Grandios gescheitert
für ihre maßgebliche Mittlerrolle zwischen antiker, arabischer, hebräischer und lateinischer Sprache und Kultur berühmt.
Die schwierige Wasserversorgung einer Bergstadt
So günstig die Lage Toledos aus strategischen Gründen auch war: Hinsichtlich der Wasserversorgung bereitete sie jedoch einige Schwierigkeiten. Burgen und Bergstädte standen häufig vor ähnlichen Problemen, und die Wasserversorgung konnte zu einem erheblichen Kostenfaktor werden. In Toledo gab es keine höher gelegene Quelle, von der man Wasser für den Stadtgebrauch hätte abzweigen können. Auch die Förderung von Grundwasser war angesichts der Höhe der Stadt und des felsigen Untergrunds schwierig. Das Sammeln von Regenwasser konnte Abhilfe schaffen, war angesichts längerer Trockenzeiten jedoch überaus unzuverlässig. Aber auch für Toledo galt: Trink-, Brauch- und Löschwasser musste verfügbar sein, nicht nur für den Fall einer Belagerung, in dem sich die Versorgung mit Wasser als entscheidend erweisen konnte.
Zu römischer Zeit wurde Toledo aus einem künstlichen Speichersee knapp 40 Kilometer südlich der Stadt bequem und reichhaltig mit Wasser versorgt. Die Römer stauten im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. den Guajaraz, einen Nebenfluss des Tajo, mit einem Damm, der vielleicht als erster zur Wasserversorgung einer Stadt angelegt wurde. Dieser Alcantarilla-Staudamm bestand zum Staubecken hin aus einer Betonmauer, nach außen aus einem Erdwall. Als der Speichersee aber irgendwann einmal leer oder zumindest kaum gefüllt war, erwies sich der Druck des Erdwalls auf die Betonmauer als zu groß und der Staudamm brach ein. Bis dahin jedoch floss Wasser von dort nach Toledo – über einen offenen Leitungskanal, der einen Speicher unter dem Stadtkern speiste. Nach dem Einsturz des Staudamms verschwanden nach und nach die Leitungsanlagen. Der ebenfalls verfallene Speicher diente fortan als Quelle für allerlei abwegige Legenden und wurde reißerisch »Höhle des Herkules« genannt.
Mit dem Ende der Wasserversorgung aus dem Stausee, vermutlich noch zu römischer Zeit, wurde Wasser in Toledo ein rares, nicht so leicht verfügbares Gut, denn es musste mühsam vom Ufer des Tajo nach oben transportiert werden – bis zur Spitze der Oberstadt handelte es sich immerhin um 100 Höhenmeter. Die Arbeit besorgten Wasserträger und Maultiere, aber das machte die Wasserversorgung zu einer teuren – und für die aguadores einträglichen – Angelegenheit. In den langen Perioden der Trockenheit ging es ja keineswegs nur um Trinkwasser, sondern auch um das Gießwasser für die Gärten der Stadtbewohner. Und das waren nicht wenige, denn die Bedeutung der wichtigsten Stadt Kastiliens hatte deren Bevölkerungszahl ansteigen lassen. Ebenfalls großen Wasserbedarf hatten die Schmiede, die die berühmten Schwerter von Toledo herstellten, und die Tuchindustrie, sofern sie sich nicht gleich unten am Fluss ansiedelte.
1526 versuchte man in Toledo, die Wasserversorgung zu verbessern, möglicherweise bereits da auf Betreiben des Königs. Zunächst wurde ein Ingenieur aus Deutschland mit der Aufgabe betraut. Der Mann versagte jedoch, wie der Chronist des Konvents de la Concepción Francisca berichtet: »Diese Vorrichtung arbeitete mit großen Kolben. Das Wasser schlug so heftig und wurde mit so schreckenerregender Gewalt durch die Metallrohre getrieben, dass alle Leitungen platzten.« Gemeint ist eine wasserbetriebene Kolbenpumpe, die seit dem 15. Jahrhundert in technischen Werken auftaucht, aber möglicherweise auch vorher schon benutzt wurde. Im 16. Jahrhundert verbreitete sie sich rasch, beispielsweise diente sie zur Entwässerung von Bergwerksstollen, und in der Tat waren deutsche Ingenieure für ihre Expertise bei der Konstruktion bekannt. Das von dem Klosterchronisten beschriebene Exemplar war aber offenbar viel zu groß dimensioniert und vereitelte damit den Zweck, für den es konstruiert worden war. Vielleicht hatte der geschmähte Ingenieur eine Kolbenpumpe, wie sie damals im kleineren Format zum Beispiel zur häuslichen Versorgung von Zisternen in Gebrauch war, der umfänglicheren Aufgabe entsprechend vergrößert konstruiert und die Auswirkungen des Drucks unterschätzt. Auch zwei flandrische Fachleute, die man hinzuzog, konnten das Problem nicht lösen. Mit einer Pumpenkonstruktion nach damaligem Stand der Technik war dem Problem nicht beizukommen.
Mitte des 16. Jahrhunderts gesellte sich zu den existierenden kleineren Gärten Toledos ein großer
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