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Gran Reserva

Gran Reserva

Titel: Gran Reserva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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bist du dran!«
    Die Stimme war atemlos, nahezu heiser.
    »Wer ist denn da?«
    »Weißt du doch genau! Stell dich nicht noch dümmer, als du bist. Ich hab Freunde bei der Polizei, gute Freunde. Und die haben mir erzählt, was Cristina ihnen gesagt hat. Ich hab dich gewarnt, du Arschloch. Ich hab dich so was von gewarnt!«
    Ein Klicken. Er hatte aufgelegt.
    Max blickte in seine leere Kaffeetasse.
    Und der schwarze Sud am Boden kam ihm mit einem Mal wie ein böses Omen vor.

Kapitel 7

    1976 – Ein gemischtes Jahr mit sehr unterschiedlichen Weinen. Einiges, was in diesem Jahr geboren wurde, war eher durchschnittlich, ganz weniges geradezu königlich. Sieben Prozent der Weine wurden zu Gran Reservas.
    Max war Skorpion – und die stachen bei Gefahr zu. Oder versteckten sich unter einem Stein. Max war mehr nach Letzterem zumute, und der einzige Stein, unter den er kriechen konnte, war Juans Haus. Er freute sich sogar richtig darauf, die Katzen zu sehen.
    Dieses Land veränderte ihn.
    Noch mehrmals klingelte sein Handy. Max ließ es klingeln. Dann kamen die SMS. Zuerst blickte Max nicht drauf, aber dann doch. Sie kamen im 5-Minuten-Takt.
    »Ich hatte dich gewarnt!«
    »Kommst du zu mir, oder soll ich zu dir kommen?«
    »Schweine muss man schlachten!«
    Doch die erschreckendste SMS kam zuletzt. Danach tauchte keine weitere Nachricht mehr auf dem Display auf:
    »Du wohnst doch bei dem Künstler-Arsch …«
    Sein Stein war nicht mehr sicher. Max rief Juan an. Das Klingeln dauerte viel zu lange, und in schnellen Videoclips zogen mögliche Gründe vor seinem inneren Auge vorbei. Sie nahmen an Dramatik zu.
    Carlos parkt wütend vor Juans Haus. Carlos hinter einem Baum im Garten, wie er Juan unbemerkt beäugt. Juan tot auf dem Boden, Carlos breitbeinig darüber. Das brennende Haus, aus dem Katzen mit gereckten Schwänzen rennen.
    Es wurde abgenommen.
    »Juan?«
    »Wer soll sich denn sonst hier melden, Max? Der König von Spanien?«
    »Nein, der kommt erst nächste Woche zu Besuch. Bist du allein?«
    »Wenn du die Katzen nicht zählst: ja. Anna-Maria ist zurück nach San Sebastián. Wer sollte denn hier sein?«
    »Schließ erst alle Türen und Fenster ab, dann sag ich es dir. Und kontrolliere, ob keiner im Haus ist. Ich warte so lange, leg nicht auf! Oder nimm das Telefon besser mit.«
    Max hörte Schritte, die sich schließende Haustür. »Vorne ist alles okay.« Er hörte, wie Juan die Küche betrat, an die Hintertür ging.
    Dann ein markerschütternder Schrei.
    Das Geräusch eines auf den Boden fallenden Körpers. Schweres Atmen.
    »Juan? Juan ? Scheiße, ich muss die Polizei rufen.« Max legte auf. Welche Nummer war das in Spanien? Auch 110, oder?
    Sein Handy klingelte.
    Das musste Carlos sein, aber Max wollte nicht hören, wie der damit prahlte, dass er Juan zu Boden gebracht hatte und erzählte, was er nun mit ihm vorhatte. Und mit Max, wenn er eintraf. Er wollte den Anruf gerade wegdrücken, als er die Nummer im Display sah. Es war die von Juan. Nutzte Carlos etwa dessen Telefon?
    Er hob ab, bereit, sofort wieder aufzulegen.
    Max sagte nichts.
    Ein Atmen war am anderen Ende der Leitung zu hören.
    » Max ? Bist du da? War doch bloß Spaß, hörst du? Keiner da, Haus gesichert. Was sollte die Aktion denn?«
    Max schrie wie am Spieß, röchelte, und legte auf.
    Rache genoss man am besten…mit einer ordentlichen Portion Spaß.
    Nach diesem spontanen Mumpitz-Anfall ging es ihm erstaunlicherweise besser. Und als sie wieder miteinander telefonierten, mussten beide eine ganze Weile laut lachen. Erst als Max ihn aufklärte, worum es ging, wurde Juan wieder ernst.
    »Wir sind zu zweit, Max. Soll er doch kommen! Den machen wir fertig. Ich kann auch noch meinem Nachbarn Bescheid sagen. Der hat auch einen Hund. Zwar einen Affenpinscher, aber der kläfft ohne Ende.«
    »Nein«, antwortete Max und blickte sorgenvoll auf die Straße. »Carlos muss sich erst mal abregen, über alles nachdenken, von mir aus vor verschlossener Tür, dann kommt er vielleicht runter. Ich erzähle Cristina davon, sie muss wissen, was läuft.«
    »Nein, Max, keine gute Idee. Das regeln Männer bei uns untereinander.«
    »Dann ist es eine Scheißregelung. Es geht sie was an. Keine Geheimnisse. Und damit fange ich genau jetzt an.«
    »Hattest du nicht gesagt, dass sie heute bei Bodega Valcarlos in Navarra arbeitet?«
    »Ja, tut sie, und ich werde ihr auch nicht am Telefon erzählen, wie Carlos durchdreht. Ich will dabei ihre Augen sehen. Also fahre ich nach La

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