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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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einer Taschenlampe erfasste mich, und eine
    große Gestalt in gelbem Ölzeug zog mich auf die Füße.
»Eine geplatzte Hauptleitung, Miss!«, bellte der Mann.
»Wir müssen Sie evakuieren. Ziehen Sie sich etwas an,
sammeln Sie alles Wertvolle ein und dann schnell raus hier
– auf der Stelle! Schalten Sie keine elektrischen Verbraucher
ein!«
Ich platschte zurück ins Schlafzimmer. Das Wasser reichte mir inzwischen bis zu den Knöcheln. Glücklicherweise
hatte ich meine Jeans und mein Sweatshirt über den Stuhl
gehängt, hoch und trocken. Meine Stiefel allerdings, die ich
auf dem Boden stehen lassen hatte, waren voll gesaugt mit
Wasser. Ich packte meine einzigen Wertsachen, Großmutter
Varadys goldenes Medaillon, zusammen mit meiner Geldbörse und dem Umschlag, in dem ich meine Geburtsurkunde und die einzigen mir verbliebenen Fotos meiner Familie
aufbewahrte, und stopfte alles in meine Jacke. Dann watete
ich nach draußen ins Wohnzimmer.
Sie hatten draußen Scheinwerfer aufgestellt, die hinunter
in das Kellergeschoss und meine Wohnung leuchteten. Ich
sah, dass ich in einem einzigen großen See stand, aus dem
meine Möbel ragten wie kleine Klippen oder Inseln. Von
Bonnie war im steigenden Wasser nichts zu sehen außer
dem Kopf, umgeben von kleinen Wellen. Ihre Augen sahen
voll Verwunderung zu mir auf und schienen zu fragen, ob
von ihr erwartet wurde, dass sie jetzt schwimmen sollte. Ich
riss sie vom Boden hoch, klemmte mir den durchnässten
Hund unter den einen und meine voll gesogenen Stiefel unter den anderen Arm und platschte zur Tür zurück. Unterwegs trieb Bonnies Fressnapf an mir vorbei. Ich bückte mich
und hob ihn ebenfalls auf.
Der Feuerwehrmann war wieder da. Er wartete an der
Tür und nahm mich beim Arm. Ich wurde durch den Miniatur-Swimmingpool, der sich vor meiner Wohnungstür gebildet hatte, und die Treppe hinauf bis auf die Straße geschoben und fand mich im grellen Lichtschein der aufgestellten Scheinwerfer wieder.
Hier oben herrschte hektische Betriebsamkeit. Ein Löschzug stand auf der Straße und ein weiterer Wagen mit Gerät.
Ein dicker Schlauch lief über den Bürgersteig. Wohin ich
auch sah, überall arbeiteten Leute fieberhaft. Die winzige
Quelle, die Daphne und ich am Abend bemerkt hatten, war
zu einem Geysir geworden. Sie hatte das Pflaster gesprengt
und den Bürgersteig sowie die Rinnsteine überschwemmt.
Als die Gullys die Wassermassen nicht mehr fassen konnten,
hatten sich die Ströme über die Kellertreppen der gesamten
Nachbarschaft ergossen, um am Boden kleine Seen zu bilden wie der, der sich unter meiner Wohnungstür hindurch
in meine Wohnung ausgebreitet hatte.
Daphnes Wohnungstür öffnete sich, und sie eilte die Treppe herab. Sie trug ihre übliche Jogginghose und ihren Färö
erpullover, doch zusätzlich hatte sie Gummistiefel an, einen
Regenmantel und einen Südwester. Sie war besser ausgerüstet als ich. In den Händen hielt sie eine große Blechdose.
»Oh, Fran, meine Liebe!«, heulte sie. »Sie sagen, wir müssen zur Gemeindehalle! Ich weiß nicht, warum wir nicht im
Haus bleiben können … bei mir oben herrscht doch wohl
keine Gefahr!«
»Es ist wegen der Elektrik, Ma’am!«, rief der am nächsten
stehende Mann in gelbem Ölzeug.
Mir wurde bewusst, dass eine Reihe von Streifenwagen in
der Nähe parkten. Ein Constable erschien auf der Bildfläche
und führte uns zu seinem Wagen, und wir fuhren durch die
Nacht davon.
    Eine Gruppe von uns, ungefähr fünfzehn Leute alles in allem, Bewohner der beeinträchtigten Gebäude, drängte sich
in der Gemeindehalle von St. Agatha fröstelnd um zwei
tragbare Calor-Gasöfen.
    Bonnie hatte sich inzwischen einigermaßen trocken geschüttelt und den besten Platz direkt vor einem der beiden
Öfen eingenommen, wo sie nun zusammengerollt lag und
schlief.
    Wir Souterrainbewohner hatten ein eigenartiges Sammelsurium von Wertsachen aus unseren Wohnungen gerettet.
Ein Mann hatte ein Ölgemälde mitgebracht. Es gab eine
Reihe Videorekorder und Computer, zwei Gitarren, eine
Rokoko-Porzellanuhr und eine erbärmlich jaulende Katze
in einem Transportkäfig. Bonnie hatte kurzzeitig Interesse
für die Katze gezeigt, doch da sie sicher eingesperrt war und
sich deswegen nicht jagen ließ, war es rasch verflogen. Ansonsten sahen wir aus wie typische Flüchtlinge. Zwei robuste Frauen waren aus dem Nichts aufgetaucht und hatten uns
Decken gegeben und Becher voll heißen Tees. Die beiden
Frauen strahlten Zuversicht und Besonnenheit aus. Eine
von

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