Granger Ann - Varady - 01
besonders glücklich«, sagte Ariadne. »Sonst wäre sie bei uns geblieben.« Ihre
Stimme klang einigermaßen ruhig, doch ich bemerkte die
Bitterkeit in ihren Worten.
Ich sagte, dass Terry meiner Meinung nach nur eine
schwierige Phase durchgemacht habe. Irgendwann wäre sie
zurückgekehrt. Es war ein wunderschöner Ort zum Leben.
Die Tatsache, dass sie in London so unglücklich gewesen
war, zeigte doch, dass sie Astara und ihre Familie vermisst
haben musste.
Ariadne antwortete nicht. Es war, als hätte ich überhaupt
nicht gesprochen. Ich fühlte mich schrecklich verlegen.
Wir saßen eine Weile da. Ariadne sah einfach geradeaus,
auf das Haus hinter den Büschen. Trotz ihres Alters sah ich
an ihrem Profil, dass sie einst eine große Schönheit gewesen
war. Ihre Haut war immer noch klar, auch wenn sie faltig
und von tiefen Linien durchzogen war, und die Linie ihrer
Stirn und ihrer Nase und ihrer tief liegenden Augen war
klassisch. Sie hatte schlanke Hände mit langen Fingern, an
denen die Ringe nur locker saßen. Doch die Hände waren
sehnig, und ich erinnerte mich, dass sie vor ihrem Unfall eine sportliche Frau gewesen war, eine Reiterin. Ich hatte
Angst um Ariadne, auf eine Weise, die ich nicht so einfach
erklären kann. Es war nicht die Art von Angst, die ich empfunden hatte, als ich vor Ganesh davongerannt war. Ich
konnte nicht mit ihr reden, ohne grob zu erscheinen, und
angesichts dieser gefassten, selbstsicheren einstigen Schönheit erschien mir das beinahe eine Sünde.
Trotzdem versuchte ich es noch einmal. »Hören Sie, es
tut mir Leid. Ich weiß, es klingt, als würde ich mich einmischen und alles nur noch schlimmer machen. Aber ich habe
mit ihr zusammen gewohnt. Ich möchte wissen, was passiert
ist. Immerhin haben wir … immerhin habe ich sie gefunden!«, sprudelte ich hervor.
Zorn stieg in mir auf. Wir hatten die Verhöre durch die
Polizei erdulden müssen, Nev und Squib und ich, und wir
waren behandelt worden wie Mörder. Die Polizei war immer noch nicht zufrieden. Sobald ich wieder in London war
und Janice davon Wind bekam, würde sie mich in der
Bruchbude, die meine Wohnung war, heimsuchen. Vielleicht war Ariadne nicht danach, mit mir über Terry zu reden. Aber sie hatte kein Recht, mich so auszuschließen, als
wäre ich nicht längst tief in die unglückselige Geschichte
verstrickt.
Ariadne schien zu dem gleichen Schluss zu gelangen.
Nach einer ganzen Weile sagte sie: »Ja, das haben Sie. Ich
hatte es vergessen. Es muss sehr schwer für Sie und Ihre
Freunde gewesen sein. Ich wage zu behaupten, dass die Vernehmungen durch die Polizei alles andere als angenehm waren.«
»Da haben Sie Recht.« Endlich lenkte sie ein. Für den
Fall, dass sie ihre Zweifel hatte, fügte ich hinzu: »Terry ist
nicht von einem von uns umgebracht worden. Ich für meinen Teil weiß, dass ich es nicht war, und ich weiß auch, dass
es keiner von den anderen getan hat. Sie müssen mir glauben, es ist die Wahrheit!«
»Ich glaube Ihnen, Francesca. Ich halte mich für eine relativ gute Menschenkennerin.«
Ich fand einfach keinen Weg, das zu sagen, was ich ihr sagen wollte. Schließlich platzte ich hervor: »Mrs. Cameron,
Sie wissen, dass Sie möglicherweise in Gefahr schweben?
Wer auch immer Terry ermordet hat, könnte … Es hat
möglicherweise etwas mit Ihrem Haus oder Ihrem Gestüt zu
tun.«
Sie sah mich schweigend an, und ich geriet ein weiteres
Mal ins Schwitzen. »Meine Liebe«, sagte sie, »Sie müssen
sich wirklich nicht meinetwegen den Kopf zerbrechen. Ich
bin sehr wohl imstande, auf mich selbst aufzupassen.« Sie
klang fast belustigt.
Genau das Gleiche hatte ich zu Ganesh gesagt, über mich.
Er hatte mir nicht geglaubt, und ich glaubte Ariadne nicht.
Doch ich konnte nichts dagegen tun. Allmählich begriff ich,
wie frustriert Ganesh wegen meiner Halsstarrigkeit sein
musste und wie nutzlos er sich fühlte. Ariadne wollte nicht
wahrhaben, dass irgendjemand hier zu ihr in diese abgelegene Ecke des Gartens kommen und, unsichtbar für jeden
im Haus, den dünnen Schal straff ziehen könnte, der um ihren Hals und ihre Schultern lag.
Als könnte sie meine Gedanken lesen, sagte sie: »Es ist
mein Zuhause, Francesca. Ich hoffe doch sehr, dass ich in
meinem eigenen Haus sicher bin.«
Und ich hoffte inständig, dass sie sich nicht irrte.
»Zeit zum Mittagessen, denke ich.« Sie griff nach unten
und löste eine Feststellbremse an der Seite ihres Rollstuhls.
Dann drehte sie ihn mit ihren Zartheit
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