Granger Ann - Varady - 02
Geschichte ist, ich glaube, nach Mutters Tod fing Vinnie tatsächlich an, Angst vor mir zu haben. Ich bin in unserer Beziehung die Stärkere, und er frisst mir fast aus der Hand.
Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen wegen meiner Mutter. Ich begann ehrenamtlich im Frauenhaus mitzuhelfen,
um ihm zu zeigen, dass ich nichts vergessen hatte. Ich musste
nichts sagen. Ich musste nur regelmäßig zu diesem Frauenhaus gehen, es ihm immer wieder unter die Nase reiben. Er
hat es gehasst, doch er konnte mich nicht daran hindern. Er
hatte Angst davor, mich gehen zu lassen, und er hatte Angst,
wenn ich zu Hause blieb. Ich denke, irgendwie haben wir die
Rollen getauscht. Er kann nicht mehr ohne mich leben, auch
wenn er die ganze Zeit über, wenn ich in der Nähe bin, wie
auf heißen Kohlen sitzt.« Sie kicherte unerwartet.
»Was ist mit Copperfield?«, fragte ich und rüttelte an ihrer Selbstzufriedenheit.
»Was soll schon mit ihm sein?« Sie hob eine Augenbraue
und starrte mir direkt in die Augen. »Er ist Vinnies Hanswurst. Ich spiele das Spiel mit, aber du glaubst doch wohl
nicht im Ernst, dass ich jemals ernsthaft über eine Heirat
mit Jeremy nachgedacht habe, oder?«
»Ich hatte meine Zweifel«, gestand ich. »Also gut. Ich
möchte etwas über die Entführung hören.«
»Das war nicht meine Idee«, sagte sie rasch. »Es ist schon
… es war schon eine echte Entführung. Diese beiden Dumpfbacken Merv und Baz haben sich das ausgedacht. Baz arbeitet als Motorradkurier. Jeremy beschäftigt ihn. Baz hat mich
in Jeremys Büro gesehen, und ich nehme an, dass er zu dem
völlig falschen Schluss kam, Jeremy und ich wären zusammen. Er hat mir hinterhergeschnüffelt und fand noch ein
paar Sachen über mich heraus.«
Ich konnte meine Zunge nicht im Zaum halten und bekräftigte, ihr Eindruck sei schon der richtige, hinter anderen
Leuten herzuschnüffeln sei eine Lieblingsbeschäftigung von
diesem Baz. Lauren sah mich verwirrt an, und ich erklärte
ihr, dass Baz es sich zur Gewohnheit gemacht hätte, mitten
in der Nacht vor meiner Wohnung herumzuhängen. »Dieser Kerl ist gefährlich«, versuchte ich ihr verständlich zu
machen. »Er ist nicht nur ein bezahlter Schläger wie Merv.
Baz treibt etwas ganz anderes vorwärts.«
»Er ist ein Spinner«, meinte Lauren, als würde das alles
erklären. »Merv und Baz hängen zusammen ab«, fuhr sie
fort. »Die haben Spaß an den eigenartigsten Sachen.« Sie
tippte sich gegen die Stirn. »Und sie ticken nicht ganz sauber. Nicht, dass Baz je Interesse an mir gezeigt hätte.« Sie
zögerte und musterte mich kritisch. »Ich frage mich, was er
an dir findet.«
Ich antwortete, dass ich ihre offenen Worte schätzte und
genauso wenig wie sie wisse, was ein Typ wie Baz an mir
finden könnte. Sie sollte froh sein, dass er sich nicht für sie interessierte. »Und bitte«, fügte ich flehend hinzu, »komm
mir nicht mit Sprüchen wie: ich wäre sein Typ!«
Lauren war nicht an Baz’ sexuellen Vorlieben interessiert.
»Was spielt das schon für eine Rolle?« Sie zuckte die Schultern, bevor sie mit ihrer Geschichte fortfuhr »E kam jedenfalls zu dem Schluss, dass mit mir leichtes Geld zu verdienen
sei. Und so haben Merv und er ihren kleinen Plan ausgeheckt. Sie schnappten mich auf der Straße vor St. Agatha.«
Jetzt konnte man Laurens Erregung beinahe mit Händen
greifen, sosehr nahm es sie mit, die Entführung und die
damit einhergehende Demütigung aufs Neue zu durchleben. »Sie betäubten mich und verschleppten mich hierher,
die Bastarde!«
»Sie sind gut darin, Leute zu verschleppen«, kommentierte ich trocken. »Das weiß ich. Aber an welchem Punkt haben sich die Regeln des Spiels geändert?«
»Als sie anfingen, über Geld zu reden. Sie haben sich damit
gebrüstet, was sie mit den paar Tausend Mäusen machen
würden, sobald Vinnie erst gezahlt hätte.« Laurens Augen
weiteten sich. »Meine Güte, die beiden hatten ja nicht den
Hauch einer Ahnung, wie viel Geld sie verdienen konnten!
Sie redeten davon, dass sie vielleicht genug bekämen, um
sich«, ihre Stimme änderte sich und imitierte den Tonfall
von Baz und Merv, »eine geile neue Karre und Klamotten zu
kaufen und ein paar Hühnchen aufzureißen …« , dann, als sie
fortfuhr, klang ihre Stimme wieder normal, »… und sich
vermutlich bewusstlos saufen. Das war so ungefähr alles.
Das verstehen sie darunter, die Sau rauszulassen! Wie erbärmlich! Ich hab zu ihnen gesagt: ›Hört mal, Jungs, wir
können die Sache auf eure
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