Granger Ann - Varady - 03
niemandem, okay?«
»Sie sind nicht in der Position, Bedingungen zu stellen«,
sagte er gepresst.
Ich war überzeugt, dass er bluffte. Ich war sehr wohl in
der Position. Ich hatte die Negative – oder wusste zumindest, wo sie waren. Ich war bereit mitzuspielen und ihnen
den Film für einen Riesen zurückzugeben. Sie wollten keine
weiteren Scherereien, nach dem, was Foxley gesagt hatte. Ich
hoffte nur, dass der Superintendent sich nicht geirrt hatte.
»Hören Sie, erklären Sie Ihrem Auftraggeber, was ich möchte, ja? Ich gebe zu, ich könnte das Geld sehr gut gebrauchen.
Das gilt nicht für den Film. Er ist nutzlos für mich.«
Er zögerte. »Mein Auftraggeber wünscht vielleicht einen
Beweis, dass Sie tatsächlich Zugriff auf den Film haben.« In
seiner Stimme schwang nun Sarkasmus. »Wir wissen
schließlich ebenfalls nicht, ob wir Ihnen vertrauen können.«
Geschickt. Ich konnte ihn kaum zur Wache schicken, um
nach dem Film zu fragen. Doch wenn Grice persönlich herkommen sollte, musste er überzeugt werden. Ich beschloss,
das Risiko einzugehen. »Ich hab ihn entwickeln lassen«, gestand ich.
Bei meinen Worten bewegte er sich. Bevor ich mich’s versah, war er durch den Raum und stand drohend über mir.
Bonnie verlor unterdessen im Badezimmer die Geduld. Sie
unternahm einen entschlossenen Versuch, sich durch die
Tür zu kratzen, wobei sie hysterisch winselte. Der Lieutenant von Grice packte mich und riss mich mit einer einzigen fließenden Bewegung hoch. Er hielt meine Arme in einem schmerzhaften Griff gepackt. Ich hing zwischen seinen
Händen wie eine Stoffpuppe, vollkommen hilflos, und fragte mich, ob ich soeben den größten und letzten Fehler meines Lebens gemacht hatte. Doch er musste es so oder so erfahren. Falls ich den Film übergab, würden sie augenblicklich bemerken, dass sie keinen unentwickelten Film, sondern einen Satz Abzüge mitsamt den dazugehörigen
Negativen bekamen. Vollkommen unmöglich, dann noch
eine Erklärung abzugeben. Sie wären nicht mehr davon zu
überzeugen, dass ich kein doppeltes Spiel mit ihnen spielte.
»Warten Sie!«, ächzte ich. »Ich mache keine Scherereien!
Als ich den Film entwickeln ließ, wusste ich doch überhaupt
noch nicht, dass er für irgendjemanden von Interesse ist,
oder? Ich dachte, vielleicht würden mir die Abzüge verraten,
wer die Aufnahmen gemacht hat, aber ich konnte nichts
damit anfangen. Ich kannte die Leute auf den Bildern nicht.
Ich wollte den blöden Film immer nur seinem Besitzer zurückgeben, weiter nichts, und wenn Sie ihn haben wollen,
können Sie ihn kriegen!«
Er ließ mich los. Ich fiel auf das Sofa zurück wie ein nasser Sack. Ich war sicher, dass er mir beide Schultern ausgekugelt hatte. Er stand immer noch drohend über mir.
»Wo sind die Abzüge?« Seine Stimme war dunkel und rau.
»Bei den Negativen. Außer einem, den ich hier in meiner
Tasche habe. Ich wollte ihn … an einen sicheren Platz tun,
zusammen mit den anderen, für den Fall, dass der Besitzer
sich bei mir meldet und fragt, wissen Sie? Irgendwie hab ich
ihn übersehen. Hören Sie – es sind doch nur Urlaubsschnappschüsse, warum die ganze Aufregung?«
Ich gab mir die größte Mühe, begriffsstutzig zu erscheinen, doch ich war nicht sicher, ob er meine Erklärung
glaubte. Er streckte schweigend die Hand aus.
Ich kramte in meiner Tasche und gab ihm den Abzug aus
Joleens Papierkorb. Er ging damit zum Fenster und hielt ihn
so, dass das Licht der Straßenlaterne darauf fiel. Ich hörte,
wie er ein leises Grunzen ausstieß. Er steckte das Foto in
seine Innentasche und kam zu mir zurück.
»Wie viele von diesen Abzügen haben Sie?«
»Vier. Der größte Teil des Films war unbelichtet. Ich
schwöre es! Es waren nur vier Aufnahmen darauf. Sie haben
eine dort, die drei anderen sind bei den Negativen, aber nicht
hier. Hören Sie, ich hätte sie fast weggeworfen! Sie sind nicht
interessant oder irgendwas, überhaupt nicht!« Ich kreuzte
meine Finger hinter dem Kissen.
»Die Abzüge müssen zusammen mit den Negativen zurückgegeben werden, einschließlich sämtlicher weiterer Bilder, die Sie eventuell noch haben. Falls wir herausfinden,
dass Sie Abzüge zurückhalten, wären wir sehr ungehalten.«
Die Drohung in seiner Stimme bei diesen Worten hätte
wirklich jedem das Blut in den Adern erstarren lassen, nicht
nur mir.
»Hören Sie«, sagte ich flehend, und das war keine Schauspielerei, »ich möchte Ihnen ja wirklich alles geben! Ich bin
froh, wenn ich das Zeug
Weitere Kostenlose Bücher