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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Muskelmänner zurückkommen, verschwinde ich sofort.«
»In Ordnung, einverstanden. Einverstanden«, versprach
sie kleinlaut. »Die Sache ist nämlich die …«
KAPITEL 15 Lauren stand ins Gesicht geschrieben, wie erleichtert sie war, mir alles erzählen zu können, und das irritierte mich. Ihr dahin gehendes Angebot
war doch eher widerwillig gekommen, als hätte ich darauf
bestanden und sie in die Enge getrieben. Zu spät erkannte
ich, dass es genau das war, was sie wollte: Eben noch war ich
fest entschlossen gewesen, sie da rauszuholen, und jetzt
stand ich da und hörte ihr zu, während sie ihre Fäden weiterspinnen konnte, was auch immer das für Fäden waren.
Reumütig stellte ich fest, dass Vincent Szabos Stolz und
Freude nicht das großäugige unschuldige Lamm war, das er
in ihr sah. Sie besaß eine rasche Auffassungsgabe und hatte
demonstriert, dass sie gerissener war als ich. Das nagte an
meinem Selbstbewusstsein, denn – seien wir ehrlich: Ich
hielt mich für ziemlich ausgekocht und für jemanden, der
nicht gleich auf die erstbeste, schmalzige Geschichte hereinfällt und sich einfach manipulieren lässt. Stattdessen saß ich
nun hier und hatte den Köder geschluckt wie eine blutige
Anfängerin, mit Haken, Schwimmer und Leine.
Natürlich wusste ich, dass ich nicht tun musste, was sie
wollte. Erst recht nicht angesichts ihrer Bemerkung, dass
Baz und Merv so schwer zu kontrollieren seien. Die Worte
gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Es hieß eindeutig
nichts anderes, als dass sie mich mit den beiden in einen
Topf warf, und das gefiel mir am allerwenigsten.
Mein störrischer Gesichtsausdruck schien sie gewarnt zu
haben. »Hör mal«, meinte sie eindringlich, »warum setzen
wir uns nicht einfach? Es macht doch keinen Sinn, wenn wir
hier herumstehen und uns gegenseitig anbrüllen.«
Ich habe im Verlauf der Jahre gelernt, meinem Instinkt
zu vertrauen, was andere Leute angeht, und er hat mich bisher nicht enttäuscht. Mein Instinkt sagte mir, dass ich Lauren Szabo nicht vertrauen durfte. Mein Instinkt sagte mir,
dass ich rennen sollte, als wäre der Teufel persönlich hinter
mir her.
Aber ich hatte so viele Fragen, auf die ich eine Antwort
wollte. Ich wollte wissen, was sie zu sagen hatte. Beispielsweise warum sie hier seelenruhig hinter einer unverschlossenen Tür saß und fernsah, obwohl sie nichts weiter tun
musste, als nach draußen zu gehen. Albie hatte schließlich gesehen , wie sie entführt worden war. Und sie war vorher
vor ihren Entführern geflüchtet. Wenn ich mir nicht anhörte, was sie zu sagen hatte, übersah ich möglicherweise etwas
Wichtiges. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben
handelte ich gegen meinen Instinkt und setzte mich.
Sie hatte mir einen altmodischen Küchenstuhl aus Holz
zum Sitzen angeboten. Lauren selbst lümmelte sich in einen
Korbstuhl, der zwar aussah, als käme er von einer Müllkippe, aber weitaus bequemer war als der Stuhl, auf dem ich
saß. Sie lehnte sich entspannt zurück und legte die Hände
auf die schäbigen plüschbezogenen Lehnen. Sie wirkte so
selbstzufrieden wie ein Boxer, der weiß, dass er die erste
Runde gewonnen hat und fest damit rechnet, dass er seinem
Gegner in nicht allzu ferner Zukunft den Rest geben wird.
In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken und
schrien mich an, dass dieses mutmaßliche Entführungsopfer
in Wirklichkeit die verschlagene Drahtzieherin war, die
immer das bekam, was sie wollte. Trotzdem blieb ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund sitzen und wartete darauf,
dass sie anfing zu reden. Ärgerlich über meine eigene unbändige Neugierde, die mich an Ort und Stelle bleiben ließ,
störte es mich außerdem, wie unglaublich unhöflich es von
ihr war, sich die einzige halbwegs bequeme Sitzgelegenheit
im Zimmer zu nehmen und mir als ihrem Gast den Holzstuhl anzubieten.
Ärger hindert einen am Nachdenken. Ich unterdrückte
meinen Ärger und zwang mein Gehirn aufzuwachen. Rasch
erkannte ich, dass es nicht der Mangel an Manieren war, der
mich wütend gemacht hatte.
Irgendetwas an diesem Sessel und ihrem selbstgefälligen
Gesichtsausdruck war höchst verdächtig. Sie hatte mich
nicht nur physisch dort, wo sie mich haben wollte, sondern
sie selbst war ebenfalls genau dort , wo sie sein wollte, nämlich in diesem klapprigen alten Lehnsessel. Ich begriff die
Bedeutung meiner Erkenntnis nicht sogleich, und meine
Unruhe wuchs, wenn das überhaupt möglich war.
Ich warf einen raschen Blick in die Runde.

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