Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gralszauber

Titel: Gralszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
erst hier heruntergekommen waren. Schließlich – warum sollten sie eine Küche angreifen?
Rauch und drückende Hitze blieben hinter ihm zurück,
als er die Treppe hinunterging und die Luft hier unten kam
ihm im Gegenteil sogar kühl vor. Es war unheimlich still.
Er sah keinerlei Verwüstung. Wenn jemand hier unten
gewesen war, so hatte er nichts zerstört oder mitgenommen.
Es hatte eindeutig kein Kampf stattgefunden.
Allerdings war auch Dagda nicht zu sehen.
»Dagda?«, rief Dulac. »Wo seid Ihr?«
Er bekam keine Antwort. Dafür fiel ihm etwas auf, das
ihm fast unheimlich erschien: Es war hier unten nicht nur
kühl, es war kalt , so eisig, dass sein eigener Atem als
grauer Dampf vor seinem Gesicht erschien und die Haut
auf seinen Händen zu prickeln begann.
»Dagda?«, rief er noch einmal. »Antwortet mir!«
Er bekam auch diesmal keine Antwort und ging weiter.
Ohne dass er es selbst merkte, wurden seine Schritte dabei immer langsamer, und als er die Tür zu Dagdas
Schlafgemach erreicht hatte, zitterte er am ganzen Leib
vor Kälte.
Die Tür war nur angelehnt. Das Holz glitzerte, und als
Dulac die Hand hob und sie vorsichtig aufdrückte, stellte
er fest, dass es tatsächlich Eis war.
Von einem immer unguter werdenden Gefühl erfüllt,
schob er die Tür ganz auf und trat in den dahinter liegenden Raum.
Sein Atem stockte.
Der Anblick war so fantastisch, dass er im ersten Moment nicht einmal Schrecken empfand, sondern sich nur
aus ungläubig aufgerissenen Augen umsah.
Dagdas Schlafgemach hatte sich in eine Eishöhle verwandelt. Schimmernde weiße Kristalle glitzerten überall
an den Wänden, der Decke und dem Fußboden und alles,
was sich im Raum befand, war unter einer fingerdicken
Schicht aus Eis verborgen. Selbst die Flammen im Kamin
waren gefroren, so unglaublich es auch war. Sie leuchteten
in einem kalten Rot und Gelb, aber sie bewegten sich nicht
ein bisschen, und wenn man genau hinsah, konnte man
den Panzer aus Eis erkennen, der die Flammen umschloss.
Was hatte der Pikte gesagt? Wenn die Hexe ihre Aufgabe
erfüllt …
Dulac verspürte ein eisiges Schaudern, das nichts mit
der grausamen Kälte zu tun hatte, die den Raum erfüllte.
Zauberei. Es war finstere Magie und Hexenwerk, deren
Wirken er beobachtete, daran gab es gar keinen Zweifel.
Es musste die Hexe gewesen sein, von der der Pikte gesprochen hatte – wie hatte er sie genannt? Morgaine le
Faye –, die für all das hier verantwortlich war und vermutlich letzten Endes auch für den Fall Camelots. Kein Heer,
und sei es noch so stark, hätte Camelot nehmen können,
auch wenn es nur von fünf Rittern und einer Hand voll
Wachen verteidigt wurde. Plötzlich musste er wieder an
die unheimlichen Schatten denken, die er hier unten beobachtet hatte, und ihm wurde klar, dass er wohl Zeuge des
ersten, gescheiterten Angriffs finsterer Magie geworden
war.
Ein leises Stöhnen drang in seine Gedanken. Dulac
schrak hoch, sah sich alarmiert um und entdeckte mit jähem Entsetzen, dass sich der eisglitzernde Umriss auf
Dagdas Bett bewegte !
Mit einem einzigen Satz war Dulac dort und aus seinem
Entsetzen wurde schiere Panik, als er erkannte, dass es
tatsächlich Dagda war, der unter der gefrorenen Decke lag.
Kristalle schimmerten in seinem Bart und dem schütteren Haar, und als er die Lider hob, sah Dulac, dass auch
seine Augen von einer dünnen trüben Eisschicht bedeckt
waren.
Als er atmete, erklang ein schreckliches Rasseln; ein Geräusch, als rieben sich Eissplitter aneinander.
»Dagda?«, murmelte Dulac. Er bekam keine Antwort
und streckte die Hand aus, um Dagda an der Schulter zu
berühren, wagte es aber dann nicht aus der absurden
Furcht heraus, der alte Mann könnte unter seiner Berührung einfach zerbrechen wie eine Statue aus mürbem Eis.
Noch zwei- oder dreimal rief er Dagdas Namen, ohne
dass sich Erkennen in Dagdas reifbedeckten Augen zeigte,
dann benutzte er einer plötzlichen Eingebung folgend den
Namen, den Mordred bei seinem Gespräch mit dem Pikten
am Waldrand genannt hatte.
»Merlin!«
Dagda drehte den Kopf und sah ihn nun direkt an und
jetzt war in seinen Augen Erkennen. Er hob die Hand und
seine dürren Finger krallten sich mit solcher Kraft in Dulacs Unterarm, dass ihm vor Schmerz die Tränen in die
Augen stiegen. Seine Hand war so kalt wie ein Klumpen
Eis.
»Lancelot«, flüsterte er mit dünner, gläserner Stimme.
»Morgaine. Sie hat … ich … ich habe sie unterschätzt.«
»Sprecht nicht, Dagda«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher