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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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schlank, oder,
wie Baz sich ausgedrückt hatte, dürr.
Den Metallhebel musste ich allerdings wieder lösen und
das Fenster herunterfallen lassen, weil der Hebel ansonsten
meinen Weg versperrt hätte. Indem ich den Rahmen mit
beiden Händen packte, zog ich mich hoch und rutschte mit
dem Bauch über die Quersprosse. Dabei schob ich die
Scheibe mit dem Rücken nach oben, streckte das Bein hindurch und kämpfte darum, nicht den Halt zu verlieren.
So weit, so gut. Es war schmerzhaft und gefährlich, aber
ich machte Fortschritte. Das Nächste würde schlimmer
werden. Während ich in meiner prekären Lage schwankte,
musste ich das rechte Bein über die Quersprosse schieben
und zugleich versuchen, mich herumzudrehen, sodass ich
mich nach unten fallen lassen konnte, ohne dabei vom lose
schwingenden Rahmen des Fensters enthauptet zu werden,
der nach unten krachen würde, sobald ich aufhörte zu drücken.
Beinahe wäre es glatt gegangen. Im letzten Augenblick
aber rutschte ich mit meinen verschwitzten Fingern vom
Metallrahmen ab. Ich konnte mich nicht mehr halten und
stürzte dem Korridorboden entgegen. Hätte ich im Schauspielunterricht nicht gelernt zu fallen, hätte ich mir ohne
den geringsten Zweifel etwas gebrochen. Der Aufprall trieb
mir die Luft aus den Lungen, und mein Unterkiefer und
mein Nasenbein fühlten sich an, als hätte mich dort ein
Maultierhuf erwischt. Der Schnitt an meinem Kinn, den ich
mir während meiner Flucht vor Baz und seinem Motorrad
zugezogen hatte, war wieder aufgeplatzt und blutete. Ich
bemerkte, dass auch meine Nase blutete. Hoffentlich war sie
nicht gebrochen.
Das Oberlicht war mit einem metallischen Scheppern zugefallen, und der Lärm hallte durch den Korridor. Ich hatte
keine Zeit, lange hier herumzuhängen, obwohl mir rechts
und links weit offen stehende Bürotüren reichlich Einblick
in leere Räume erlaubt hätten.
Ich rieb mir das blutige Gesicht mit dem Ärmel sauber
und hastete durch den Korridor zur Treppe am anderen
Ende. Irgendwann schien das Gebäude von einem Kaufhaus
in ein Bürohaus umgebaut worden zu sein, schätzungsweise
Ende der fünfziger oder Anfang der sechziger Jahre. Die
meisten Innenwände bestanden aus dünnen Platten und
bildeten winzige, luftlose Räume aus einem einstmals weiten, offenen Stockwerk. Daher der Mangel an Fenstern. Die
Außenwände waren weit massiver und sicherlich auch viel
älter.
Die Luft roch abgestanden und nach Moder, Feuchtigkeit,
Staub, bröckelndem Gips und Ungeziefer, ein widerlicher
Gestank, der von Fehlschlag und Scheitern kündete. Das Gebäude stand offensichtlich leer, weil zur Zeit seiner Erbauung das Wohlergehen der Angestellten nicht als wichtig erachtet worden war und selbst spätere Versuche einer Modernisierung ihr Ziel bei weitem nicht erreicht hatten. Es war
in jeder Hinsicht veraltet, einschließlich der frei liegenden,
spinnwebverhangenen eisernen Heizungsrohre, die an der
Basis der Wände entlang verliefen und wahrscheinlich beim
Umbau zu Büroräumen installiert worden und dimensioniert schienen, um ein ganzes Kraftwerk zu versorgen.
Endlich fand ich ein großes Fenster, eines der ursprünglich vorhandenen, durch das Licht hereindrang und das von
Graffiti übersäte Treppenhaus erhellte. Ich spähte durch die
schmutzige Scheibe und stellte fest, dass das Fenster auf einen verlassenen Hof hinauszeigte und ein mit einem Vorhängeschloss gesichertes hohes Doppeltor. Der Hof wurde
durch eine Reihe von kleinen Gebäuden ohne Dächer begrenzt, die wie altmodische Außentoiletten aussahen. In den
guten alten Tagen war der Besuch derselben wahrscheinlich
nur unter Auflagen gestattet gewesen.
Ich versuchte, den Fensterhebel zu betätigen, doch er war
wieder und wieder überlackiert worden und bewegte sich
nicht einen Millimeter. Andererseits, selbst wenn ich im
Stande gewesen wäre, das Fenster zu öffnen, verspürte ich
nicht die geringste Lust auf einen weiteren tiefen Sturz,
diesmal sogar ein ganzes Stockwerk tief. Abgesehen von den
zahlreichen anderen Nachteilen war dieses Gebäude eine
richtige Brandfalle und hätte modernen Vorschriften ganz
sicher nicht genügt. Kein Wunder, dass es leer stand.
Ich fragte mich, wie viele Stockwerke über mir lagen. Es
gab wenigstens ein weiteres, denn das Treppenhaus führte
sowohl nach oben als auch nach unten. Ich zögerte. Mein
Selbsterhaltungstrieb drängte mich, so schnell wie möglich
nach unten zu rennen und einen Ausgang zu finden. Ich aber
hatte eine

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