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Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
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und
große, schwermütige Augen. Sie schielten durch die Fenster
herein und schwenkten ihre schmutzverkrusteten Schwänze
gegen den Wagen, was Jamie fuchsteufelswild machte.
»Diese verdammten Mistviecher! Ich hab den Wagen erst
vor zwei Tagen gewaschen! Wer ist für sie verantwortlich?«
»Niemand«, sagte ich und machte mich auf meinem Sitz
ganz klein. Ein mächtiges Rindvieh untersuchte die Tür auf
meiner Seite des Wagens. Sein Atem ließ die Scheibe von
der Außenseite beschlagen, während das Tier versuchte, die
Tür zu öffnen. Seine breite Zunge und das weiche Maul hinterließen speichelnasse Spuren auf dem Glas. Ich konnte
nachfühlen, warum Jamie wütend wurde.
Und er schäumte vor Wut: »Das ist lächerlich! Fran, steigen Sie aus und scheuchen Sie die Biester aus dem Weg!«
»Was?! Sie haben wohl den Verstand verloren!«
Er funkelte mich an. »Gehen Sie schon! Sie wollten doch
hinaus aufs Land! Sie müssen nichts weiter tun als sie ein
wenig antreiben. Sie weichen Ihnen aus.«
»Vergessen Sie’s!«
»Sie versauen mir den Wagen von oben bis unten! Was
ist los mit Ihnen? Haben Sie etwa Angst? Ich dachte, Sie wären von der harten Sorte! Sie wüssten, wo es lang geht und
all der Mumpitz! Ich würde dort, wo Sie herkommen, keine
fünf Minuten durchhalten? Nun, hier draußen machen Sie
sich jedenfalls nicht halb so gut!«
Ich weiß, dass ich seine beleidigenden Worte hätte ignorieren müssen. Ich hätte mich nicht provozieren lassen dürfen. Er stachelte mich auf, etwas zu tun, das ich besser bleiben lassen sollte. Ich wusste all das, trotzdem schnappte ich
nach seinem Köder. »Also schön!« Ich schlüpfte aus meiner
Jacke – ich konnte mir nicht leisten, dass sie schmutzig
wurde – und stieg aus dem Wagen.
Ich hatte Mühe, überhaupt die Tür aufzudrücken, denn
die Kuh, die sich so dafür interessiert hatte, wollte nicht zurückweichen. Ich drückte und drückte, und Jamie giftete,
dass ich draußen alles nur noch schlimmer machte, doch
endlich ging das Rindvieh aus dem Weg.
Nachdem ich draußen war, saß ich zunächst einmal fest.
Rings um mich herum waren Kühe. Es gab eine Sache, von
der sogar ich als Stadtmensch wusste, dass Kühe jede Menge
davon produzierten, und so achtete ich peinlich genau darauf, wo ich meinen Fuß hinsetzte. Wissen Sie überhaupt,
wie groß eine Kuh ist? Sie ist gewaltig. Wie ein Panzer. Mit
einer Kuh fängt man keinen Streit an. Sie tut, was sie will
und wo sie es will. Nicht nur, dass diese Rindviecher keinerlei Anstalten machten, aus dem Weg zu gehen – sie schienen
mich für eine interessante Neuigkeit zu halten, und alle auf
einmal wollten mich näher in Augenschein nehmen. Ich
wurde von dampfenden, stinkenden, tropfenden Monstern
gegen den Wagen gedrückt.
Es war eine Frage der Ehre, obwohl ich eher das Gefühl
hatte, als ginge es um Leben und Tod. Ich konnte nicht zurück in den Wagen. Jamie würde mich niemals einsteigen
lassen. Also schob ich mich langsam nach vorn und klatschte in die Hände.
Nichts.
Die Kühe ignorierten das Geräusch, doch die Fliegen, die
bis jetzt um die Kühe herumgeschwirrt waren, begannen
jetzt auch mich zu untersuchen. Ich wedelte mit den Händen und schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben. Als ich
einen Blick nach hinten durch die Windschutzscheibe warf,
lachte sich Jamie hinter dem Steuer halb kaputt.
Das machte mich wütend. Ich klatschte der nächsten Kuh
auf den Rücken. »Los schon, Bluebell, du musst mir helfen!
Wir beide müssen gegen ihn zusammenhalten!«
Die Kuh drehte den Kopf und starrte mich aus großen
dunklen Augen an. Ein schwarzweiß geflecktes Tier mit einem traurigen Blick kam herbei. Ich musste mich verhalten,
als wäre ich der Leitbulle, und hoffen, dass mein Bluff funktionierte.
Ich stieß einen durchdringenden Pfiff aus und brüllte:
»Bewegung, los!« Wie ein Cowboy.
Es war eigenartig, doch sie setzten sich in Bewegung.
Ganz langsam drängten sie seitwärts, rempelten einander an
und fingen lauthals an zu muhen. Meine Panik war unterdessen verraucht, und ich erkannte, dass etwas ihren Weg
zu blockieren schien. Ich schob mich zwischen ihnen hindurch, und ganz wie ich mir gedacht hatte – gleich hinter
der nächsten Kurve lag ein Bauernhof und das Tor war geschlossen.
Ich hakte es los und schob es auf. Die Kühe trotteten mit
beachtlicher Zielstrebigkeit hindurch und verteilten sich im
Hof.
Dann rannte ein Hund herbei und bellte mich an. Ich
war zwischen Tor und Kühen gefangen und

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