Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Granger Ann - Varady - 01

Titel: Granger Ann - Varady - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Tod ist ohne Makel
Vom Netzwerk:
mit
Jamie in einem mit Touristen voll gestopften Raum sitzen
und ihm dabei zusehen musste, wie er sich durch Pastete
und Pommes frites futterte und dabei eine halbe Flasche
Wein niedermachte. Sie schienen das Restaurant genau in
dem Augenblick betreten zu haben, als ich zum Telefonieren nach hinten gegangen war. Glück gehabt – hätte ich an
einem Tisch gesessen, hätten sie mich mit Sicherheit gesehen. Und wenn ich nicht nach einem Telefon gesucht oder
wenn Mr. Patel mich nicht so lange aufgehalten hätte, wäre
ich vielleicht gegangen, ohne sie zu treffen. Doch hier saß er
nun, Jamie Monkton, lebensgroß und in Farbe. Das Beneath
the Arches schien eines seiner Lieblingslokale zu sein.
Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, wieder nach hinten zu gehen und erneut Janice anzurufen. Denn Jamie in
diesem Lokal zu treffen war ein weiterer Zufall, und selbst
sie würde zugeben müssen, dass es einer zu viel war. Wenn
nicht Jamie das Streichholzbriefchen verloren hatte, dann
war es jemand anderes gewesen, der dieses Restaurant in
Winchester besucht hatte. Die Wahrscheinlichkeit dafür
ging gegen Null.
Ich hatte Jamie nicht nach seinem Grund gefragt, warum
er heute nach Winchester fahren musste, und außerdem
wäre es höchst unwahrscheinlich gewesen, dass er mir geantwortet hätte. Eindeutig handelte es sich um ein geschäftliches Essen. Ich hätte zu gerne gewusst, was sie da besprachen. Jamie redete die meiste Zeit, während der Blasse mit
seinem Löffel im Teller herumfuhr und in düsterem
Schweigen ein Brot in die Suppe krümelte, während er zuhörte. Ich hoffte, dass Jamie sich so sehr auf sein Gegenüber
konzentrierte, dass er alles andere rings um sich vergaß. Ich
musste an seinem Tisch vorbei, um nach draußen auf die
Straße zu gelangen.
Ich schob mich vorbei und versuchte, sie nicht anzusehen.
Wenn jemand dich ansieht, dann spürst du es irgendwie. Ich
erreichte den Ausgang, ohne dass jemand hinter mir herrief,
und als ich einen Blick nach hinten warf, stellte ich fest, dass
Jamie immer noch auf den anderen einredete, während er
gleichzeitig sein Glas nachfüllte. Der blasse Mann im Geschäftsanzug sah selbst von hinten deprimiert aus.
Ich war auf der Straße und in Sicherheit. Ich machte
mich auf den Weg. Ich hatte noch ein paar Einkäufe zu erledigen.
    Ich ging zur nächsten Drogerie und kaufte einen neuen Film
für die Kamera. Ich wollte so rasch wie möglich zum Gestüt
zurück, und die Busse brauchten lang und fuhren in viel zu
großen Abständen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als
per Anhalter zu fahren.
    Ich hatte Glück. Eine Frau im mittleren Alter hielt an.
Auf ihrem Gesicht stand Besorgnis, als sie durch das Fenster
zu mir nach draußen spähte.
    »Sie sollten so etwas wirklich nicht tun, meine Liebe! Es
ist viel zu gefährlich! Jeder könnte anhalten, wirklich jeder!«
»Ich würde nicht mit jedem mitfahren, ehrlich«, antwortete ich. »Ich würde überhaupt nicht per Anhalter fahren,
wenn ich nicht in einer verzweifelten Lage wäre! Mein
Freund hat mich einfach auf die Straße gesetzt. Wir hatten
einen Streit. Er hat mich aus seinem Wagen geworfen und
ist weggefahren! Ich weiß nicht einmal genau, wo ich bin!
Ich muss zu einem Ort ganz in der Nähe von Basingstoke,
nach Abbotsfield.«
Sie war schockiert. »Wie gefühllos! Was für ein verantwortungsloser junger Mann! Also wirklich, es gibt keine
Entschuldigung für ein derart schändliches Verhalten!« Auf
ihrem Gesicht spiegelte sich Unentschlossenheit. »Normalerweise nehme ich keine Anhalter mit. Man weiß nie …«
Sie musterte mich erneut, und ich gab mir Mühe, unschuldig und harmlos und erschöpft dreinzublicken.
»Ich denke, es geht in Ordnung«, sagte sie schließlich.
»Ich fahre bis in die Nähe von Basingstoke. Ich kann Sie
kurz vorher auf der Hauptstraße absetzen.«
Ich stieg in den Wagen, bevor sie Zeit fand, ihre Meinung
noch einmal zu ändern, und dankte ihr wortreich.
»Weswegen haben Sie sich denn mit Ihrem Freund gestritten?«, fragte sie neugierig, als wir losfuhren.
Das war eine heikle Frage. Dann sah ich den kleinen Plastikhund an dem Schlüsselbund, der im Zündschloss steckte.
Es war ein Dackel.
»Er hat verlangt, dass ich meine Hündin weggebe!«, sagte
ich. »Er wollte nicht, dass ich sie behalte!«
»Was?!« Sie verlor fast die Kontrolle über den Wagen.
Vielleicht hätte ich kein Thema wählen sollen, das ihr so
nahe ging. »Was haben Sie – er – mit dem Hund gemacht?«,

Weitere Kostenlose Bücher