Granger Ann - Varady - 01
sind. Aber wenn es sie glücklich macht, warum nicht?«
Ich bemerkte, dass es schwierig sein müsse, immer wieder
neue Waren heranzuschaffen. Sie sagte, dass sie üblicherweise zu Haushaltsauflösungen fahre, die es in dieser Gegend fast jede Woche gebe.
»Vergessen Sie nicht«, sagte sie, »ich bin nicht hinter
wertvollen Sachen her. Alte Bilderrahmen, altes Porzellan,
Nippes, Sammelalben, Kleidung aus vergangenen Zeiten,
die noch in Schuss und zu gebrauchen ist. Am besten von
allem gehen Spielsachen, aber sie sind schwer zu kriegen.
Alte Spielsachen sind Sammlerobjekte, und normalerweise
sind die Händler schon vor mir da gewesen. Ich habe ein
festes Limit für das, was die angekauften Waren kosten dürfen, weil ich beim Wiederverkauf günstige Preise machen
muss.«
»Wer führt den Laden, wenn Sie nicht da sind?«
»Eine Freundin. Sie ist eigentlich meine Partnerin und
hat bei der Gründung des Ladens einen Teil des Geldes eingebracht. Aber sie hat mit der geschäftlichen Seite nichts zu
tun. Sie sagt, sie könne einfach nicht rechnen. Sie ist gerne
im Laden, wo Sie Menschen trifft und Dinge verkaufen
kann. Leider ist sie krank geworden, und ich musste eine
Menge Zeit in der Stadt verbringen. Ich war in den letzten
Wochen kaum hier draußen auf der Farm.«
Penny blickte düster drein. Ich erkannte, dass sie eine
Menge Sorgen hatte, und ich fühlte mich elend, weil ich in
der Absicht hergekommen war, sie und Nick wegen Terry
auszuquetschen.
Doch Nicks Mutter gehörte nicht zu den Menschen, die
über den Dingen brüteten. Mit einem energischen Schulterzucken schüttelte sie ihre eigenen Probleme ab. »Ich könnte
Ihnen ein paar gute Tipps geben, wie man ein Geschäft
praktisch aus dem Nichts aufbaut«, sagte sie und grinste
mich an.
Nick kam zurück. Er hatte sich gewaschen und eine saubere Jeans und einen sauberen Pullover angezogen und sah
nun wesentlich ansehnlicher aus, ja sogar richtig attraktiv.
Wir saßen alle am Tisch, und es war sehr gemütlich. Ich
konnte mir nicht vorstellen, warum er solche Schwierigkeiten haben sollte, eine Frau zu finden, die sich für ihn und
den Hof interessierte. Tatsächlich spürte ich, wie ich selbst
ein starkes Interesse an ihm zu entwickeln begann.
»Alles in Ordnung bei Mrs. Cameron?«, erkundigte er sich.
»Ich denke schon«, sagte ich. »Ich weiß es nicht.« Sie beobachteten mich. Offensichtlich waren beide sehr aufgeweckt, und ich dachte, dass ich ihnen vielleicht die ganze
Geschichte erzählen sollte. Ich hatte ja bereits erkannt, dass
Nick und Jamie Monkton alles andere als Freunde waren.
Also ging ich kein besonderes Risiko ein, wenn ich sie ins
Vertrauen zog. Tatsache war, dass ich zu sehr auf mich allein gestellt war hier draußen, weit weg von London und
meiner gewohnten Umgebung. Ich brauchte Verbündete,
und die Bryants kamen mir wie die perfekten Kandidaten
für diesen Job vor.
»Sie kennen die Umstände von Theresa Monktons Tod?«,
begann ich, und sie nickten beide schweigend, während sie
mich weiter beobachteten und abwarteten.
»Ich kannte Terry aus London«, fuhr ich fort. »Wir haben
zusammen in einem besetzten Haus gewohnt. Wir nannten
sie Terry, nicht Theresa. Sie wollte es so.«
Penny seufzte. »Das arme Ding«, sagte sie. »Sie hatte wirklich nur Pech. Ich hab ihr immer wieder gesagt, dass sie jederzeit vorbeikommen kann, wenn sie zu Hause ist, um sich ein
wenig zu unterhalten und … ich weiß nicht, einfach aus dem
Haus zu kommen. Aber sie war ein merkwürdiges Ding. Sie
kam nie hierher. Ich weiß nicht, ob sie einfach nur schüchtern
war oder ob sie nicht reden wollte. Sie war sehr … verschlossen. Als hätte sie Angst, über sich selbst zu reden.«
»Hat sie mit Ihnen geredet?«, fragte Nick merkwürdig gespannt.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, es war genauso, wie Ihre
Mutter es gerade beschrieben hat. Terry hat mit niemandem
geredet.«
Ich holte aus und erzählte ihnen alles von unserem Haus,
wie wir ihre Leiche gefunden hatten, wie Alastair mich in
London besucht hatte. Ich erzählte nicht, dass Ganesh vielleicht gesehen hatte, wie ein Fremder, wahrscheinlich Jamie
Monkton, vor Terrys Tod in unserer Straße herumgehangen
hatte, und ich verschwieg auch, dass ich bei unserer Rückkehr aus Camden ein fremdes Eau de Cologne im Haus gerochen hatte. Und ich verschwieg das Stückchen Kreide in
Jamies Wagen, dass Jamie mein Zimmer durchsucht hatte
und dass ich den Brief von Ariadne an ihren Neffen Philip
gefunden
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