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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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ein
befriedigt-selbstgefälliges Grinsen, als sie sah, wie meine
Kinnlade herabsank.
Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und klapperte mit
purpurroten Fingernägeln auf einer Tastatur. Plötzlich
leuchtete neben ihrem rechten Ellbogen ein rotes Licht auf –
ein Telefongespräch. Sie ignorierte es. Ein paar Augenblicke
später erlosch das Licht. Ich fragte mich, ob es bedeutete,
dass jemand nach draußen telefonierte.
Ohne Vorwarnung wurde eine der Doppeltüren geöffnet,
und eine breite Gestalt füllte den Rahmen aus.
»Miss Varady?« Er bewegte sich unvermittelt und kam
mit glänzender Brille und ausgestreckter Hand in meine
Richtung. »Mein Name ist Jerry Copperfield. Es tut mir
Leid, wenn ich Sie habe warten lassen. Kommen Sie doch
bitte herein. Möchten Sie vielleicht einen Tee oder einen
Kaffee?«
Die Rezeptionistin unterbrach ihre Arbeit und warf ihm
einen warnenden Blick zu.
»Nein danke«, antwortete ich. »Ich möchte Ihnen nicht
zu viel von Ihrer kostbaren Zeit stehlen.«
Ich folgte Copperfield in sein Büro, das von der Farbgebung her sowie von der allgemeinen Möblierung dem Vorzimmer recht ähnlich war. Er lud mich ein, auf einem der
offensichtlich allgegenwärtigen weißen Ledersessel mit Edelstahllehnen Platz zu nehmen und setzte sich seinerseits in
einen elfenbeinfarbenen Chefsessel, der ebenfalls Armlehnen aus Edelstahl hatte. Er stützte die Ellbogen auf die Lehnen, legte die Fingerspitzen aneinander und drehte sich
langsam auf dem Sessel hin und her, während er mich über
die Ränder seiner Brillengläser hinweg musterte.
Ich kämpfte gegen den Eindruck an, dass ich in irgendeinem privaten Sanatorium und einer Sprechstunde bei einem extrem kostspieligen Arzt gelandet war. Ich zwang
mich, entspannt auf meinem Sessel zu sitzen und Copperfields Blicke gleichmütig zu erwidern. Wir schwiegen, während wir uns gegenseitig abschätzten.
Laurens Freund war um die achtundzwanzig und hatte
ein Gewichtsproblem, das er, wie es aussah, wohl nicht
mehr in den Griff bekommen würde. Sein Bauch quoll über
den Hosenbund. Er besaß ein fettes Doppelkinn, was seinen
an den Cherub draußen erinnernden Mund wiederum zu
klein aussehen ließ. Mir fiel auf, dass ich nicht das geringste
Anzeichen von dem Kummer entdecken konnte, den ich
angesichts seiner Situation bei ihm eigentlich erwartet hatte.
Aber vielleicht war er einfach nur gut darin, seine Gefühle
zu verbergen.
»Ich erinnere mich nicht«, durchbrach er schließlich das
Schweigen, »dass Lauren je in meiner Gegenwart Ihren Namen erwähnt hätte.« Er hörte mit dem Drehen auf dem Sessel auf und stemmte die Hände auf die stählernen Lehnen,
während er den Kopf hob, sodass er mich zwar immer noch
fixierte, aber nun durch die Brillengläser hindurch und
nicht mehr über den Rand hinweg. Die Gläser waren dick
und machten seine Augen klein und stechend. Er war nicht
mein Typ, aber die Geschmäcker sind verschieden, und ich
war nicht Lauren Szabo.
Ich hatte bereits beschlossen, die gleiche Geschichte vorzutragen, die beim Frauenhaus so gut funktioniert hatte, jedenfalls bis zur Erwähnung von Laurens Namen.
»Wir haben uns eine ganze Weile nicht mehr gesehen, bis
wir uns zufällig auf der Straße begegnet sind. Wir haben uns
zu einem Wiedersehensessen verabredet, aber Lauren ist
nicht gekommen. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich wegen irgendetwas ängstigte, und das ging mir nicht aus dem
Kopf. Seitdem habe ich versucht, mit ihr in Kontakt zu treten.«
Er blinzelte hinter seinen dicken Brillengläsern und redete weiter, als hätte ich kein Wort gesagt. »Deswegen habe ich
bei Laurens Vater angerufen, als Vorsichtsmaßnahme sozusagen. Er hat gesagt, es hätte seine Richtigkeit, und ich
könnte unbesorgt mit Ihnen sprechen. Wissen Sie, es ist
möglich, dass Lauren irgendwo gegen ihren Willen festgehalten wird. Die Polizei ist mit der Angelegenheit befasst.
Sie begreifen sicher, dass dies alles eine höchst delikate Angelegenheit ist und dass die Öffentlichkeit keinen Wind davon bekommen darf.«
Also war tatsächlich nach draußen telefoniert worden. So
viel zu meinem Plan, von dem ich geglaubt hatte, dass Szabo
mit ihm einverstanden gewesen war. Jetzt sah ich nur noch
dumm aus. Andererseits – ohne Szabos Okay hätte sich
Copperfield wahrscheinlich gar nicht erst mit mir unterhalten.
»Das sehe ich durchaus genauso«, antwortete ich und gab
meinen ursprünglichen Plan auf. »Ich verstehe sehr wohl,
was auf dem Spiel steht. Glauben Sie mir, es tut mir

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