Grand Cru
Jacqueline für sich gewinnt.«
Max verzog das Gesicht, doch Bruno war noch nicht fertig. Er nahm einen kleinen Kassettenrecorder aus der Tasche und drückte den Aufnahmeschalter. »Lies mal bitte laut vor, was hier steht.«
Er reichte ihm ein Blatt Papier, auf das er Ahmeds Notizen aus der Nacht des Brandanschlags kopiert hatte. »Und danach möchte ich auch Sie bitten, Monsieur Cresseil. Wir machen Stimmproben von allen Bewohnern von Saint-Denis, um den anonymen Anrufer zu identifizieren.«
Max war kreidebleich geworden, las aber mit stockender Stimme die aufgeschriebenen Wörter. So auch Cresseil.
»Das bringt doch nichts«, protestierte der Alte anschließend. »Wie gesagt, Max war hier bei mir, und Sie wissen, dass ich mich selbst kaum vom Fleck bewegen kann. Wie hätte ich nach Coux kommen sollen?«
»Aber von Coux war doch nie die Rede«, sagte Bruno leise und schaltete den Recorder aus.
15
Der
plat du jour
bei Ivan waren Nierchen in Rotwein mit
petits pois,
ein Gericht, mit dem sich Bruno ein wenig dafür entschädigte, dass Ahmed nicht bestätigen konnte oder wollte, in der jüngsten Kassettenaufnahme von Max' Stimme die des anonymen Anrufers wiederzuerkennen. Bruno wischte gerade mit einem Stück Brot den letzten Saucenrest vom Teller, als sein Handy klingelte. Es war Dominique; sie klang aufgeregt.
»Bruno, ich habe soeben eine sms von
Aquitaine Verte
bekommen, eine dieser Infos, die sie an alle Mitglieder verschicken. Es soll heute Nachmittag um fünf eine Demo vor dem Forschungsinstitut geben. Gegen halb drei fahren von Bordeaux zwei Busse ab, zwei weitere kommen von Périgueux und Sarlat.«
Weit über hundert Demonstranten, rechnete Bruno aus, plus diejenigen, die mit eigenen Fahrzeugen kommen würden, plus mögliche Teilnehmer aus Saint-Denis. Womöglich wären es am Ende über zweihundert, ein großer Haufen, der die Straße nach Les Eyzies, an der das Forschungsinstitut lag, über Stunden verstopfen würde, ausgerechnet zur Hauptverkehrszeit, was wahrscheinlich beabsichtigt war.
»Danke, Dominique. Würdest du bitte auch Petitbon vom Institut Bescheid geben? Und sag ihm, dass ich zur Stelle sein werde. Übrigens, wirst du auch kommen? Falls es zu Ausschreitungen kommen sollte, wärst du vielleicht am ehesten in der Lage, für Entspannung zu sorgen.«
Dominique war einverstanden. Bruno klappte sein Handy zu und öffnete es wieder. Er entschuldigte sich beim Baron, der mit ihm am Tisch saß, winkte Ivan weg, als der mit der Käseplatte kam, und rief den Bürgermeister an, um ihn von der geplanten Demo in Kenntnis zu setzen. Der Baron rief Ivan zurück, machte sich über den Käse her und zwinkerte Bruno zu, der aber jetzt ganz andere Sorgen hatte. Sollte der Bürgermeister beim Präfekten zusätzliche Gendarmen anfordern? Und vielleicht auch Alphonse anrufen und nachfragen, was er über die Sache wusste?
»Was schlagen Sie vor, Bruno?«, fragte der Bürgermeister.
»Ich hätte da eine Idee. Die Demonstranten wollen Ergebnisse. Wir könnten ihnen eins liefern, wenn Sie erklären würden, dass wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird. Ob gegen das Institut oder den Landeigner brauchte nicht näher ausgeführt werden. Die Demonstranten wären jedenfalls zufrieden, etwas erreicht zu haben, und wir hätten dann auch Alphonse auf unserer Seite. Ich glaube, es würde ihm gefallen, Einfluss nehmen zu können.«
»Ihr Vorschlag gefällt mir. Ich habe hier jetzt noch Papierkram zu erledigen, bin aber kurz vor fünf vorm Institut. Da treffen wir uns dann.«
Als Nächstes rief Bruno in der Gendarmerie an und erhielt von Jules die willkommene Mitteilung, dass
capitaine
Duroc dienstfrei habe und nach Sarlat ins Kino gefahren sei. Das machte alles einfacher. Bruno erklärte Jules die Situation und bat ihn, die Busse der Demonstranten aus Périgueux und Bordeaux abzufangen und auf den Platz vor der Gendarmerie umzuleiten. Damit wäre das Verkehrsproblem halbwegs gelöst. Außerdem sollten ein paar Gendarmen zum Institut kommen. Kaum hatte Bruno das Gespräch beendet, klingelte sein Handy abermals. Es war der
brigadier.
»Es kommt da was auf uns zu«, sagte er.
»Meinen Sie die Demonstration?«
»Woher wissen Sie das? Unsere Computerexperten haben die Informationen gerade erst aus dem Netz gefischt.«
»Dominique Suchet, eine Ihrer Verdächtigen. Sie hat mich angerufen und gewarnt. Wie gesagt, die junge Frau ist sehr verantwortungsbewusst.«
»Was gedenken Sie zu tun?«
»Der Bürgermeister fordert
Weitere Kostenlose Bücher