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Granger Ann - Varady - 03

Titel: Granger Ann - Varady - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die wahren Bilder seiner Furcht
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nichts, aber auch rein gar nichts ordentlich gemacht. Ich
sage immer, wenn du etwas anfängst, dann bring es ordentlich zu Ende. Muriel hat hier und dort herumprobiert. Spirituell, hat sie es genannt. Weiße Magie. Orientalische Philosophien, was auch immer sie gerade interessierte. Sie war
eine sehr schöne Frau, wissen Sie? Das bedeutet oft nichts
Gutes. Die Leute vergeben einem schönen Menschen Dinge,
die sie einem anderen niemals verzeihen würden. Muriel
hatte eine verträumte, leicht vertrottelte Art an sich, die andere als Charme empfunden haben. Viele Männer fallen auf
so etwas herein. Mein Bruder Arnold beispielsweise. Andererseits hatte Arnold selbst nicht gerade viel Fantasie. Glauben Sie mir, Fran, ich habe eine ganze Menge schöner Frauen gesehen, die allesamt unsicher waren und nicht in sich
geruht haben. Arnold hätte die Dinge in die Hand nehmen
müssen, doch das hat er nicht getan. Er hat alles ihr überlassen. Er war Wachs in ihren Händen.« Daphne schnaubte.
»Man kann den Jungs keinen Vorwurf deswegen machen,
dass sie so geworden sind, verstehen Sie? Die Atmosphäre in
diesem Haushalt war so unwirklich. Ich habe nie so gut ausgesehen wie Muriel, und ganz ehrlich, ich bin dankbar dafür! Es hat mir unendlich viele Komplikationen erspart.«
Die Flasche war unterdessen leer. Ich stellte sie zu dem
Haufen von anderen leeren Flaschen, der seit meinem Einzug in Daphnes Haushalt beständig gewachsen war.
»Ich bringe die leeren Flaschen morgen Früh zum Container«, sagte ich.
Daphne starrte den Haufen an, als hätte sie ihn zum ersten Mal gesehen. »Mein Gott, ich weiß, dass die Jungs in
letzter Zeit häufiger da waren als sonst, auch wenn ich sie
nie ermuntere zu bleiben. Ich meine, ein Glas Wein, vielleicht zwei, das ist alles, was ich ihnen anbiete. Sie und ich,
wir beide haben doch unmöglich diesen ganzen Stapel dort
leer gemacht, oder?«
Ich hielt es überhaupt nicht für unmöglich.
Es war inzwischen fünf Uhr morgens, und für mich lohnte es kaum noch, wieder zu Bett zu gehen. Daphne legte sich
noch einmal hin, doch ich blieb wach und aß zusammen
mit Bonnie ein paar Weetabix. Um sechs Uhr duschte ich,
zog mich an und verließ das Haus in Richtung Laden.
    »Morgenstund hat Gold im Mund«, begrüßte mich Ganesh
mit einem Stapel Zeitungen auf dem Arm, die in der Nacht
vor dem Laden angeliefert worden waren.
»Mir blieb keine große Wahl.« Ich berichtete ihm von
unserem nächtlichen Abenteuer.
    »Ich hab dich gleich gewarnt«, sagte er. »Diese beiden
Halunken geben nicht eher Ruhe, als bis sie dich aus der
Wohnung vertrieben haben.«
    »Daphne hat erzählt, dass ihre Mutter eine weiße Hexe
gewesen ist, kein Witz, Gan.«
Er sah mich besorgt an. »Man sollte diese Dinge auf sich
beruhen lassen«, sagte er. »Es ist nicht gut, sich darauf einzulassen. Man kann nie wissen.«
»Vielleicht fange ich aber damit an«, entgegnete ich. »Alles
andere scheint für mich nicht zu funktionieren, weißt du?«
»Mach keine Witze darüber!«, drängte er. Dann räusperte
er sich, und ich begriff, dass er mir eine Rede halten wollte.
»Du musst gleich nach Weihnachten dort ausziehen, etwas anderes bleibt dir nicht übrig«, sagte er. »Selbst wenn das
Wohnungsamt dir keine vorübergehende Unterkunft zuweist. Wenn du nicht hier in der Wohnung schlafen willst,
kannst du ja in Onkel Haris Garage übernachten, bis er zurückkommt. Aber du kannst nicht bei Daphne bleiben. So
seltsam die Knowles-Brüder auch sein mögen und so
schwierig das Verhältnis zwischen ihnen und Daphne ist, sie
sind ihre Neffen, und du solltest dich nicht zwischen Daphne und ihre Familie stellen.«
»Selbst dann nicht, wenn sie versuchen, Daphne zu
betrügen?«
»Das ist eine Familienangelegenheit, Fran!«, sagte er halsstarrig. »Daphne ist kein Dummkopf! Sie weiß, wie ihre
Neffen sind. Es liegt an ihr, ob sie dieser Sache ein Ende bereitet oder nicht.«
Vermutlich hatte er Recht. Daphne musste ihre eigenen
Entscheidungen treffen. Es war wie mit Tig. Entweder akzeptierte sie ihre Familie, oder sie ließ es bleiben. Und wenn
sie einen Entschluss gefasst hatte, musste sie damit leben.
Genau wie jeder andere auch.
    Kurz nach elf an jenem Morgen rief Pferdeschwanz im Laden an. Nach der aufregenden Nacht, weil ich übermüdet
war und weil es im Laden einigen Stress gegeben hatte, war
es mir irgendwie gelungen, diese Geschichte für ein paar
Stunden zu vergessen.
    Als das Telefon läutete, nahm ich den Hörer ab und

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