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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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erleichtert. »Wir haben alles versucht. Wahrscheinlich hat er
etwas zu trinken in die Finger gekriegt und schläft irgendwo
seinen Rausch aus. Wenn du ihn das nächste Mal siehst,
kannst du ihn ja noch mal fragen. Ansonsten können wir
absolut nichts tun. Ich glaube im Übrigen immer noch, dass
er sich das alles nur ausgedacht hat. Du hast ihm einen Kaffee spendiert und damit bewiesen, dass du ein weiches Herz
hast. Er wollte noch mehr Kohle von dir und hat sich eine
interessante Geschichte zusammengesponnen. Hör mal, ich
muss jetzt auch wirklich in den Laden, sonst macht sich
Onkel Hari Sorgen um mich.«
    »Wann macht er sich keine? Wir sollten die Polizei informieren.«
»Hör endlich auf, Fran! Sie werfen dich von der Wache,
bevor du deine Geschichte zu Ende erzählt hast! Du hast
überhaupt nichts gesehen. Du weißt nur, dass Albie meint,
er hätte etwas gesehen – und sehen wir den Tatsachen ins
Auge, der alte Bursche ist nicht gerade das, was die Polizei
einen verlässlichen Zeugen nennt!«
Ich wollte nicht schon wieder mit Ganesh darüber streiten. Es ist selbst in seinen besten Momenten fast unmöglich.
Denn Ganesh ist immer absolut vernünftig. Und je vernünftiger er argumentiert, desto mehr bin ich anderer Meinung
als er. Also ließ ich ihn in Ruhe. Allerdings nicht die Angelegenheit. So leicht gebe ich nämlich nicht auf. Ich konnte
wenigstens versuchen, die Sache zu melden. Und das tat ich
dann auch, ich ging zu den Bullen.
    Im Gegensatz zu dem, was manche Leute von mir denken,
habe ich nichts gegen unsere tapferen Constables. Manchmal sieht es eher so aus, als hätte sie etwas gegen mich, das
allerdings ist dann ihr Problem. Es war schlimmer, als ich
noch keine feste Adresse hatte. Doch selbst heute, nachdem
ich eine feste Anschrift besitze, behandeln sie mich, als hätte
ich ein ellenlanges Vorstrafenregister, was ich nicht habe,
wie ich betonen möchte. Gan meint, dass ich nichts anderes
erwarten könne, wenn ich mit Löchern in den Jeans und einem Haarschnitt dort auftauche, der aussieht, als wäre jemand mit dem Rasenmäher über meinen Kopf gefahren.
Wahrscheinlich ist es auch nicht besonders dienlich, dass
ich leicht aufbrause, während die Bullen manchmal frustrierend begriffsstutzig sind. Wir fangen dann an zu streiten,
und die Vertreter des Gesetzes mögen das nun einmal ganz
und gar nicht. Also lasse ich unsere Gesetzesvertreter im
Allgemeinen in Frieden und hoffe, dass sie mich im Gegenzug auch nicht belästigen.
    Es war jedenfalls ein sehr merkwürdiges Gefühl, wie ich
an jenem Nachmittag so ganz und gar freiwillig auf die Wache marschierte. Ich war ein Fisch außerhalb des Wasser
und erweckte wahrscheinlich den Eindruck, als wäre ich gekommen, um zu gestehen, ich sei der Kettensägenmörder
von Camden.
    Auf der Wache ging es zu wie in einem Stillleben. Der
Dienst habende Sergeant, ein Mann mittleren Alters, trank
Tee aus einem Becher, auf den der Name George aufgemalt
war. Nicht weit von ihm entfernt erstattete eine aufgeregte
Frau in einem roten Regenmantel und schwarzem Barett bei
einer Kollegin des Sergeants Anzeige gegen einen Nachbarn.
Die Beamtin sah aus, als kenne sie die Geschichte schon.
    »Er entblößt sich vor mir!«, keifte die Frau aufgebracht.
»Jeden Abend vor meinem Erkerfenster!«
»Wir haben Nachforschungen angestellt«, entgegnete die
Beamtin. »Niemand sonst wurde durch ihn belästigt, und er
streitet alles ab!«
»Jeden Abend!«, schäumte die Frau. »Und er trägt nichts
außer einer von diesen Baseballmützen!«
Der Dienst habende Sergeant sah, dass ich mich für ihre
Geschichte zu interessieren begann. Er stellte seinen Becher
ab und musterte mich. »Was kann ich für Sie tun?«
Ich entschuldigte mich für meine Unaufmerksamkeit und
sagte, dass ich gekommen sei, um eine Meldung zu machen.
»Sergeant Henderson«, entschied er. »Warten Sie da drüben! Setzen Sie sich! Sie sind ziemlich spät dran. Sie hätten
heute Morgen kommen müssen, Punkt zehn!«
»Warum kann ich das nicht bei Ihnen tun?« Er saß
schließlich nur herum und trank Tee und löste, wie ich jetzt
erkennen konnte, Kreuzworträtsel.
»Wenn Sie auf Bewährung draußen sind, müssen Sie sich
bei Sergeant Henderson melden. Er ist dafür zuständig«,
blaffte er.
Ich erklärte – sehr geduldig, wie ich fand, angesichts der
Beleidigung –, dass ich nicht gekommen sei, um mich zu
melden, sondern um eine Meldung betreffend eines mutmaßlichen Verbrechens zu

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