Granger Ann - Varady - 03
Dinge
wegzunehmen. Am nächsten Morgen wären Charles und
ich vorbeigekommen und hätten die verschwundenen Sachen zurückgebracht, um dir deutlich zu machen, wie leicht
es für einen Einbrecher ist, in dein Haus einzudringen.«
»Ein Einbrecher hat in der Regel keinen Reserveschlüssel«,
sagte ich.
»Verdammt, ja!«, räumte Bertie ein. »Weder mein Bruder
noch ich sind professionelle Einbrecher! Woher um alles in
der Welt sollen wir wissen, wie man ohne einen Schlüssel in
ein Haus einsteigt?«
»Und was«, sagte Daphne, »wenn ich die Polizei gerufen
hätte, bevor ihr am Morgen vorbeigekommen wärt?«
»Ah«, sagte Bertie und blickte selbstgefällig drein. »Daran
haben wir auch gedacht. Wir wussten, dass du dieses Zimmer
nicht häufig benutzt, dass du unter der Woche nie hineingehst, außer am Wochenende, wenn wir zu Besuch sind. Wir
wussten von der Sammlung auf dem kleinen Tisch. Ich wollte
nur ein oder zwei Dinge mitnehmen. Es war höchst unwahrscheinlich, dass du es bemerkt hättest, selbst wenn du einen
flüchtigen Blick hineingeworfen hättest.«
Ich hatte die ganze Zeit mit wachsendem Zweifel gelauscht. »Oder«, sagte ich nun, »Daphne hätte geglaubt, dass
ich sie eingesteckt habe, nicht wahr? Oder einen Komplizen
ins Haus gelassen hätte, der sich mit der Beute aus dem
Staub gemacht hätte und allem anderen, das er finden
konnte. Ich verstehe nicht, warum Sie diese Einkaufstasche
mitgebracht haben, wenn Sie nur zwei Teelöffel wegnehmen
wollten und weiter nichts.«
»Ja«, sagte Daphne grimmig. »Bist du sicher, dass das alles nicht ein erbärmliches Komplott war, um die arme Fran
loszuwerden?«
»Sieh dir doch nur an, in welcher Gesellschaft sie sich
aufhält!«, keifte Bertie. »Als Charles vor ein paar Tagen zu
Besuch war, hat er sie allein in deinem Haus vorgefunden!
Sie hätte alles durchsuchen und jeden Gegenstand von Wert
einstecken können, den du hast! Tante! Wir glauben, du bist
nicht recht bei Trost, weil du sie eingeladen hast, bei dir zu
wohnen! Ich bin überrascht, dass die Polizei dich nicht vor
ihr gewarnt hat! Oder hat sie es getan? Um Himmels willen,
Tante, siehst du denn nicht, dass wir nur in deinem besten
Interesse gehandelt haben?«
»Das ist nun wirklich genug!«, schnaubte Daphne. »Ich
höre mir dieses Geschwätz nicht eine Sekunde länger an!
Wo ist dein Bruder?«
»Er hat um die Ecke im Wagen gewartet«, jammerte Bertie elend. »Aber wahrscheinlich hat er inzwischen Fersengeld gegeben und ist nach Hause gefahren.«
»Er ist wohl kaum loyal, wie?«, schimpfte Daphne. »Aber
vermutlich sollte ich das weder von Charles noch von dir
erwarten, Bertie. Ihr seid beide nichts weiter als erbärmliche
Feiglinge.«
Bertie öffnete den Mund, um zu protestieren, doch dann
überlegte er es sich und schwieg.
»Du gehst nun besser«, sagte seine Tante. »Sei so nett und
ruf morgen Früh nicht an oder besuch mich oder schreib
mir auch nur einen Brief. Es wird eine ganze Weile dauern,
bis ich einen von euch beiden wieder sehen oder hören
möchte.«
Bertie stand auf, sammelte seine Skimaske und seine Einkaufstasche auf und blieb unsicher stehen.
»Worauf wartest du?«, fragte Daphne.
»Hör zu, Tante«, sagte er. »Wenn Charles mich hier zurückgelassen hat … ich meine, wie soll ich nach Hause
kommen?«
»Zu Fuß!«, herrschten Daphne und ich ihn gleichzeitig
an.
Bonnie bellte zustimmend.
Nachdem Bertie gegangen war, holte Daphne die Flasche
Wein hervor, die wir am Abend angefangen hatten, und
schenkte zwei Gläser voll.
»Ich kann es nicht glauben«, sagte sie und nahm einen
Schluck. »Das Schlimmste von allem ist, man weiß nicht, ob
man lachen oder weinen oder ob man vor Frustration einfach
nur schreien soll. Was hat er eigentlich geglaubt, wie er aussieht in diesem albernen Pullover und der Skimaske? O mein
Gott!« Daphne stieß ein hysterisches Lachen aus.
Ich amüsierte mich über den Gedanken, wie die beiden
Streichhölzer gezogen hatten, um zu entscheiden, wer den
Einbruch durchführen sollte. Schade, dass es nicht Charlie
gewesen war, den ich in Daphnes Salon überrascht hatte.
Das wäre süße Rache gewesen dafür, dass er mich in meinem Schlafzimmer in die Ecke gedrängt hatte.
Daphne stieß einen Seufzer aus. »Wahrscheinlich ist ihre
Erziehung daran schuld. Ihre Mutter war eine sehr merkwürdige Frau. Sie hat sich mit okkulten Dingen befasst.«
»Ich werd verrückt«, sagte ich beeindruckt.
Daphne winkte mit dem Weinglas in der Hand ab. »Sie
hat
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