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Grand Cru

Grand Cru

Titel: Grand Cru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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herausfinden, mit wem.«
    »Na schön, wir haben uns geliebt«, blaffte sie, und ihr Blick sagte: Untersteh dich, ein Urteil über mich zu fällen. Sie ging zur Kommode und zündete sich eine Zigarette an. »Auf dem Feld hinterm Campingplatz auf der anderen Flussseite. Wir haben es gern unter freiem Himmel getan. Danach bin ich hierher zurückgefahren.«
    »Und Max? Wo wollte der hin?«
    »Sicher weiß ich das nicht. Vermutlich zu Cresseil.«
    »Und er war allein, als er ging?«
    »Natürlich. Wir hatten uns gerade geliebt«, antwortete sie, diesmal stolz, fast ein wenig überheblich. Sie marschierte vor Bruno auf und ab, was ihm irgendwie seltsam vorkam.
    »War er mit seinem Motorrad unterwegs?«
    »Nein, zu Fuß. Ich weiß nicht, wo er das Motorrad gelassen hatte.«
    »Haben Sie mit ihm über die Schlägerei im Café gesprochen?«
    »Ein bisschen. Max hat über den Amerikaner gelästert. Das war alles.«
    »Haben Sie den Amerikaner gestern Abend wieder gesehen?«
    »Nein, das letzte Mal war nach dem Streit auf offener Straße, als Sie eingegriffen haben.«
    »Wollte Max nicht wissen, warum Bondino so aufdringlich ist?«
    »Nein, er war nur sauer darüber, dass Bondino kein klares Nein versteht.« Sie drückte ihre Zigarette mit drei wütenden Stößen aus. Bruno hatte den Eindruck, als mimte sie wie eine Schauspielerin mal Verärgerung, mal Überdruss oder Trauer. Nichts an ihr schien echt zu sein. Vielleicht war es an der Zeit, sie aus der Fassung zu bringen.
    »Haben Sie dem Amerikaner denn immer ein klares Nein gesagt?«
    Sie blieb stehen und schaute ihn an. Ihre Verwunderung wirkte echt. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften, schnaubte und gab sich wütend.
    »Was unterstellen Sie mir da, Bruno? Und was hat das mit Max' tragischem Unfalltod zu tun? Wenn Sie mir noch einmal eine solch schmutzige Frage stellen, rufe ich einen Anwalt.«
    »Ganz wie Sie wollen, Jacqueline«, erwiderte er gelassen, kritzelte etwas in sein Notizbuch und mied ihren Blick. »Wir können die Befragung auch in der Gendarmerie fortsetzen, nur müssten wir Sie dann in Polizeigewahrsam nehmen, und dann werden Sie so bald keinen Anwalt zu Gesicht bekommen. Wir sind hier in Frankreich und können Sie drei Tage ohne Anklage unter Verschluss halten. Ich frage noch einmal: Haben Sie dem Amerikaner immer ein klares Nein gesagt? Ich versuche zu verstehen, warum er einen Anspruch auf Sie zu haben glaubte und sich mit Max um Sie geprügelt hat.«
    Sie kehrte ihm den Rücken zu. »Ich habe an einem Abend zu viel getrunken und ihn auf mein Zimmer mitgenommen. Ein blöder Fehler. Normalerweise bin ich nicht so. Ich kam mir vor wie eine Schlampe.«
    »Freut mich, dass Sie mir die Wahrheit gesagt haben. Was anderes hätte ich Ihnen auch nicht abgenommen, denn ich war im Hotel und habe mich über Sie erkundigt. Sie könnten Ihr Recht auf Aussageverweigerung in Anspruch nehmen und einen Anwalt hinzuziehen. Aber das würde kein gutes Licht auf Sie werfen. Es scheint, Sie waren die letzte Person,  die Max lebend gesehen hat. Ihre Aussage ist besonders wichtig.«
    »Ich kann nur wiederholen, was ich schon gesagt habe«, erwiderte sie. »Er war in bester Laune, als wir uns verabschiedet haben. Und als Nächstes höre ich, dass er auf diese scheußliche Art ums Leben gekommen ist. Das hat mich umgehauen. So was kann man doch kaum glauben.«
    »Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass es womöglich kein Unfall war?«
    »Was soll das heißen? Es war doch ein Unfall, oder etwa nicht?«
    »Die Umstände, die zu seinem Tod geführt haben, konnten noch nicht geklärt werden, Jacqueline. Und deshalb müssen wir weiterermitteln, zumal es den Anschein hat, dass er in eine Straftat verwickelt war. Hat er Ihnen gegenüber jemals etwas von einem Brandanschlag erwähnt, mit dem vor rund zwei Wochen ein Versuchsfeld oben in den Hügeln verwüstet worden ist?«
    »Nicht direkt. Aber in der
cave
und auch in der Bar wurde darüber gesprochen. Die meisten fanden gut, was da passiert ist. Gentechnik scheint hier nicht besonders populär zu sein.«
    »Was hat Max dazu gesagt?«
    »Er war strikt dagegen und hat aus seiner Meinung kein Hehl gemacht. Er wollte ja selbst biologischen Wein anbauen...« Sie lächelte, und zum ersten Mal hatte Bruno den Eindruck, dass sie sich nicht verstellte.
    Ohne ihr Lächeln zu erwidern, stand Bruno auf. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, aber es musste sein. Ich nehme Ihre Aussage zu Protokoll und möchte Sie bitten, zur

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