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Granger Ann - Varady - 02

Titel: Granger Ann - Varady - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn umsonst ist nur der Tod
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Es gab solche Geschäfte. Oder es war vielleicht ein ImportExport-Laden.
    Als ich näher kam, fand ich meine Vermutung bestätigt.
Es war weder ein Ladengeschäft noch eine Galerie noch ein
Ausstellungsraum oder dergleichen. Eine schmale Treppenflucht führte hinauf zu einer Reihe Büros. Der Name stand
gut lesbar auf einem diskreten, polierten Messingschild an
der Haustür neben der Klingel. Ich betätigte den Knopf. Ein
Summen ertönte, gefolgt von einem Klicken, als der
Schließmechanismus der Tür entriegelte. Ich drückte die
Tür auf in der Meinung, dass, wer auch immer mir geöffnet
hatte, sich nicht die Mühe gemacht hatte, nachzusehen, wer
da kam.
    Als ich jedoch durch die Tür trat, bemerkte ich oben in
der Ecke des Treppenhauses eine winzige Kamera, die auf
die Tür gerichtet war. Die Person, die mir geöffnet hatte,
wusste also ganz genau, wer draußen gestanden hatte. Sie
hatte gesehen, wie ich die letzten Stufen hinaufgestiegen
war, das Türschild gelesen und gezögert hatte, ob ich läuten
sollte oder nicht. Das alles missfiel mir, und so marschierte
ich kampflustig los.
    Ich fand mich in einem Empfangsraum wieder, einem
großen rechteckigen Zimmer, das wie eine Krankenstation
möbliert war. Weiße Wände, weiße Ledersessel, ein graubeiger Teppich. Eine große grüne Zimmerpflanze in einem
weißen Kübel und das Dunkelblau des Geschäftskostüms
der Rezeptionistin bildeten die einzigen Farbkleckse. Über
ihrem Kopf flimmerte ein Bildschirm auf dem sie mich hatte ankommen sehen, und auf ihrem Schreibtisch aus Glas
und Edelstahl stand eine zierliche kleine Holzplakette mit
der in Gold geprägten Aufschrift »Jane Stratton«. Es war ein
hübscher Arbeitsplatz, keine Frage. Es muss wirklich ein gutes Gefühl sein, wenn der eigene Name in Gold vor einem
steht, sodass jedermann ihn lesen kann. Miss Stratton erhob
sich, um mich abzufangen. Begrüßen war nicht der richtige
Ausdruck.
»Ja?«, fragte sie.
    Sie war die menschliche Version eines Windhunds, groß,
schlank und elegant. Ihr schmales Gesicht war perfekt geschminkt, und die langen blonden Haare waren in perfekte
Wellen gelegt und mit Festiger fixiert. Es sollte wohl glamourös wirken, doch dieser Effekt blieb wegen fehlender
Wärme oder Ausstrahlung aus. Sie besaß einen Blick, der so
stechend war wie Zwillingslaser.
    Ich ignorierte ihr Permafrost-Empfangslächeln und erkundigte mich freundlich, ob Mr Copperfield zu sprechen
sei.
»Haben Sie einen Termin?«, erkundigte sie sich mit einer
    Anspielung von Unglauben.
»Nein, es ist privat. Ich bin eine Freundin von Lauren
Szabo.«
Sie zögerte, dann drückte sie auf einen Knopf auf der
Wechselsprechanlage und gab die Information weiter. Aus
dem Lautsprecher drang eine verzerrte Antwort.
»Bitte nehmen Sie Platz«, sagte sie zu mir eine winzige Spur
freundlicher. »Mr Copperfield wird Sie in Kürze empfangen.«
Ich setzte mich auf einen der weißen Ledersessel und studierte meine durchgestylte Umgebung, während ich mich
fragte, was nun Kunst eigentlich ausmachte. Ich fragte mich
auch, ob Copperfield sich hier draußen mit mir unterhalten
oder ob man mich in irgendein inneres Sanktum vorlassen
würde. Es kam darauf an, ob er wollte, dass seine unterkühlte Empfangsdame unser Gespräch mithören konnte oder
nicht – obwohl sie mittels der Sprechanlage wahrscheinlich
alles hören konnte, was sie wollte.
In der Wand gegenüber dem Empfang gab es zwei Türen,
von denen keine ein Namensschild trug. Das einzige Objekt,
das möglicherweise echte Kunst war, thronte auf einer Säulenplatte, die ihrerseits auf einem Glastisch ruhte. Es war eine Marmorbüste von einem Cherub und hätte meiner unmaßgeblichen Meinung nach eher in den Ausstellungsraum
eines Bildhauers gepasst als in den eines Kunsthändlers. Es
war ein außergewöhnlich hässliches Ding. Die fetten Backen
standen hervor, und der Kirschenmund war geschürzt, als
müsste er eigentlich eine Trompete blasen, die irgendjemand weggenommen hatte. Es sah aus, als schnaube der
Cherub verächtlich in Richtung Tür.
Ich hätte mir so etwas bestimmt nicht zu Hause aufgestellt, aber da es unwahrscheinlich war, dass ich mir so etwas
jemals würde leisten können, entstand das Problem erst gar
nicht. Etwas so Vulgäres wie ein Preisschild fehlte selbstverständlich völlig.
Ich bemerkte den Blick der Eiskönigin, nickte in Rich
tung des Cherub und fragte: »Wie viel?«
»Fünfzehnhundert«, antwortete sie und gestattete sich

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