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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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ohne einen
verschlagenen Plan in der Hinterhand zu mir geschickt hatte. Nichtsdestotrotz: Ich für meinen Teil hatte den Schreck
meines Lebens bekommen, war von einem Gorilla in eine
Limousine mit getönten Scheiben gezerrt worden und hatte
jemandem gegenübergesessen, den ich noch nie im Leben
gesehen hatte, während dieser alles über mich zu wissen
schien.
Wart ab, Sergeant Parry, versprach ich mir. Ich kann sehr
nachtragend sein. Im Hendon Police College hast du jedenfalls nicht gelernt, deine Fälle so zu lösen. Oder vielleicht
doch. Wenn ich es genau bedenke, dann ist Parry ausnahmsweise einmal sehr clever zu Werke gegangen. Tatsächlich
konnte er Szabo nicht auf die Art und Weise schikanieren, die
er so gerne bei anderen Leuten anwandte. Er hatte die Situation zu seinen Gunsten manipulieren müssen. Schlau, Sergeant Parry, aber aus meiner Sicht auch ziemlich link. Die Jungs
in Blau sind wirklich eine hinterhältige Bande!
»Himmel noch mal, Parry ist echt ein Hundesohn!«, kam
es mir aus tiefster Seele.
»Sicher ist er das«, gab Ganesh mir Recht. »Aber irgendwie mag er dich.«
Das verblüffte mich so sehr, dass ich meine Plastikgabel
fallen ließ. »Du bist verrückt!«, ächzte ich.
»Nein, ich bin ein Kerl, und ich hab Augen im Kopf. Jedes Mal, wenn er dich sieht, kriegt er dieses Glänzen in die
Augen. Und jetzt, nachdem er weiß, wo er dich finden kann,
wird er dich nicht mehr in Ruhe lassen.«
»Na wunderbar«, brummelte ich.
»Lass mich wissen, wenn du meine Hilfe brauchst, um
deine Ehre zu verteidigen.« Er kicherte fröhlich in sich hinein.
»Du weißt ganz genau, dass ich auf mich selbst aufpassen
kann!«, fauchte ich. »Parry? Ausgerechnet Parry? In meinem
Schlafzimmer der Gestank von seinem Aftershave und seiner Geilheit? Ich würde mich eher erschießen lassen!«
»Früher nannte man ein Schicksal wie dieses schlimmer
als der Tod«, deklamierte Ganesh und lachte so heftig, dass
er sich an einer Cashewnuss verschluckte. Ich musste ihm
auf den Rücken klopfen, bis er mich anbrüllte aufzuhören,
weil ich ihm sonst die Wirbelsäule brechen würde.
    In dieser Nacht kehrte mein unbekannter Besucher zurück.
Vor dem Schlafengehen war es mir endgültig gelungen
mir einzureden, dass ich mir den Zwischenfall vor zwei
Nächten nur eingebildet hatte. Es lag an diesem kleinen,
luftlosen Schlafzimmer, sagte ich mir. Jetzt schlief ich hier
draußen im Wohnzimmer, und meine Fantasie würde
wahrscheinlich keine wandernden Ghule mehr heraufbeschwören. Jeder, der in diesem unterirdischen Raum lag
und auf die Schritte oben auf der Straße lauschte, würde
sich Schauergeschichten zusammenfantasieren. Wahrscheinlich war es eben doch nur der späte Heimkehrer gewesen, der stehen geblieben war, um noch eine letzte Zigarette zu rauchen, und meine Einbildungskraft hatte daraus
ein Horrorszenario gemacht.
Ich hatte mich wieder geirrt. Er kam zurück. Er kam sogar ein wenig näher als beim ersten Mal. Er kam die Treppe
zum Souterrain herunter und stand vor dem Fenster. Er
konnte nicht hineinsehen, weil ich die Vorhänge zugezogen
hatte und alle Lichter aus waren.
Ich schrak aus dem Schlaf hoch und hatte ein elendes Gefühl im Bauch. Es war reine Angst, kein Magenproblem.
Selbst im Schlaf schien ich gemerkt zu haben, dass er kam.
Jetzt, als ich mich aufsetzte und die Decke um mich zog, sah
ich ihn.
Genauer gesagt, ich sah seine Silhouette durch den Vorhang schimmern, leicht verzerrt von einer Falte im Stoff.
Die Straßenlaterne draußen vor dem Haus leuchtete bis in
das Souterrain hinunter, und da stand er, hob sich dunkel
gegen ihren Schein ab. Kein großer Mann, ganz bestimmt
nicht Merv. Breit gebaut, stämmig und irgendwie vertraut.
Er stand für ein oder zwei Augenblicke still, dann entfernte
er sich wieder. Ich hörte seine schweren Schritte, als er die
Treppe hinaufstieg. Es klang nach stabilen Stiefeln. Dann
schien er sich in die andere Richtung zu entfernen, weg von
meinem unterirdischen Schlafzimmer, denn seine Schritte
verhallten sehr rasch. Sekunden später hörte ich, wie ein
Motorrad gestartet wurde. Andererseits trug der Verkehrslärm von der Hauptstraße nachts ziemlich weit, und das
Motorrad hatte möglicherweise nichts mit meinem Besucher zu tun.
Ich ging in die Küche, nahm die Flasche aus dem Kühlschrank und trank den Rest von dem Wein, den Ganesh mitgebracht hatte. Mit dem vom Alkohol hervorgerufenen falschen Mut wünschte ich mir, ich hätte die Geistesgegenwart
besessen, aus dem Bett

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