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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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noch die Reifen seines Lkws ansehen. Dann wären da noch diese Gläser in Cresseils Küche. Vielleicht sind Fingerabdrücke darauf.«
    »Max könnte in den Brandanschlag verwickelt gewesen sein. Das bringt uns wieder auf diese Dominique. Sehen Sie da eine Verbindung?«
    »Vielleicht, aber es gibt keine Beweise dafür«, antwortete Bruno. »War denn nicht die Rede davon, dass die Spur zur écolo-Szene in Bordeaux führt?«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Wo können wir uns ungestört unterhalten?«
    »Unten am Fluss.« Bruno führte Jean-Jacques am Haus vorbei und durch den Gemüsegarten. »Was sind das denn für Geheimnisse, die Sie mir anvertrauen wollen?«
    »Auf den Websites der
écolos
finden sich keinerlei Hinweise auf das Forschungsinstitut. Mit einer Ausnahme: Ihr Freund Alphonse stellte dem Forum die Frage, ob irgendjemand Informationen darüber habe. Vor geplanten Aktionen oder Demonstrationen sind solche Websites meist voll von einschlägigen Beiträgen, die der allgemeinen Mobilmachung dienen sollen. So war es etwa vor dem Angriff auf diese Filiale von McDonald's oder als dieser Versuchsanbau von Genraps in der Nähe von Foix sabotiert werden sollte. In unserem Fall gab's nichts dergleichen, und das finde ich seltsam.«
    »Heißt das, der Brandstifter war ein Einzeltäter ohne Verbindung zur Szene?«
    »Haben Sie jemals Sherlock Holmes gelesen?«, fragte Jean-Jacques unvermittelt.
    Bruno stutzte. »Vor Jahren, in der Schule. Einmal habe ich auch einen alten Film gesehen. Ich erinnere mich an seine komische Mütze, jede Menge Nebel über London und daran, dass er Hunderte verschiedener Zigarrenmarken aus Ascheresten identifizieren konnte.«
    »In einer Geschichte wird ein Rennpferd entführt. Eigentlich hätte der Wachhund anschlagen müssen, doch das tat er nicht. Holmes kommt zu dem Schluss, dass der Hund den Täter kannte. In unserem Fall hat auch niemand gebellt, das heißt mit anderen Worten: Der Brandstifter wird gedeckt. Aber von wem? Von Gesinnungsgenossen? Das glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr, der Täter hat mit den
écolos
überhaupt nichts zu tun. Vielleicht ist es jemand, der einfach nur ein Hühnchen mit diesem Petitbon zu rupfen hatte.«
    »Haben Sie auch mit dem
brigadier
über diesen Hund gesprochen, der nicht bellt?«, fragte Bruno.
    »Er ist derjenige, der auf das seltsame Schweigen der
écolos
aufmerksam gemacht hat. Er deutet es allerdings ganz anders als ich, nämlich als Bestätigung seines Verdachts, dass der oder die Täter aus der Szene stammen. Und auf die ist er scharf. Im Auftrag der
renseignements généraux
will er die ganze Bewegung elektronisch erfassen und bastelt an einer riesigen Datenbank. Sollte sich herausstellen, dass der Brandanschlag nicht politisch motiviert war, wird er ganz schnell das Interesse an dem Fall verlieren.«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, spekulieren Sie auf persönliche Fehden im Umkreis des Instituts. Dazu fällt mir nichts ein. Petitbon, den Sie erwähnt haben, lebt sehr zurückgezogen, und ich weiß von ihm nur, dass er leidenschaftlicher Radfahrer ist.«
    »Was könnten wir denn jetzt machen?«
    »Ich hätte da noch einiges zu tun. Zum Beispiel möchte ich herausfinden, wann genau Max seine Trauben geerntet hat oder ob irgendjemand weiß, wo Cresseils Hund abgeblieben ist. Außerdem muss ich zusehen, dass mein Handy repariert wird, falls das denn überhaupt noch möglich ist, und ich muss dafür sorgen, dass für Sie und Ihre Leute ein Büro eingerichtet wird, was aber frühestens morgen erledigt werden kann.«
    »Kein Problem. Ich habe unser mobiles Labor angefordert. Das ist ein umgebauter Wohnwagen und kann fürs Erste als Einsatzzentrale herhalten. Außerdem kommen drei Spezialisten. Sobald sie da sind, lassen wir uns von den Gendarmen die ersten Zeugen vorführen. Vielleicht stellen wir den Wagen gleich hier im Hof ab. Ich schaue mich inzwischen noch ein bisschen um, im Haus und in den Nebengebäuden.«
    »Da fällt mir ein, ich habe das Motorrad von Max nirgends gesehen«, sagte Bruno. »Ein uraltes Ding, das er wieder zum Laufen gebracht hat. Vielleicht steht es in dem Schuppen da drüben.«
    Bruno machte sich auf die Suche. Er entdeckte einen alten Somua-Trecker, der wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht mehr bewegt worden war, sowie einen Hundesulky, den jemand sandstrahlgeblasen und neu zu lackieren versucht hatte. Aber kein Motorrad, nirgends. Wo es gestanden hatte, verriet eine Ölpfütze auf dem Boden der kleinen

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