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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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sehr
Leid. Sie alle müssen unter schrecklicher Anspannung stehen.«
»Ja«, sagte er. »Das tun wir.«
Trotzdem sah er nicht danach aus, sosehr ich auch nach
Anzeichen suchte. Neugierig fragte ich: »Sind Sie schon lange mit Lauren befreundet?«
Blinzel . »Wir kennen uns seit ein paar Jahren«, sagte er
und schürzte die kleinen fetten Lippen. Plötzlich sah er dem
Marmorkopf draußen im Vorzimmer so ähnlich, dass ich
Mühe hatte, nicht zu grinsen.
»Ist Mr Szabo auch im Kunsthandel tätig?«, fragte ich.
»Ich dachte, er handelt mit Polsterstoffen?«
Copperfield ignorierte die Frage, und sein starrer Blick
informierte mich, dass er sie für unangemessen hielt. Schlimmer noch, er schien zu glauben, dass ich mich über ihn lustig machte. Seine Meinung von mir war alles andere als
hoch. Andererseits beruhte das mehr oder weniger auf Gegenseitigkeit. Ich hatte bereits jetzt erkannt, dass er alles andere als Laurens große Liebe sein musste. Dann schon eher
ihr Malcolm Tring.
Vielleicht sollte ich kurz erklären, wie ich das meine. Jeremy stellte offensichtlich Szabos Wahl für Lauren dar, ein
Mann, der die Dinge sah wie Vincent. Bei ihm konnte sich
Laurens Stiefvater darauf verlassen, dass er beim ersten Anzeichen von Problemen Bericht erstattete. Szabo selbst würde selbstverständlich bestreiten, dass dies der Grund war,
aus dem er Copperfield ausgewählt hatte. Er würde eine
ganze Litanei mit Jeremys Vorzügen herunterbeten. Persönliche Ausstrahlung gehörte nicht dazu, doch auch das würde
Szabo nicht als Nachteil betrachten. Wenn überhaupt, dann
würde er es höchstens als unwichtig abtun.
So läuft es doch immer. Die Familie urteilt nach einem
ganz anderen Satz von Kriterien als ihre Abkömmlinge. Und
das ist die Stelle, an der Malcolm Tring ins Spiel kommt.
Malcolm spielte eine kurze Gastrolle in meinem Leben,
als ich gerade vierzehn geworden war, und alles nur, weil
Großmutter Varady gerne Karten spielte. Sie war in einem
Whist-Club und hatte dort eine gleichermaßen fanatische
Mitspielerin namens Mrs Emma Tring kennen gelernt, eine
wohlbetuchte Witwe. Mrs Tring hatte, wie sich schon bald
herausstellte, einen Enkelsohn, einen gewissen Malcolm.
»Ein wirklich netter Junge!«, begeisterte sich Großmutter
V. für ihn, als wir eines Abends am Tisch saßen und sie das
Gulasch austeilte. »Gerade mal ein Jahre älter als du, und er
ist ein sehr guter Schüler! Er bringt seine Großmutter regelmäßig zum Whist-Club. So ein netter Junge. Nicht viele
in seinem Alter würden sich dafür Zeit nehmen! Er ist stets
freundlich und so gebildet, und seine Familie hat ein Geschäft für Weichholzmöbel in der High Street. Ich habe
Emmas Worten entnehmen können, dass es außerordentlich gut läuft, und so wahr ich hier sitze, sie hat eine wunderbare Perlenkette!«
Großmutter legte eine Kunstpause ein und klopfte die Gulaschkelle am Terrinenrand ab. »Und er ist das einzige Enkelkind!«, flüsterte sie.
Mir war sofort klar, worauf sie hinauswollte. »Ich möchte
Schauspielerin werden«, antwortete ich. »Ich will nicht den
Rest meines Lebens damit verbringen, Weichholzmöbel zu
verkaufen.«
»Schauspieler leiden Hunger!«, sagte sie – korrekt, wie
sich herausstellen sollte. »Ein Geschäft ist eine sichere Einnahmequelle, auf die man sich stützen kann.«
»Erst recht, wenn es sich um Möbel handelt!«, giftete ich
und bekam eins mit der Gulaschkelle auf die Finger, weil ich
das Thema nicht ernst genug nahm. Aber wie konnte ich
jemanden ernst nehmen, der Werbung damit machte, dass
die Wohnkultur seiner Kundschaft »tringend« einer Neuerung bedürfe?
Großmutter nahm die Angelegenheit äußerst ernst, und
unnötig zu sagen, dass ich schließlich dazu verdonnert wurde, sie zu einem Whist-Abend zu begleiten, um dort Malcolm Tring kennen zu lernen. Ebenfalls unnötig zu erwähnen, dass er schrecklich war, und ich hätte den Verstand
verloren haben müssen, um mich mit jemandem wie ihm zu
liieren. Auch konnten mich die Perlen seiner Großmutter
nicht über die Maßen beeindrucken. Sie sahen falsch aus,
für meinen Geschmack. Ich war damals schon mehr oder
weniger Expertin für Bühnenschmuck. Malcolm erwiderte
meine Gefühle. Es war gegenseitige Abneigung auf den ersten Blick. Die Großmütter Tring und Varady arrangierten
ein weiteres Treffen, doch Malcolm musste – dem Schicksal
sei dank! – ins Krankenhaus wegen seiner Polypen, und das
war es gewesen.
Ich glaube nicht, dass Großmutter V. mir die Geschichte
jemals

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