Granger Ann - Varady - 01
bin nicht ein Stück weiter gekommen, und
ganz ehrlich, es ist eine Frage der Ehre! Ich werde dieser Geschichte auf den Grund gehen!«
»Du steckst auch ohne diese Sache schon in genügend
Schwierigkeiten!«, entgegnete er. »Du weißt überhaupt nichts
über diese Familie, bis auf das, was der alte Mann dir beim Essen erzählt hat. Woher willst du wissen, dass alles den Tatsachen entspricht? Du hast selbst gesagt, dass er immer wieder
abgeschweift ist. Wahrscheinlich hat er die Hälfte vergessen.
Dieser Inspector, diese Frau, würde wahrscheinlich aus der
Haut fahren, wenn sie wüsste, was du vorhast. Du weißt
überhaupt nicht, wie man als Detektiv arbeitet! Was hast du
schon bis jetzt herausgefunden? Nichts! Gesteh es dir endlich ein!«
»Um so mehr Grund, es irgendwo anders zu versuchen«,
knurrte ich.
Er grinste mich von oben herab an. »Und was bitte schön
würdest du tun, wenn du da draußen in der Pampa einen
Mörder findest? Du kennst dich nicht einmal aus auf dem
Land; du weißt nicht, wie die Leute dort leben.«
»Was gibt es da schon zu wissen?«, fragte ich leichthin.
»Es gibt Felder und Kühe und Bauern, was sonst?«
»Es ist anders als in der Stadt«, schnappte Ganesh. »Du
würdest dich nicht so leicht zurechtfinden wie hier. Hier in
der Stadt sind die Menschen zu beschäftigt, um über das
nachzudenken, was du tust. Auf dem Land bist du eine
Fremde, und du wirst Aufmerksamkeit auf dich ziehen.
Ganz besonders jemand wie du!«
»Wieso denn?«, fragte ich beleidigt.
»Sieh dich doch an!«, entgegnete er unfreundlich. »Jeans
mit Löchern in den Knien, eine schwarze Lederjacke und Doc-Martens -Stiefel. Sie werden ihre Türen verbarrikadieren, wenn sie dich kommen sehen.«
Es tat mir bereits Leid, dass ich ihn gebeten hatte, mir eine Kamera zu leihen. Doch sein Verhalten bestärkte mich
mehr als alles andere in meinem Entschluss. »Sei nicht so
pessimistisch! Hab ein wenig mehr Vertrauen in mich, ist
das zu viel verlangt? Ich habe sein Geld genommen, und ich
bemühe mich, es zu verdienen.«
»Es steckt mehr dahinter als das Geld!«, entgegnete er alles andere als vertrauensvoll. »Du verbirgst etwas vor mir!«
»Also schön. Ich habe das blöde Gefühl, Terry irgendwie
im Stich gelassen zu haben, als sie noch bei uns war. Ich war
gemein zu ihr.«
»Nein, warst du nicht! Sie war gemein zu euch allen! Die
ganze Zeit hast du dich über sie beschwert! Selbst wenn es
so wäre, wie du jetzt sagst – du kannst nichts mehr daran
ändern.«
Ich verlor die Geduld. »Das ist Drückebergerei!«, fauchte
ich. »Ich gebe nicht so leicht auf!«
»Es geht überhaupt nicht um Terry, wie?«, brüllte Ganesh. »Oder um den Alten! Es geht um dich und deinen Vater! Du glaubst, du hättest ihn enttäuscht. Du möchtest diese Geschichte mit Terry aufklären, weil du glaubst, du
könntest damit wieder gutmachen, was du deiner Meinung
nach deinem Vater angetan hast! Weißt du eigentlich, was
du da machst? Du stehst im Begriff, diesen Alastair Monkton als eine Art Ersatzvater anzusehen! Das ist sehr gefährlich, Fran! Es ist gefährlich für dich und unfair gegenüber
dem Alten!«
Ich war nicht in der Stimmung, meine Motive psychologisch analysieren zu lassen. »Leihst du mir jetzt die Kamera
oder nicht?«
Er ging nach oben und kehrte ein paar Minuten später
mit einer wirklich schicken kleinen Kamera in einem Lederetui an einem Trageriemen zurück. »Verlier sie nicht! Sie ist
narrensicher. Ein Sechsjähriger könnte damit umgehen!
Pass einfach nur auf, dass du nicht den Finger vor der Linse
hast!«
Er reichte mir die Kamera und murmelte dabei: »Ich
wünschte, ich könnte mit dir kommen. Aber wir haben im
Geschäft viel zu tun, und Dad hat Probleme mit dem Rücken. Er kann die schweren Kisten nicht heben. Versprich
mir nur, dass du dich regelmäßig meldest, ja?«
»Versprochen, Gan.«
Ganeshs Bemerkungen über mein Aussehen hatten ins
Schwarze getroffen. Ich gestand mir ein, dass er Recht hatte.
Ich würde auf dem Gestüt Astara auffallen wie ein bunter
Hund. Ich musste anständig aussehen. Die Landbewohner
waren ein traditioneller Haufen, so dachte ich bei mir.
Ich wusch mir die Haare und versuchte, sie in Form zu
bringen. Im Haus waren lange Haare unpraktisch gewesen,
weil wir kein fließend Warmwasser hatten. Obwohl ich es
kurz hielt, war es länger als in meinen Punk-Tagen. Damals
hatte ich es bürstenkurz geschoren und purpurrot gefärbt.
Heute besaß es wieder seine normale braune
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