sich Parzifal. »Woher weißt du das?«
»Der Silberne Ritter hat es mir gesagt«, antwortete Evan
– was eine glatte Lüge war. Dulac wusste es, aber auch
Parzifal schien es zumindest zu ahnen.
»Und du hast gesehen, dass er den Pikten erschlagen
hat?«, fragte Artus.
»Nicht … direkt, Herr«, gestand Evan. »Aber als ich
wach wurde, da war er tot und der Silberne Ritter stand
vor mir, ein blutiges Schwert in der Hand. Wer sonst soll
ihn erschlagen haben?«
Gawain wollte eine Frage stellen, aber Artus hob rasch
die Hand und brachte ihn zum Schweigen. »Und dann?«
»Er … er hat mir aufgetragen, Euch zu alarmieren,
Herr«, antwortete Evan stockend. »Ich habe das Pferd des
toten Pikten genommen und bin geritten wie der Teufel.«
»Und er selbst ist hierher gekommen und hat Mordred
und seine beiden Begleiter in die Flucht geschlagen«, fügte Artus hinzu – allerdings mehr an sich selbst gewandt. Er
schüttelte den Kopf. »Ganz allein. Ein Mann gegen drei.
Das ist schwer zu glauben.«
»Der Wirt behauptet es wenigstens«, gab Gawain zu bedenken.
»Und König Uther auch«, fügte Parzifal hinzu.
»Uther …« Artus seufzte. Auf seinem Gesicht machte
sich ein seltsamer Ausdruck breit, den Dulac nicht zu deuten wusste, der aber nicht sehr angenehm auf ihn wirkte.
Und als hätte er seine Gedanken gelesen, drehte sich Artus
in diesem Moment zu ihm herum und maß ihn mit einem
langen Blick.
»Herr?«, fragte Dulac nervös.
»Nichts«, antwortete Artus. Seine Hand fuhr in einer
unbewussten Bewegung über den schmalen, nicht sehr
sauberen Verband, den er am Hals trug, dann drehte er
sich wieder herum und wandte sich in verändertem Ton an
Evan.
»Du hast recht daran getan, uns zu alarmieren, Junge.
Komm morgen früh zur Burg und du wirst eine angemessene Belohnung erhalten. Und nun geh!«
Evan ging nicht, er floh regelrecht. Artus sah ihm zu,
wie er auf seinen Esel sprang und davonritt, dann drehte er
sich zu Dulac herum, maß ihn noch einmal mit diesem
sonderbaren Blick und fragte dann: »Und was tust du
hier?«
Dulac hätte seine rechte Hand für die Antwort auf diese
Frage gegeben. Er wusste es nicht. Er wusste nicht einmal,
wie er hierher kam, geschweige denn warum.
»Ich … ich habe gesehen, dass Ihr und Eure Ritter die
Burg verlassen habt«, improvisierte er. Eine glatte Lüge,
aber eine Ausrede, die ihm einigermaßen glaubhaft erschien. »Ich bin Euch gefolgt, weil ich dachte, Ihr … Ihr
würdet vielleicht Hilfe brauchen.«
Ich glaube dir kein Wort, sagte Artus’ Blick. Aber er
ließ es dabei bewenden und wandte sich kopfschüttelnd
und mit einem tiefen Seufzen an Gawain.
»Wenn es diesen Silbernen Ritter wirklich gibt, warum
ist er dann nicht hier? Wieso riskiert er sein Leben und
kämpft gegen Mordred und bleibt nicht einmal hier, um
unseren Dank entgegenzunehmen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Gawain. »Fragt Uther.
Vielleicht kann er Euch diese Frage beantworten. Er war
dabei.«
Er machte eine Kopfbewegung zum Haus. Die Tür zum Schwarzen Eber hatte sich geöffnet und König Uther trat
heraus, begleitet von Leodegranz und Braiden, zwei weiteren Tafelrittern. Wie alle anderen waren auch sie gekommen, um ihn und die Seinen zu retten – und trotzdem
machten sie irgendwie mehr den Eindruck von Wächtern statt von Beschützern .
Dulacs Herz schlug ein wenig schneller. Die Tür schloss
sich hinter Uther wieder; Gwinneth kam nicht aus dem
Haus. Trotzdem wich Dulac ein paar Schritte zurück, um
Schutz im Schatten des Waldrandes zu suchen. Sein Herz
klopfte. Er wollte nichts mehr als Gwinneth wieder sehen,
aber zugleich gab es im Moment auch kaum etwas, wovor
er mehr Angst hatte.
Artus verharrte wortlos und in sonderbar angespannter
Haltung, während Uther näher kam. Und

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