Grand Cru
werden häufig Tiere angespült, meist Katzen. Was soll ich mit dem Köter machen?«
»Ich nehme ihn mit. Sollen die Jungs von der Spurensicherung mal einen Blick darauf werfen. Danach begrabe ich ihn vielleicht in Cresseils Garten. Er war ein guter Hund, und der Alte hat sehr an ihm gehangen. Kann ich mit dem Transporter hier ranfahren, oder soll ich eine Plane holen? Mit der könnten wir ihn tragen.«
»Besser, wir tragen ihn«, antwortete Jacques. »Wie wichtig ist dieser Fund für dich eigentlich?«
»Sehr wichtig. Ich bin jetzt sicher, dass wir es mit einem Mord zu tun haben. Hast du jemals Sherlock Holmes gelesen?«
Bruno stellte seinen Transporter neben der mobilen Einsatzzentrale ab, öffnete die Heckklappe und hob den in eine Plane gewickelten Hundekadaver aus dem Stauraum. Der
brigadier
und Jean-Jacques verstummten, als er dem Chefinspektor das Bündel vorsichtig vor die Füße legte und die Plane über dem zerschmetterten Schädel aufschlug.
»Er war einer der besten Jagdhunde im Tal«, erklärte Bruno. »Ihr Hund, der nicht gebellt hat. Oder vielleicht auch zu laut. Ich vermute, derjenige, der ihm den Schädel einschlug, hat auch Max und Cresseil auf dem Gewissen. Der Hund wurde in den Fluss geworfen und ist heute ans Ufer gespült worden.«
»Der Brandanschlag hat Sie weniger aufgeregt als dieser tote Köter«, bemerkte der
brigadier.
»Na ja, der neue Fall liegt ganz bei Ihnen. Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu gratulieren und mich für die schnelle Aufklärung des Brandanschlags zu bedanken. Der beschlagnahmte Laptop und die Farbspuren an den Reifen des Lastwagens haben den Jungen überführt und bestätigen, dass er allein verantwortlich ist. Es gab jedenfalls keine Verschwörung, wohl aber jede Menge Wirbel. Sie haben nicht zufällig die heutige Ausgabe von
Le Monde
gelesen? Sie berichtet in einem großaufgemachten Artikel über die Machenschaften von Agricolae, ihre nicht genehmigten Versuchsanbauten und das Rätsel um ihre Eigentümer. Angeblich gehört die Gruppe einer in Luxemburg registrierten Holding, aber wer dahintersteckt, ist noch fraglich. Ich habe Isabelle und zwei meiner Männer darauf angesetzt; sie werden hoffentlich bald Namen nennen können. Es würde mich nicht wundern, wenn sich diese Geschichte zu einem Politskandal auswachsen würde.«
»Wäre das ein Problem für Sie?«, fragte Jean-Jacques.
Der
brigadier
zuckte mit den Achseln. »Die Politiker kommen und gehen, wir aber bleiben. Ich hatte den Auftrag, eine Straftat aufzuklären, und verdanke Ihnen beiden, dass sie aufgeklärt ist. Ich werde das in meinem Bericht auch so schreiben. Übrigens, die beschlagnahmten Computer können den Besitzern zurückgegeben werden. Die Beweise, die zu finden waren, sind gesichert.«
Er ging zu seinem großen schwarzen Wagen und holte aus einem in die Rücklehne des Fahrersitzes eingebauten Schränkchen eine Flasche und drei Schnapsgläschen.
»Damit hat mich ein britischer Kollege bekannt gemacht, als ich auf einer Dienstreise in London war. Balvenie - eine Rarität. Ich fand diese Flasche in der berühmten
cave
Ihrer Stadt und dachte gleich, es wäre angebracht, diesen herrlichen Whisky mit Ihnen zu teilen.« Er schenkte ein und erhob sein Glas. Jean-Jacques und Bruno stießen mit ihm an.
»Schmeckt nach Rauch und Meer«, sagte Bruno. »Genau das Richtige für einen Winterabend. Und für den Abschied von einem treuen Jagdhund.«
»Für den Fall, dass Sie irgendwann einmal die Hilfe der
renseignements généraux
nötig haben - hier, meine Visitenkarte mit Durchwahl und E-Mail-Adresse. Und wenn Sie, Bruno, eines schönen Tages von Ihrem bezaubernden kleinen Tal die Nase voll haben, können Sie jederzeit bei uns anfangen.«
»Sie sind nicht der Erste, der ihn abzuwerben versucht«, entgegnete Jean-Jacques. »Lassen Sie's, er wird nicht kommen.«
Wahrscheinlich nicht, dachte Bruno. Doch Isabelles Einladung nach Paris hätte zumindest eine berufliche Perspektive. Ob sie womöglich den
brigadier
angestiftet hatte? Es würde ihn nicht überraschen. Aber falls sie glaubte, er würde jemals freiwillig für die
renseignements généraux
arbeiten, hatte sie sich gründlich in ihm getäuscht.
»Irgendwas Neues in der Mordsache?«, fragte Bruno.
»Meine Jungs haben ein paar Fingerabdrücke auf einem Glas in der Küche sichergestellt«, antwortete Jean-Jacques. »Die Haarreste unter Max' Fingernägeln sind eindeutig nicht von ihm selbst, sondern von einer anderen Person. Sobald wir einen
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