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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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arbeiten. Das haben Sie selbst gesagt, Jean-Jacques, mehr als einmal.«
    »Wirklich? Da muss ich betrunken gewesen sein. Wie dem auch sei, einer meiner Leute könnte sich Ihr Handy mal ansehen, und wenn es nicht mehr zu reparieren ist, könnte er zumindest alle gespeicherten Telefonnummern retten und auf seinen Laptop runterladen. Wir hätten in unseren Asservaten notfalls auch Ersatz für Sie. Sie brauchen eins, um diesen Fall zu lösen.«
    »Jetzt stehen wir vor einem noch größeren.«
    »So ist es.« Jean-Jacques ließ den Motor an und steuerte seinen Peugeot über den holprigen Weg. Zweige kratzten am Blech entlang.
»Merde, merde,
hätten wir doch bloß Ihre Karre genommen.«
    »Wo hätte dann Monsieur Jarreau gesessen? Mein Transporter hat nur zwei Sitzplätze«, sagte Bruno. »Auch das gehört zu den Selbstverständlichkeiten eines Dorfbullen: wichtige Zeugen niemals im Regen stehenlassen. Seltsam, dass Sie Ihren Rekruten das noch nicht beigebracht haben.«

33
    Wie die meisten Soldaten, die schon einmal unter Feuerbeschuss gelegen und überlebt hatten, war Bruno Fatalist. Entweder die Kugel traf, oder sie ging daneben. Und sosehr er andere bewunderte, die ihre Meetings genau planten, bei seiner eigenen Arbeit machte er immer wieder die Erfahrung, dass Ermittlungen oder Zeugenvernehmungen, selbst wenn sie noch so sorgfältig vorbereitet waren, unverhofft eine andere Richtung einschlugen als erwartet. Und meist fand Bruno das Unvermutete lohnender als das Erwartete. Auf diesen Umwegen erlebte er Überraschungen, die viel lohnender waren als das, was die geplante Strecke zu bieten hatte. Als er jetzt auf Huberts
cave
zusteuerte, nahm er sich vor, Jacqueline ein paar einfache Fragen zu stellen: Wann und wo hatte sie Max zuletzt gesehen? Was hatten sie miteinander verabredet? Hatte sich Bondino noch einmal bei ihr gemeldet? In der Kellerei angekommen, warf er zunächst einen Blick auf Huberts jüngste Sonderangebote. Da die Urlaubssaison vorbei war und Platz geschaffen werden musste für die ersten Beaujolais-Primeur-Lieferungen, hatte Hubert mit dem Sommerschlussverkauf begonnen.
    »Salut,
Bruno«, grüßte Nathalie. »Ich wollte gerade abschließen. Interessieren Sie sich für diesen Gigondas?«, fragte sie. »Ein echtes Schnäppchen für vier Euro. Ist bald nichts mehr von da.«
    »Ich wollte eigentlich mit Jacqueline sprechen. Aber geben Sie mir drei Flaschen, wenn sie so gut sind.« Er reichte ihr einen 20-Euro-Schein.
    »Jacqueline ist schon weg. Ich habe sie nach Hause geschickt, als wir mit der Bestandsaufnahme fertig waren. Für den Zwanziger würde ich Ihnen, weil Sie es sind, eine halbe Kiste geben.«
    Mit sechs Flaschen, gut abgepolstert in seiner Sporttasche, fuhr Bruno die vertraute Strecke über die Eisenbahnbrücke hin zu Pamelas Anwesen, das sich wie ein kostbar eingefasstes Juwel in die Talmulde schmiegte. Die honigfarbenen Steinmauern und dunkelroten Dachziegel des Wohnhauses und der Nebengebäude harmonierten wunderbar mit dem weißen Kies im Hof und dem üppigen Grün der hohen Pappeln. Der große Gemüsegarten, die beiden Pferde in der Koppel und die Kühe auf der verpachteten Weide am Hügel vermittelten den Eindruck, als würde hier noch Landwirtschaft betrieben. Nicht zuletzt war es wohl auch die Besitzerin, die Bruno für diesen Ort einnahm. Von seinem eigenen Häuschen abgesehen, das er, weil er es selbst instand gesetzt hatte, über alles liebte, gab es weit und breit keinen Ort, an dem er sich wohler fühlte.
    Pamela kam ihm über den Hof entgegen. »Ich habe Sie anzurufen versucht, aber Ihr Handy scheint immer noch zu streiken«, sagte sie. Vorsichtig küsste er sie auf beide Wangen und ließ seiner Miene anmerken, dass er an ihrem Aufzug großen Gefallen fand. Sie trug grüne Gummistiefel, einen weiten geblümten Rock und ein altes weißes Herrenhemd.
    In der Hand hielt sie eine lange Hacke. »Ich wollte gerade in den Garten und Unkraut jäten. Sie sind bestimmt wegen Jacqueline hier, nicht wahr? Sie ist in ihrem
gîte.
Ich habe ihr gerade eine Tasse Tee gebracht.«
    Bruno schmunzelte. Ihn amüsierte Pamelas britische Art, die feste Überzeugung, dass eine Tasse Tee die Lösung aller Probleme war. Auch mit ihrer hellen Haut und der Liebe zu ihren Pferden bestätigte sie das Bild der Franzosen von den Nachbarn jenseits des Kanals.
    »Ja, ich habe ein paar Fragen an sie. Reine Routine.« Weil aus Max' Todesfall eine Mordsache geworden war, musste er sich zurückhalten. Pamela und

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