Granger Ann - Varady - 01
Cologne. Er besucht dieses Weinlokal, regelmäßig! Er raucht Benson & Hedges! Er
hat sich krumm geschuftet, um zu verhindern, dass das Gestüt weiter den Bach runter geht, nachdem Alastair es abgewirtschaftet hat! Wahrscheinlich denkt er, dass er ein Recht
darauf hat, es zu erben, mehr als jeder andere. Er gehört außerdem zur Familie. Und wahrscheinlich war er verbittert
darüber, dass sie alles Terry vermachen wollte.«
»Wenn er überhaupt davon wusste«, entgegnete Ganesh.
»Und selbst wenn er es wusste – warum hat er Terry nicht
einfach geheiratet?«
»So machen es vielleicht die Inder«, sagte ich. »Alles in
der Familie halten, um jeden Preis. In England gibt es das
seit über hundert Jahren nicht mehr. Außerdem kann ich
mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass unsere Terry
sich in jemanden wie Jamie verliebt hätte.«
Ganesh sah nicht überzeugt aus, doch ich redete weiter.
»Es gibt einen sehr unangenehmen Stallmeister namens Joey
Lundy. Er prügelt seine unterbelichtete Frau grün und blau.
Alastair und Ariadne scheinen sich damit zufrieden zu geben, ihm seine Stelle zu lassen und hin und wieder ein paar
mahnende Worte zu sprechen, wenn die blauen Flecken der
armen Mrs. Lundy zu offensichtlich werden. Terry würde
vielleicht anders reagieren. Sie würde Lundy vielleicht vom
Gestüt jagen, sobald es ihr gehört. Damit hat auch Lundy
ein Motiv, Terry zu ermorden, und er gehört zu der Sorte
Mensch, die dazu imstande ist.«
»Gibt es irgendwelche Beweise, dass dieser Lundy jemals
in seinem Leben in London gewesen ist?«, vernichtete Ganesh eine weitere meiner Theorien.
»Beweise!«, schnaubte ich. »Ich bin hier, um diese Beweise zu finden! Vielleicht arbeiten er und Jamie Monkton zusammen! Beide hatten ein Interesse daran, die arme Terry
aus dem Weg zu räumen.«
»Nur deiner Theorie zufolge.« Ganesh konnte gelegentlich – wie zum Beispiel jetzt – aufreizend selbstgefällig sein.
»Also schön, da ist noch etwas«, sagte ich zu ihm. »Ich
habe gesehen, wie Jamie mit diesem Anwalt gesprochen hat,
diesem Watkins. In Winchester, in dem Weinlokal. Ich bin
sicher, dass Jamie versucht hat, etwas über Ariadnes neues
Testament in Erfahrung zu bringen. Vielleicht hat er sogar
versucht, Watkins zu überreden, Druck auf Ariadne auszuüben und das Testament zu Jamies Gunsten zu verfassen.
Jamie hatte ganz bestimmt nichts mit Watkins in diesem
Lokal zu suchen, so viel steht fest!«
Ganesh schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad und
fluchte wütend, was er normalerweise nie tat. »Ich habe mich
manchmal gefragt, ob du verrückt bist, Fran, aber ich habe
dich nie für dumm gehalten. Allmählich fange ich an, meine
Meinung zu ändern! Das ist eine Familienangelegenheit. Es
geht niemanden etwas an, außer die Monktons. Sie brauchen
ganz bestimmt keine Fremde, die sich in alles einmischt, wie
du es tust. Außerdem stellst du jede Menge haltloser Theorien auf, ohne einen einzigen Beweis zu liefern! Warum sollte Jamie Monkton sich nicht mit diesem Watkins treffen?
Wahrscheinlich erledigt dieser Anwalt alle rechtlichen Angelegenheiten des Gestüts! Wie kommst du darauf, dass sie über
Ariadnes Testament gesprochen haben?«
»Watkins ist heute Morgen zum Gestüt gekommen.
Wenn Jamie etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen
hatte, dann hätte er es heute tun können, ohne extra nach
Winchester zu fahren. Er wollte Watkins in Winchester treffen, Gan, weil niemand auf dem Gestüt etwas davon wissen
sollte! Ich muss Ariadne warnen. Hör mal, angenommen …«
»Du kannst doch nicht herumlaufen und derart haltlose
Anschuldigungen von dir geben!«, unterbrach Ganesh mich
heiser. »Wenn du dich irrst, steckst du bis zum Hals in der
Scheiße! Und wenn du Recht hast – wenn du Recht hast, ist
es nicht Ariadne, um die du dir Gedanken machen musst,
sondern du selbst!« Er beugte sich kampflustig vor. »Du
solltest nicht eine Minute länger hier bleiben! Du hast alles
herausgefunden, was es herauszufinden gibt! Wir fahren auf
der Stelle nach London zurück! Wir gehen zu dieser Morgan
und erzählen ihr alles. Sie kann den Rest erledigen! Es ist
schließlich ihr Job! Lass dein Zeug hier. Du kannst Monkton anrufen und ihn bitten, es dir zu schicken!«
»Auf gar keinen Fall!«, widersprach ich entrüstet. »Deine
Kamera ist noch da, und andere Dinge. Hey, hast du den
Film entwickelt?«
»Was für einen Film?«
»Du hast ihn nicht bekommen?«, fragte ich bestürzt.
Dann fiel mir ein, dass ich ihn erst gestern in den
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