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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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wie sie es nennen«, sagte Max. »Der Jüngere wedelte mit einem dicken Bündel Geldscheine und sagte, es wären zehntausend, nur für eine Option für den Kauf gegen Ende des Jahres. Zum Marktpreis. Wir haben abgelehnt. Da wurden sie giftig und meinten, uns bliebe gar nichts anderes übrig. Der Bürgermeister würde schon dafür sorgen, dass sie zum Zuge kommen.«
    Bruno warf einen Blick auf Cresseil. Der Alte nickte bestätigend und schaute auf den Jungen, den er adoptieren wollte. »Du hättest sie nicht auslachen sollen, Max. So was kränkt doch nur.« Und an Bruno gewandt: »Verraten Sie uns jetzt, was Sie hierhergeführt hat?«
    Bruno erklärte, und was er zu sagen hatte, brachte Max wieder auf die Palme. Woher denn diese fünfzig neuen Arbeitsplätze kommen sollten, fragte er ungehalten. »Sie wollen alles unter Kontrolle haben, die Auswahl der Rebsorten, den Anbau, die Weinproduktion, den Vertrieb, einfach alles«, sagte Max. »Umso weniger verstehe ich, warum sie sich ausgerechnet bei uns breitmachen wollen. Was ist der Grund?«
    »Wasser«, antwortete Bruno, der sich auf den Webseiten der
écolos
schlau gemacht hatte. »Darüber hat sich Hulot letztens in einem längeren Artikel ausgelassen - du weißt, wer Nicolas Hulot ist, dieser Ökofritze aus dem Fernsehen. Er sagt, dass überall auf der Welt die Wasserressourcen knapp werden, und genau darum geht's.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Cresseil und zog eine Lesebrille aus der Westentasche, um sich ein schärferes Bild von Bruno machen zu können.
    »Bruno hat recht«, platzte es aus Max heraus. »Bei uns im Tal gibt's Wasser satt, und das ist nicht überall so. In Australien zum Beispiel ist die Weinernte auf die Hälfte geschrumpft, weil der Regen ausbleibt. Ein großer Konzern wie Bondino muss sich auf den Klimawandel einstellen. Südafrika hat Wasserprobleme, und in Chile schmelzen die Gletscher so schnell, dass bald nichts mehr nachkommt. In Kalifornien sinkt der Grundwasserspiegel immer weiter ab, und von der Dürre letztes Jahr in Spanien haben wir in den Zeitungen lesen können. Bei uns dagegen fällt immer noch genug Regen, und dann ist da noch der Fluss. Genau das wird der Grund sein.«
    »Es erklärt Bondinos Interesse an unserem Tal«, entgegnete Bruno. »Bleibt aber die Frage, ob wir alle auch wollen, dass er kommt. Er bringt viel Geld mit und bietet dem, der zu verkaufen bereit ist, Höchstpreise.«
    »Ich möchte meinen eigenen Wein erzeugen, Qualitätswein aus biologischem Anbau und nicht diese Massengülle, mit der sie die Supermärkte überschwemmen.«
    »Wir wollen nichts übers Knie brechen«, sagte Cresseil und steckte die Brille wieder weg. »Wir werden uns darüber noch ausführlich unterhalten, Max und ich.«
    »Über Folgendes solltest du vielleicht nachdenken.« Bruno lehnte sich zurück. »Max, wenn es dir ernst ist mit einer Zukunft als Winzer, würde es bestimmt nicht schaden, bei Bondino anzufangen und Erfahrungen zu sammeln, womöglich sogar in Kalifornien oder Australien.«
    Max schwieg, ließ aber sein Gegenüber nicht aus den Augen. Bruno kannte diesen Blick. Er hatte ihn Dutzende Male Rugby spielen sehen und immer wieder beobachten können, dass er selbst im hitzigsten Kampfgetümmel nie den Kopf verlor. Auch jetzt würde er seinen Verstand gebrauchen und die Möglichkeiten, die er hatte, abwägen.
    »Denk an Jacqueline«, fuhr Bruno fort, »sie war im Rahmen ihres Studiums schon überall auf der Welt und hat dir in dieser Hinsicht einiges voraus. Bondino bietet dir eine Riesenchance. Du könntest sie nutzen und später trotzdem biologischen Weinanbau betreiben, wie du es immer schon vorhattest. Führ dein Studium zu Ende, und mach dich bei Bondino Wines nützlich. Denk darüber nach.«
    »Jacqueline, oh lala!« Der Alte kicherte und zwinkerte Bruno zu. »Den Jungen hat's ganz schön erwischt. Was ich gut verstehen kann.«
    »Aber vielleicht kommt auch alles anders«, sagte Bruno und versuchte, den Druck auf Max zu verstärken. »Bondino hier zu sehen hat mich überrascht, denn nach meinen jüngsten Informationen droht er damit, sich zurückzuziehen. Wegen des Brandanschlags. Dem Bürgermeister hat er klipp und klar gesagt, dass er an unserer Region nicht mehr interessiert sei, falls es zu weiteren Zwischenfällen dieser Art käme. Dann geht er mit seinen zehn Millionen woandershin, und es werden andere junge hoffnungsvolle Studenten sein, denen er zu einem Start in sein Geschäft verhilft. Könnte sogar sein, dass er

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